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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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nicht. Denk doch daran, wie er gestorben ist! Er ist ja regelrecht gepfählt worden! Das war zu persönlich, so voller Hass.«
    Die beiden Frauen sahen sich an. Ich mag sie so gern, dachte Emma. Ich will nicht, dass das jetzt zwischen uns steht. Sie beugte sich vor und sagte wieder mit leiserer Stimme.
    »Bente, ich will den Job nicht. Du weißt, wie viel ich von dir halte. Mir gefällt nur dieses Geschachere von Schulenburg nicht.«
    Bente nickte. Sie versuchte ein Lächeln und sah Emma von der Seite an.
    »Was ist mit dir? Du wirst bedroht, Emma. Wenn du Angst hast, dann ziehe ich dich von der Geschichte ab.«
    »Auf gar keinen Fall.« Emma biss sich auf die Lippen und überlegte. »Ich werde mich darum kümmern. Ich ruf den Anwalt an, Weiß. Der scheint sich ja mit so was auszukennen.«
    Bente nahm ihre Notizen und stand auf.
    »Tu das. Und fahr nicht mehr allein da raus, okay?«
    Emma suchte in ihrem Telefonverzeichnis nach der Nummer. Zerstreut nickte sie. Bente seufzte und ging zu ihrem Platz.
    Der Anrufbeantworter meldete sich. Emma lauschte der Stimme von Konrad Weiß, die sie so mochte, und bat ihn dann um einen Rückruf. Enttäuscht legte sie wieder auf. Sie hätte gern mit ihm gesprochen.

Berlin, Zehlendorf
    M it roten Wangen und noch feuchtem Haar saß Johann vor dem Fernseher und verfolgte die Abenteuer von Jim Knopf in der Drachenstadt. Blume lehnte am Türrahmen und beobachtete ihn. Mit offenem Mund starrte der Junge auf den Bildschirm, er lachte und staunte, und einmal schrie er leise, als der Drache Mahlzahn auf Jim Knopf losging. Manchmal schlief Johann schlecht, wenn die Gutenachtgeschichten zu abenteuerlich gewesen waren. Er war ein empfindliches Kind.
    »Bleibst du zum Essen?«
    Karin rief aus der Küche. Er ging die paar Schritte zu ihr und sagte: »Gern.«
    Karin trug wie immer Jeans und ein verwaschenes Shirt. Ihre langen blonden Haare hatte sie zum Zopf geflochten. Sie schnitt Brot ab. Auf dem Tisch standen Käse und Schinken, Tomaten und ein Glas Nutella. Er runzelte die Stirn.
    »Schokozeug am Abend?«
    Sie hielt mitten in der Bewegung inne, drehte sich aber nicht um. Sofort bereute er seine Bemerkung.
    »Entschuldige.«
    Sie nickte und schnitt weiter. Er goss Wasser in den Kocher und füllte Tee in die Kanne. Alles war ihm vertraut hier. Diese Kanne stammte aus einer Töpferei in Rügen, sie hatten sie auf dem Heimweg von einem Urlaub gekauft. Kurzurlaub, würde Karin sagen. Bei der vielen Arbeit hatte es immer nur dafür gereicht.
    Karin ging zum Wohnzimmer und schloss die Tür. Die Musik der Augsburger Puppenkiste drang jetzt nur noch leise bis zu ihnen in die Küche. Sie kam zurück und lehnte sich an die Küchenzeile.
    »Ich möchte, dass Johann die Schule wechselt.«
    »Was, warum denn?«
    Das Wasser kochte. Blume goss es in die Teekanne. Karin seufzte.
    »Er zeigt es nicht so, aber das nimmt ihn ganz schön mit. Erst dieser Jugendliche, den sie auf der Parkbank gefunden haben. Und dann sein Lehrer. Er …«
    »Karin, der Jugendliche war fünfzehn. Johann geht erst in die erste Klasse.«
    »Du nimmst das nicht ernst.«
    »Und du kannst ihn nicht vor der Welt bewahren.«
    Karin setzte sich an den Küchentisch und nahm ein Stück Brot. Sie schob es auf ihrem Teller hin und her.
    »Ich hab mich erkundigt. Die Franziskaner würden ihn als Externen aufnehmen. Wegen des Geldes brauchst du dir keine Gedanken machen, ich habe meinen Vater gefragt, er würde uns helfen.«
    Blume biss sich auf die Lippen. Sein Exschwiegervater hatte ihn nie gemocht. Ein Polizist war nicht das Richtige für seine Tochter.
    »Wir brauchen deinen Vater nicht. Wenn es dir so wichtig ist, zahle ich das Schulgeld.«
    Karin formte kleine Brotkügelchen.
    »Du musst mir nichts vormachen. Ich weiß doch, wie …«
    »Ich werde befördert. Bald.«
    Kaum war es gesagt, bereute er es.
    »Ach Edgar, das freut mich für dich.«
    »Aber das ist noch …«
    »Wem sollte ich das schon erzählen.«
    Er stellte die Kanne mit dem heißen Tee auf den Tisch und setzte sich neben sie. Sie sah ihn an und lächelte. Ihm fiel auf, dass sie sich nicht mehr schminkte.
    »Du siehst gut aus. So natürlich.«
    »Norbert hat es so besser gefallen.«
    Sie schwieg. Norbert war zu seiner Frau zurückgegangen. Blume hatte ihn nicht gemocht, aber er gestand sich ein, nicht sonderlich neutral gewesen zu sein. Karin sah starr geradeaus, sie schien mit den Tränen zu kämpfen. Blume verspürte einen Stich. Sie vermisste den anderen noch. Er legte

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