Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)
seine Hand auf ihre. Sie lächelte, jetzt fielen glitzernd ein paar Tropfen. Sie legte ihm die andere Hand an die Wange und zog seinen Kopf dicht zu sich. Er flüsterte:
»Wir wollten doch nur eine Pause. Und dann war er da, und alles war auf einmal so endgültig.«
Sie legte ihre Wange an seine und sagte: »Ich hatte Angst. Du warst so weit weg, und ich wollte nicht allein zurückbleiben.«
Blume versuchte sich ihr zu entziehen, aber sie hielt ihn dicht bei sich. Er brummte: »Jetzt bin ich schuld, dass du sofort einen Neuen hattest, oder was?«
Sie schüttelte den Kopf und lehnte sich an ihn. Blume konnte ihr Herz klopfen spüren, und seine Wut verrauchte. Leise sagte er: »Ich fühlte mich so ersetzt. Ich dachte, er nimmt mir meine Familie.«
Ihr Atem streifte seine Wange. Ihr vertrauter Duft ließ ihn die Augen schließen. Er spürte ihre Lippen und öffnete seinen Mund.
»Zu Ende, Mama!«
Johann kam hereingestürmt und stoppte abrupt, als er seine Eltern sah, die so eng beieinander saßen und jetzt zurückwichen. Karin erwiderte etwas, sie klang erleichtert und wischte sich flüchtig die Wangen trocken. Der Junge ging langsam zu Blume und schmiegte sich an ihn. Blume strich ihm über das Haar und sah Karin an. Sie lächelte.
Berlin, Charlottenburg.
Redaktion BerlinDirekt
A uf ihrem Platz im Redaktionsbüro stützte sich Emma mit ihren Ellenbogen auf den Schreibtisch und scrollte missmutig durch die Seiten im Web. Sie las noch einmal den Aufruf, sie zu belästigen, dann klickte sie schnell weiter zum Trauerblog um Lukas Brinkmann. Sie ging die Einträge durch, er sitzt in Asgard, Thors Hammer soll den Mörder treffen, er war der Klingsor. Keiner der fiktiven Namen ließ auf einen Thomas schließen. Dann blieb ihr Blick an einem neuen Eintrag von Frid hängen – »er war ein Mann von Adel«, hatte sie gepostet. Ein Mann von Adel? Ob die Lehrerin wusste, wo der Jugendfreund von Lukas Brinkmann steckte?
Emma seufzte und breitete vor sich die kopierten Artikel aus dem Zeitungsarchiv aus. Bente kam herein. Emma sah sich um – sie waren mal wieder die Letzten im Büro. Bente kam zu ihr und setzte sich auf ihren Schreibtisch.
»Sitzt du immer noch an der Sache?«
Emma schob ihr die Artikel aus den 80er Jahren hin.
»Ich krieg das einfach nicht aus dem Kopf. Der Pastor hat gesagt, dass hier alles anfing. Und ich glaube, dass seit damals noch eine Rechnung offen ist.«
Bente zog sich einen Schreibtischstuhl vom Nachbartisch heran und durchforstete die Kopien.
»Was ist das hier?«
»1987 gab es einen Überfall in der Zionskirche. Ostdeutsche Neonazis prügelten auf die Besucher eines Konzerts ein. Element of Crime. Schon mal davon gehört?«
Bente schüttelte den Kopf.
»Was hat das mit dem Fall zu tun?«
»Lukas Brinkmann war dabei. Außerdem sein bester Freund mit Namen Thomas. Ein paar Typen sind verknackt worden. Jugendarrest, richtig lange Haftstrafen. Thomas wurde später ausgewiesen.«
Bente sah sie abwartend an. Emma drehte sich wieder dem Bildschirm zu und blätterte durch die Artikel:
»Ich suche die vollständigen Namen der Jugendlichen, die damals aufgegriffen wurden.«
»Mmmh.«
Bente kaute auf ihrer Lippe und meinte:
»Jugendliche aus der DDR ? Ich glaube kaum, dass sie der Presse die Namen verraten haben.«
Sie überlegte. Emma blieb still und wartete ab.
Bente setzte sich an ihren Computer. Sie trommelte mit den Fingern am Rand der Tastatur:
»Das fällt ein bisschen durchs Raster. Die Antisemitismusforschung hat sich hauptsächlich mit westdeutschen Neonazis beschäftigt. Im Osten hieß es ja offiziell, so etwas gäbe es da gar nicht.«
Emma wies auf ihren Computer. »Das hat sich mit diesem Vorfall verändert. Die SED musste zum ersten Mal zugeben, dass es auch im Osten organisierte Gruppen von Neonazis gab.«
Bente schien eine Idee zu haben. Sie setzte sich aufrecht an ihren Rechner und rief eine Excel-Datei auf. Sie klickte sich durch Telefonnummern und sagte über die Schulter zu Emma:
»Es gab mal einen in der Gedenkstätte Berliner Mauer, der hat sich vor allem mit Jugendlichen in der DDR beschäftigt. Na ja, eigentlich mit denen, die versucht haben, über die Mauer zu fliehen. Aber vielleicht haben wir Glück.«
Emma sah zur Uhr. »Um diese Zeit ist der doch garantiert nicht mehr im Büro.«
Bente zwinkerte ihr zu. »Ich hab seine Handynummer.«
Sie fand, was sie suchte, und wählte.
»Er heißt Martin Hufke.« Sie wartete, bis jemand abnahm, dann hellte sich ihr
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