Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)
seine Arme verschränkte und sie musterte. »Der Mordfall Lukas Brinkmann ist aufgeklärt. Ich komme rein und mach es live.«
Harms hielt sich vor sechs Uhr nicht mit vielen Worten auf. Er fragte nur: »Wann?«
»Ich bin noch in Brandenburg. In einer Stunde bin ich da.« Sie beendete das Gespräch und stapfte zum Auto. Blume stellte sich ihr in den Weg.
»Du kannst nicht fahren, Emma. Du hattest einen Schock. Ich lass dich so nicht gehen.«
Sie blieb stehen und fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. »Dann sag einem von deinen Leuten, dass er das Auto fahren soll. Ich werde auf jeden Fall jetzt zum Sender fahren.«
»Nein.«
Erstaunt sah sie ihn an. »Sag mal, spinnst du?«
»Ich kann dich nicht gehen lassen.«
»Dann versuch doch mal, mich aufzuhalten.«
Sie drückte auf den Türöffner, und der Wagen leuchtete auf. Als sie die Hand am Türgriff hatte, legte Blume seine darüber.
»Gut, aber lass uns vorher abklären, worüber du redest. Sonst lass ich dich verhaften, ich schwör’s dir.«
Sie sah ihn wütend an. »Steig ein.«
Sie öffnete die Tür und ließ sich in den Sitz fallen. Sie schloss kurz die Augen. Das Adrenalin rauschte noch immer durch ihren Körper, sie war hundemüde und gleichzeitig mit allen Sinnen auf Empfang. Blume setzte sich neben sie. Als sie sich drehte, sah sie, dass auch er die Augen geschlossen hatte. Für einen Moment überkam sie große Zärtlichkeit, und sie hätte gerne die Hand nach ihm ausgestreckt. Er öffnete die Augen und sagte:
»Okay, sag mir, was du erzählen willst.«
Sie setzte sich aufrecht hin und räusperte sich. »Der Mord ist aufgeklärt. Ein Jugendfreund hat ihn getötet, weil er ihn an die Stasi verraten hat. Der Täter, Christian Eichwald, war der Bürgermeister des Heimatortes, außerdem ein Strohmann der Rechten Liga. Der Mann hat sich nach seinem Geständnis selbst getötet.«
Blume nickte. »In Ordnung.«
»Das Mordopfer war Teil eines Drogenrings, das die gefährliche Droge Crystal in Umlauf brachte. Auch die Rechte Liga, dessen Mitglied Lukas Brinkmann war, ist in das Drogengeschäft verwickelt. Die Polizei hat heute Nacht Razzien in Parteibüros und Privatwohnungen durchgeführt. Die Beweise sollen die Grundlage für einen neuen Verbotsantrag gegen die Rechte Liga bilden.«
Blume sah durch die Windschutzscheibe. »Wie spät willst du damit rauskommen?«
»Nicht vor sechs.«
»Einverstanden.«
Emma schloss erneut die Augen, um sich zu konzentrieren.
»Im Zuge der Ermittlungen gab es auch Geständnisse in Bezug auf den Drogentod des Jugendlichen Marlon Siebenbacher. Männer aus dem Umfeld der Rechten Liga, darunter das Mordopfer Lukas Brinkmann und der Täter Christian Eichwald, legten den Jungen in Berlin vor einer Disko ab, wo er starb. Noch immer laufen Männer frei herum, die sich zumindest der unterlassenen Hilfeleistung, vermutlich der fahrlässigen Tötung schuldig gemacht haben. Der Fall muss neu aufgerollt werden.«
»Nein.«
Erstaunt riss Emma die Augen auf.
»Warum nicht?«
»Marlons Tod wird nicht erwähnt.«
Sie drehte sich zu Blume.
»Sie haben Marlon krepieren lassen. Sie haben ihn einfach aus dem Auto gekippt. Er war 15, Blume!«
Blume sah noch immer starr nach vorn.
»Das ist jetzt nicht Bestandteil der Ermittlungen.«
Emma fühlte, wie sie wütend wurde. »Dann werde ich das ändern.«
Jetzt sah er sie an.
»Emma, du …«
»Es gibt immer noch Achim. Er war dabei, das hast du doch selbst gehört. Er muss aussagen, was in der Nacht passiert ist.«
»Das wird er nicht tun. Nicht, bevor der Verbotsantrag durch ist. Achim Schrandt ist unser Hauptzeuge in der Anklage gegen die Rechte Liga. Nur mit ihm können wir den Rechten die Drogengeschäfte nachweisen. Und nur damit bekommen wir den Verbotsantrag durch.«
Emma starrte Blume an. Langsam begann sie zu begreifen. Er sah sie bittend an.
»Achim ist unser Kronzeuge. Wenn er jetzt wegen Mordes angeklagt wird, dann ist er nicht mehr glaubwürdig.«
Emma hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Sie öffnete einen Spaltbreit die Fahrertür. Blume legte seine Hand auf ihren Arm. Emma fuhr herum.
»Hast du es gewusst? Hast du gewusst, dass er dabei gewesen ist?«
Blume zog seine Hand zurück. Er schluckte, dann schüttelte er den Kopf. »Nicht genau. Ich hab befürchtet, dass er da irgendwie mit drinhängt, aber …«
»Vermutlich wolltest du es auch gar nicht näher wissen, oder? Schließlich ist er dein Kronzeuge!«
Blume sah sie bittend an.
»Du hast
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