Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)
total? Nur weil Emma …«
»Ich übernehme die Verantwortung. Was immer hier jetzt geschieht, ich brauche dich in der Regie. Ruf die Schaltzentrale an und bestell eine Leitung.«
»Bente, sag Kalle endlich, er soll den Ü-Wagen bewegen, und du hör auf, einen auf dramatisch zu machen! Ich hab Stunden gebraucht, bis ich auf der Messe …«
»Susanne«, Bente brüllte jetzt ins Telefon, und es war ihr egal, ob die Umstehenden draußen am Ü-Wagen sie hören konnten, »ruf jetzt die Schaltzentrale an!«
Einen Moment war es still, dann sagte die Redakteurin kleinlaut: »Ich weiß gar nicht, was ich da tun muss.«
Bente stöhnte und warf einen Blick zu Kalle. Der kaute angespannt auf einem Bleistift und sah zu ihr rüber. Bente sagte in den Hörer: »Ich ruf gleich zurück.« Sie legte auf und öffnete die Tür des Ü-Wagens einen Spalt. Emma konnte sie in der Menge nicht entdecken. Sie ließ sich in den Sitz zurückfallen und starrte auf das Telefon in ihren Händen. Dann drückte sie entschlossen eine Nummer im Speicher.
»Ja?«
Bente holte tief Luft. »Manni, ich brauche dich. Du musst in die Regie.«
»Was ist los?«
»Ich bin auf dem Friedhof. Emma ist unterwegs, sie ist völlig aufgelöst, wenn ich sie richtig verstanden habe, denkt sie, dass hier gleich ein Anschlag passiert.«
Einen Moment war es still. Dann hörte Bente Schritte, Schuhe auf hartem Boden, Schlüssel klirrten. Schneider sagte:
»Wo ist sie jetzt? Und wo bist du?«
»Sie ist irgendwo auf dem Gelände. Es ist tierisch voll hier, sie versucht zu uns durchzukommen. Ich stehe am Lutherdenkmal.«
»Habt ihr die Polizei informiert?«
»Ich weiß doch noch gar nicht, was los ist!«
Eine Automatik piepste, eine Autotür klappte auf. »Ich bin in zehn Minuten im Sender.«
Emma riss ihren Kopf zur Seite und biss kräftig in die Hand vor ihr. Sie schnappte nach Luft und schrie dann laut auf. Ein paar Leute kamen auf die Gruppe zugelaufen. Der Schlaks ließ sie los und wollte zur Seite verschwinden. Sie holte aus und rammte ihm ihren Fuß zwischen die Beine. Mit einem spitzen Schrei krümmte er sich zusammen. Ein paar Männer und Frauen in Kapuzenpullis und schwarzen Wollmützen mischten sich unter die Rechten und schubsten sie gegen die Mauer. Der Schlaks versuchte, hinter einem Kameraden in Deckung zu gehen.
Emma fühlte plötzlich, dass eine Hand ihren Arm umfasste und sie von der Mauer wegzog. Dunkle Augen unter tiefen Clownsfalten sahen ihr besorgt ins Gesicht. »Bist du okay?«
»Weiß!«
»Du weißt doch – ich hab dich im Blick, Frau Emma.« Mehrere Männer in schwarzen Kapuzenpullis drängten sich nach vorn. Einer stieß den Schlaks hart gegen die Schulter, der Mann schrie leise auf und stolperte nach hinten. Er hob abwehrend die Hände nach oben und machte dann den anderen ein Zeichen. Sie verschwanden in der Menge. Als wäre nichts geschehen, löste sich das Handgemenge auf. Emma wischte sich mit zitternden Fingern den Speichel von der Wange.
»Weiß, ich brauche deine Hilfe!«
»Unglaublich, was die sich trauen. Du solltest sie anzeigen, wir haben ja gesehen, wie …«
Emma legte ihm eine Hand auf den Arm. »Vergiss das jetzt. Du musst mir zuhören! Bring deine Leute von hier weg. Schnell!«
»Eine Farce ist das doch hier. Wir haben vorne Flugblätter verteilt. Die meisten wissen doch gar nicht, was der Brinkmann getrieben hat.«
»Weiß!« Emmas Stimme kippte hysterisch, und die Leute drehten sich nach ihr um. Sie zog mit ihrer Hand den Kopf des Mannes zu sich. Leise sagte sie: »Ich glaube, hier passiert gleich etwas. Ihr müsst von hier abhauen!«
Jetzt nahm er wahr, was sie sagte. Er sah sie befremdet an. »Passieren? Was?«
Sie schluckte. »Ein Anschlag. Ich weiß nicht. Aber diese Frau – es ist noch nicht zu Ende.«
Weiß löste sich von ihr.
»Emma, du hast einen Schock. Du solltest jetzt besser nach Hause gehen und …«
»Nein, warte! Du musst mir glauben. Zieh deine Leute ab, aber sag ihnen nicht, was los ist. Es darf auf keinen Fall eine Panik ausbrechen!«
Der Anwalt musterte sie. »Das hätte ich nicht von dir gedacht.«
»Was? Was ist?«
»Dass du dich so benutzen lässt.« Er sah über die Menge der Köpfe. »Wo ist er?«
»Wer?«
»Dein Polizistenfreund. Der hat dich doch vorgeschickt, damit wir von hier verschwinden.«
Emma starrte ihn an. »Was erzählst du denn da, hast du mir nicht zugehört, du …«
»Ich soll hier verschwinden. Das hab ich auch schon verstanden, als dein Bulle das vor
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