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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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ausgewählt.«
    Emma klickte sich schweigend durch. Vielleicht hatte sie Glück. Sie gab den Namen Lukas Brinkmann ein. Zwei Treffer. Der erste war ein Bericht über ein gemeinsames Schülerprojekt von Berliner und Potsdamer Grundschulen. Emma überflog den Text. Brinkmann wurde als begleitender Lehrer erwähnt, es gab aber keine weiteren Informationen über ihn. Beim zweiten Eintrag tauchte der Name in der Autorenzeile auf. Berichtet wurde über eine alte Mühle in Hofs münde, einem kleinen Ort in der Märkischen Schweiz, die vor dem Verfall gerettet und durch Spenden restauriert werden sollte. Lukas Brinkmann schrieb gefühlsbetont (schwülstig, wie Emma fand) über seine Erinnerungen an die alte Mühle, »in deren Schatten wir als Kinder spielten«. Weiter unten stand eine Adresse und die Kontonummer des Fördervereins zur Unterstützung der Restaurierung. Emma notierte sich das Dorf und suchte im Onlineverzeichnis der Post nach Brinkmann in Hofsmünde. Bingo.
    Hans Brinkmann, schrieb sie vor sich auf ein Blatt. Und die Telefonnummer. Sie griff zum Telefonhörer. Zögerte. Wie spricht man jemanden an, der gerade ein Mitglied seiner Familie verloren hat? Statt der Nummer vor ihr wählte sie noch einmal die Handynummer des Polizeisprechers. Als er abnahm, sagte sie ihren Namen und meinte, ihn leise stöhnen zu hören.
    »Es gibt nichts Neues, Frau Vonderwehr.«
    »Bei mir schon.« Emma zögerte und schaute zu Bente rüber. Die spürte ihren Blick und sah hoch. Emma holte tief Luft und sprach in den Hörer:
    »Haben Sie die Familie in Brandenburg erreicht?«
    Der Mann schwieg einen Moment und sagte dann:
    »Ich werde Ihnen nicht sagen …«
    »Es reicht schon, wenn Sie mir diese Frage beantworten.«
    Wieder Stille. Schließlich sagte der Mann:
    »Ja. Die Angehörigen wissen Bescheid.«
    »Gut, ich danke Ihnen.« Emma legte auf, behielt den Hörer aber in der Hand. Bente stand auf und kam zu ihr an den Schreibtisch.
    »Was ist? Hast du die Familie gefunden?«
    Emma spielte mit dem Zettel vor ihr.
    »Ich denke ja. Der Lehrer mochte Heimatkunde, er hat einen Artikel über eine alte Mühle in Hofsmünde geschrieben. In dem Dorf wohnt ein Hans Brinkmann.«
    »Vermutlich der Vater. Oder ein Bruder.«
    Emma spielte mit dem Hörer in ihrer Hand, schließlich legte sie ihn beiseite.
    »Ich brauch noch einen Kaffee, was ist mit dir?«
    Bente sah sie scharf an.
    »Bring’s lieber hinter dich.«
    »Schon gut.«
    »Wir sind kein Revolverblatt. Frag ihn höflich, ob er mit dir reden will, wenn nicht, dann eben nicht.«
    Emma biss sich auf die Lippen. Sie nahm den Hörer wieder in die Hand. Bente ging an ihren Schreibtisch zurück und sagte leichthin über die Schulter:
    »Vielleicht will er gerne reden. Vielleicht hat er niemanden.«
    Emma holte tief Luft und wählte die Brandenburger Nummer. Während es läutete, drehte sie ihren Bleistift zwischen den Fingern.
    »Ja?«
    »Mein Name ist Emma Vonderwehr. Spreche ich mit Hans Brinkmann?«
    »Ja.«
    Die Stimme war tief und warm, ein älterer Mann, vermutete Emma. Er klang freundlich, das machte ihr es leichter.
    »Herr Brinkmann, ich rufe wegen des Unglücks heute an. Wegen Ihres Sohnes, Lukas Brinkmann.«
    Der Mann schwieg, und eine schreckliche Sekunde dachte Emma, dass sie sich geirrt hätte und der Mann keinen Sohn mit dem Namen Lukas hätte.
    »Es war kein Unglück. Es war ein Verbrechen. Mord.«
    Emma atmete aus.
    »Ja. Es tut mir leid.«
    »Wer sind Sie, und warum rufen Sie an?«
    »Ich arbeite für RadioDirekt. Wir berichten über den Mord.«
    »Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.«
    »Herr Brinkmann«, Emma warf einen Blick zu Bente. Sie hatte eine Zeitung vor sich liegen, aber Emma wusste, dass sie genau zuhörte. »War Ihr Sohn Mitglied einer rechtsradikalen Gruppe?«
    Stille. Jetzt legt er auf, dachte Emma. Schnell sagte sie:
    »Klingsor. War das Ihr Sohn?«
    Wieder keinen Ton. Emma hörte den alten Mann atmen.
    »Wofür arbeiten Sie noch mal?«
    »RadioDirekt.«
    »Und Sie wollen im Radio erzählen, dass mein Sohn rechtsradikal war?«
    »War er es?«
    Der Mann schnaufte. Vielleicht weint er, dachte Emma erschrocken. Sie sagte:
    »Ich berichte erst darüber, wenn wir eine Bestätigung haben.«
    »Er hatte extreme Ansichten. Aber das ist eine längere Geschichte.«
    Emma schluckte einen Kloß in ihrem Hals hinunter. Leise sagte sie:
    »Wollen Sie mir von ihm erzählen? Seine Geschichte?«
    Wieder schwieg der Mann. Dann sagte er, mit gefasster Stimme:
    »Können Sie

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