Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)
ab, pustete leicht auf die unversehrte Hälfte der Zigarette und steckte sie wieder in die Schachtel.
»War Schneider dabei?«
»Na klar. Hat aber nicht viel gesagt. Du …« Andreas legte ihr die Hand auf den Arm, »ich muss wieder rein. Biste so lieb und bringst mir noch ’nen Kaffee mit?«
Emma nickte, Andreas drückte ihr den Arm und ging schnell zur Glastür. Bevor sie noch etwas fragen konnte, war er außer Hörweite.
Emma nickte den anderen Kollegen zu und stellte sich in der Kantine an die Kaffeebar. Während sie noch einen Espresso in den Cappuccino laufen ließ, fragte sie sich, wann sie das letzte Mal in Ruhe mit ihrem Onkel geredet hatte. Immer ging es um Abgabetermine, Pressekonferenzen und Beitragslängen. Nie hatte sie den Verdacht gehabt, dass die Arbeit ihn langweilte oder überforderte.
Sie stellte den zweiten Becher unter die Düse und wiederholte die Prozedur. Schneider hatte ihr im letzten Jahr den Rücken freigehalten. Er fragte nicht viel nach, solange die Ergebnisse stimmten. Er hatte kaum ein Thema, das sie wichtig fand, fallen lassen und ihre Einschätzung der Informationslage aus dem Ü-Wagen heraus in den meisten Fällen akzeptiert.
Die Becher waren heiß, Emma nahm eine Serviette und wickelte sie darum. Wer würde seinen Platz einnehmen? Und was bedeutete das für ihre Arbeit?
»Danke. Ich geb dir gleich den Euro.« Andreas hob den Blick nicht vom Bildschirm. Es war kurz vor sieben.
»Vergiss es. Sag mal, ist schon klar, wer Schneiders Job übernimmt?«
Andreas schickte die Datei in den Speicher des Sendestudios, stand auf und griff schnell nach dem Kaffee.
»Hat sie dir das nicht erzählt? Mann, ist der heiß.«
Eine Minute vor sieben. Andreas hatte es eilig. Er ging rasch zur Tür und sagte über die Schulter.
»Bente.«
Die Tür klappte. Emma starrte ihm mit offenem Mund hinterher.
D ie Mail aus der Verkehrsredaktion war da. Emma überflog sie und nahm sich vor, Ariane beim nächsten Kollegengrillen auf der Dachterrasse eine Riesenwurst zu spendieren. Dann wählte sie Blumes Nummer.
Er ging ran. Seine Stimme klang leise und vor unter drückter Wut heiser:
»Sag mal spinnst du? Du erzählst im Radio von der Schießerei auf den Vater? Ich denke, wir hatten uns da geeinigt?«
Emma griff sich einen Bleistift und schloss die Faust darum.
»Vielleicht änderst du mal deinen Ton. Ich bin keine Polizistin, die du rumscheuchen kannst.«
Blume schwieg für einen Moment. Emma hörte Was ser platschen und eine Kinderstimme, vermutlich Johann, der etwas erzählte. Dann sprach Blume wieder, und seine Stimme klang etwas ruhiger.
»Also, was hast du dazu zu sagen?«
Emma holte Luft und sagte: »Ich habe dir nichts zugesagt. Die Zeitspanne war das Äußerste. Ich hab dir stundenlangen Vorsprung gegeben.«
»Es gab Anrufe in der Pressestelle. Deine Konkurrenz wollte Stellungnahmen, und wir hatten noch nicht geklärt, was rausdurfte. Unser Pressemann rief mich an, aber ich konnte ihm auch nichts sagen. Das sah ganz schön blöd aus. Entschuldige bitte meinen Ton eben, aber ich finde trotzdem, du hättest uns informieren müssen.«
»Das mache ich ja gerade.«
»Bisschen spät, finde ich.«
Emma kritzelte auf der ausgedruckten Mail vor ihr herum.
»Ich wollte nicht riskieren, dass du sagst, das kann ich heute nicht mehr bringen.«
»Sowas Ähnliches hab ich mir schon gedacht.«
Beide schwiegen für einen Moment. Dann rief Johann etwas, und Blume legte den Hörer beiseite. Andreas kam aus dem Sendestudio zurück und ging an ihrem Schreibtisch vorbei. Er zwinkerte ihr zu, sie grinste. Dann war Blume wieder dran, und Emma sagte: »Pastor Brinkmann hat mir gesagt, Lukas habe ihn angerufen. Am Morgen, kurz bevor er starb.«
Sie wartete ab, aber Blume sagte nichts. »Kannst du mir sagen, wann genau?«
»Wieso kommst du denn jetzt darauf? Warte mal eben.«
Er bat Johann, aus der Badewanne zu kommen. Wie weich seine Stimme klang, wenn er mit ihm sprach! Johann erbettelte sich noch ein paar Minuten, es klang wie ein gewohntes Ritual. Dann war Blume wieder am Hörer.
»Wieso willst du das wissen?«
Mit dem Bleistift in ihrer Hand umkreiste sie die Worte auf der E-Mail. »Ich sage es dir, wenn du mir antwortest.«
Blume holte Luft, aber dann war er doch zu neugierig. Emma hörte, wie er auf seinem Smartphone herumtippte.
»Gegen 6 Uhr 20. Das Gespräch dauerte knapp 3 Minuten.«
Emma notierte sich die Zeiten. Dann sagte sie:
»Rocco Schmitz ist damit raus. Er hat Lukas nicht
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