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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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ich.«
    Er sah sie an und schwieg. Sie rollte langsam vom Kirchplatz. Im Rückspiegel sah sie ihn dort stehen, noch immer regungslos. Dann sah sie nach vorn und gab Gas.

Berlin, Friedenau
    V ielleicht hätte er der Putzfrau doch hin und wieder erlauben sollen, das Arbeitszimmer zu betreten. Mehr Chaos als das vorhandene hätte sie auch nicht anrichten können. Schneider seufzte. Er schloss die Tür, stellte das Fenster auf Kipp und zündete sich eine Zigarette an. In seiner eigenen Wohnung ließ er sich das Rauchen nicht verbieten.
    Jetzt hast du endlich Zeit für deine Projekte, hatte seine Frau gesagt und war zur Arbeit gefahren. Musste sich abhetzen im Verkehr, um nicht zu spät zu kommen. Er konnte sich eine zweite Tasse Kaffee einschenken und die Zeitung in Ruhe zu Ende lesen. Viel Gehaltvolles stand ja nicht drin. Aber er hatte ja vorgesorgt! In seinem Arbeitszimmer lag ein riesiger Stapel Zeitungsausschnitte, alles Artikel, die er irgendwann hatte lesen wollen.
    Er seufzte und spielte mit dem zuoberst liegenden Blatt. Ein Artikel über steigende Aidszahlen in Berlin, das war ihm als Morgenlektüre zu unbekömmlich. Das Blatt darunter war ein Porträt des neuen Polizeichefs, der es dann doch nicht geworden war. Und darunter lag eine Repor tage über die baldige Eröffnung des Großflughafens, längst Makulatur. Schneider seufzte wieder. Er stand auf und überlegte, ob sein Magen noch einen dritten Kaffee vertragen könnte. Seine Frau war jetzt vermutlich schon im Büro, falls sie nicht im Stau stand. Aber er konnte hier in aller Ruhe …
    Als er an seiner Schlafzimmertür vorbeikam, dachte er an den Bücherstapel, der sich neben dem Bett auftürmte. Allein die Buchpreisgewinner! Er ging ins Zimmer, setzte sich auf das Bett und nahm ein Buch zur Hand. Früher hatte er doch auch gern gelesen. Sein Blick fiel auf das Ziffernblatt seiner Uhr. Es war erst sieben. Sie waren immer Frühaufsteher gewesen. Die frühen Vögel gehen zum Radio, hatte sein Chef damals gesagt, nicht der vor Schulenburg, der davor, oder war noch einer dazwischen gewesen?
    Er ging in die Küche und schaltete das Radio ein. Sonst lief es um diese Zeit schon zwei Stunden, aber seine Frau hatte es ausgeschaltet. Das brauchst du jetzt nicht mehr, hatte sie gesagt. Und dass sie ihn beneiden würde! Aber so richtig angesehen hatte sie ihn dabei nicht, sie war schon in Eile. Den Song, den sie spielten, das war doch keiner für das Frühprogramm! Schneider stellte das Mahlwerk ihrer italienischen Kaffeemaschine an und verpasste die Anmoderation. Erst als Emma zu reden begann, hörte er zu. Der Mord war also aufgeklärt. Der Bürgermeister der Stadt, ein Jugendfreund. Und das so kurz vor den Landtagswahlen! Schneider drückte vorsichtig das Kaffeepulver in den Siebträger. Emma klang anders als sonst, dachte er. Mechanisch. Sönke hakte gut nach, daran lag es nicht. Sie redeten über einen neuen Verbotsantrag gegen die Rechte Liga. Spannendes Thema, sehr emotional. Der Espresso rann zähflüssig in die kleine Tasse. War sie nur müde? Immerhin hatte sie sich die Nacht mit der Aktion um die Ohren geschlagen. Aber seit wann machte ihr das etwas aus?
    Er nahm die Tasse und rührte Zucker hinein. Er nahm noch einen Löffel extra, jetzt begann das gute Leben. Der Bericht war zu Ende. Schneider sah sie vor sich, wie sie das Gespräch in Takes auseinanderschnitten, um sie für die Nachrichten und für das backsell am späten Vormittag zu verwerten. Der Bericht war ohne Zweifel die Sensation des Tages. In der Redaktionssitzung würde es das Hauptthema sein. Vielleicht käme sogar Schulenburg und lobte Emma. Sie hätte es verdient. Keine rieb sich so auf wie sie. Er trank einen Schluck, der Kaffee schmeckte süß und heiß. Wenn nur ihre Stimme nicht gewesen wäre. So tonlos. Als interessiere es sie nicht. Als wären ihre Gedanken woanders.
    Er seufzte, setzte sich auf einen Stuhl an den Küchentisch und schlug den Sportteil der Zeitung auf. Es ging ihn nichts mehr an. Er konnte ja endlich tun, was er wollte.

3 Tage später, Freitag, 28. März.
Berlin, Kreuzberg
    M it Ihnen hätte ich jetzt nicht gerechnet.«
    Die tiefen Falten am Mund verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. Weiß stützte sich mit der rechten Hand am Türrahmen ab. Blume sah ihn ernst an und räusperte sich.
    »Ich wäre nicht hier, wenn es nicht sein müsste.«
    Weiß sah ihn neugierig an, dann ging er voraus in die Wohnung. Blume trat über die Schwelle und schloss die Tür hinter

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