Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)
Parteimitglied der Rechten Liga. Der Blog ist vor allem in Berlin und Brandenburg aktiv.«
Bente war die Rechtsextremismus-Expertin der Redaktion. Seit vielen Jahren beobachtete sie die Szene und berichtete darüber.
»Hier«, Bente hielt an und öffnete eine Mitteilung. Emma sah ein schwarzes Emblem, ein Dreibein mit einem nach oben ragenden Stamm.
»Ein Kameraständer?«
Bente grinste.
»Könnte man meinen. Das ist die Yr-Rune, ein altnordisches Zeichen, das den Tod symbolisiert. Die Rechten benutzen so etwas für ihre Todesanzeigen. Dazu der Text: Gewaltsam war sein Tod, er war einer der Besten. Oder hier«, Bente öffnete ein weiteres Dokument.
»Er sitzt jetzt im Asgard, zur Rechten von 18 und 14.«
Emma sagte:
»18 ist doch ein Synonym für Adolf Hitler, oder? AH, der erste und der achte Buchstabe des Alphabets. Aber was bedeutet die 14? Und was ist Asgard?«
»Asgard ist so eine Art Göttersitz der Kampferprobten. Die nordische Mythologie unterscheidet zwei Göttergeschlechter. Die Wanen und die Asen. Die Wanen sind vorrangig Fruchtbarkeitsgötter, die Asen stehen für Kampf und Macht. Zu den Asen gehören auch Odin und Thor, die werden häufig von den Rechten als Symbol benutzt. Sitz dieser Götter ist Asgard.«
»Und die 14? Sind das auch Buchstaben? Also A und ähm, D?«
Bente schüttelte den Kopf.
»Die 14 stehen für die famous 14 words des amerikanischen Neonazis David Lane. Ich krieg sie jetzt nicht zusammen, aber es geht dabei um den Erhalt der weißen Rasse. Lane ist vor ein paar Jahren gestorben. Seitdem sind seine 14 Worte so eine Art Erkennungszeichen in der Szene.«
»Das ist ja alles sehr interessant«, Schneider lehnte sich wieder zurück und verschränkte die Arme, »aber wieso glaubst du, dass es sich dabei um den Toten von heute Morgen handelt?«
Bente sah ihn an.
»Mehrfach wird die Reichshauptstadt genannt, damit meinen die ja wohl Berlin. Ich habe bei der Polizei angerufen, es war der einzige gewaltsame Todesfall heute Morgen. Und außerdem hab ich noch das hier gefunden.«
Sie scrollte bis fast an das Ende der Nachrichtenleiste und öffnete einen weiteren Eintrag.
»Hier.« Emma schob sich noch etwas näher heran und las laut:
»Thors Hammer soll deinen Mörder erschlagen, Du, Klingsor, starbst in aufrechtem Kampf.«
Ratlos sah sie zu Bente. Die Kollegin sagte:
»Thors Hammer ist ein Symbol für die Kraft der rechten Szene. Und Klingsor ist in der nordischen Legende so eine Art Merlin, ein Zauberer. Wie Merlin hat er die jungen Herrscher ausgebildet, deshalb gibt es in den alten Schriften auch noch eine andere Bedeutung für den Namen.«
Emma schaute zu Schneider. Sie sagte:
»Der Lehrer!«
»Ganz genau.«
Einen Moment schwiegen alle drei. Dann räusperte sich Schneider.
»Wenn wir rausfinden, dass der Tote ein Rechtsradikaler war, dann ist das der Hammer! Er war doch Grundschullehrer, oder?«
Emma nickte. Dann fragte sie, an Bente gewandt:
»Gibt es eine Bestätigung der Verbindung von der Partei?«
Bente schüttelte den Kopf.
»Kein Kommentar. Der Pressesprecher der Rechten Liga war ganz beglückt, dass ich ihn anrief, aber zu dem Toten und den Eintragungen wollte er nichts sagen.«
Schneider trommelte mit dem Kugelschreiber auf die Tischplatte.
»Und der BND ?«
»Mein Informant ist im Urlaub. Und finde dann mal jemand anderen an einem Samstag.«
Schneider sah Bente nachdenklich an.
»Ohne Bestätigung kann das nicht raus. Ich ruf Schulenburg an. Und dann überlegen wir uns, wie wir weiter vorgehen.«
Schneider erhob sich ächzend und ging dann rasch über den Flur in sein Büro. Emmas Magen knurrte. Bente lachte.
»Komm, wir holen uns was von unten. Ich hab auch Hunger.«
Die beiden gingen über den Flur zum Empfang. Als sie am Sendestudio vorbeikamen, steckte Bente den Kopf durch die Tür und fragte Susanne, ob sie ihr was mitbringen sollten. Dass sie immer an so etwas denkt, fuhr es Emma durch den Kopf, kein Wunder, dass jeder sie mag. Susanne hielt zur Antwort ihren angebissenen Apfel hoch und schüttelte den Kopf. Immerhin lächelte sie dabei in ihre Richtung.
Sie holten sich belegte Brote am Biostand und Kaffee bei Starbucks. Emma wickelte eine Serviette um den heißen Pappbecher.
»Wahnsinn, wie du dich auskennst. Woher weißt du das alles?«
»Wenn du was mitbekommen willst, musst du dich damit beschäftigen. Sonst verstehst du nichts.«
»Hast du diese Gruppen immer so im Blick?«
Bente lächelte. Sie hielt in jeder Hand einen
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