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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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Ich finde es wichtig, von Anfang an konsequent die Menschen zu schützen, die eingeschüchtert werden sollen. Ich hatte den Eindruck, der Pastor fühlt sich bedroht. Was passiert hier wirklich?«
    »Pastor Brinkmann sagt, was er denkt. Das ist sein gutes Recht.«
    Er schob die Tür noch etwas weiter auf, aber Emma blieb stehen und wartete ab. Eichwald seufzte.
    »Aber ist es nicht Aufgabe eines Kirchenmannes, Frieden zu stiften, anstatt immer wieder für Ärger zu sorgen?«
    Emma setzte sich in den Wagen. Sie sagte:
    »Also überlassen Sie diesen Halbstarken das Feld.«
    Eichwald sah sie jetzt wütend an. Er schien etwas erwidern zu wollen, aber dann überlegte er es sich offensichtlich anders und zwang sich zu einem neutralen Gesichtsausdruck. Emma startete den Motor, und Eichwald warf die Tür des Wagens zu, kräftiger als nötig. Langsam rollte sie vom Parkplatz und sah im Rückspiegel den Mann mit verschränkten Armen hinter ihr herschauen.
    Als sie am Festplatz vorbeifuhr, war keiner der Dorfbewohner mehr draußen zu sehen. Die Plane am Zelteingang war zurückgeschlagen worden, laute Popmusik dröhnte. Deppentechno hatten sie und Jenni das genannt, dachte sie und grinste in Gedanken.
    Am Ortausgangsschild sah Emma im Licht der Auto scheinwerfer ein Kind am Rand der Straße. Sie bremste scharf. Es war August. Er hatte eine Stirnlampe über die Pudelmütze gezogen und zog einen Handkarren hinter sich her, auf dem eine Kiste stand.
    Sie stieg aus und ging die wenigen Meter zurück. Der Junge zerrte mit hochrotem Gesicht am Griff des kleinen Wagens. Emma langte über ihn hinweg nach dem eisernen Stiel und zog den Karren aus dem Matsch. In der Kiste rappelte es. Sie trat einen Schritt zur Seite und schaute den Jungen fragend an. August lächelte.
    »Willst du mal sehen?«
    Emma nickte. August legte die schwere Eisenstange zu Boden und ging um den Karren herum zur Kiste. Er rückte seine Stirnlampe nach vorn und hob vorsichtig den Deckel. Ein Kaninchen drängte sich ängstlich in die Ecke der Kiste. Der Junge strich dem Tier beruhigend über die Ohren.
    »Das ist Burschi. Ein Deutscher Großsilber.«
    Emma lächelte.
    »Sehr schön. Wo willst du denn hin mit deinem Burschi?«
    »Gucken Sie mal, der hat überall graue Haare. Sie glauben bestimmt, der ist schon total alt, oder?«
    »Hätte ich jetzt gedacht.«
    Der Junge lachte triumphierend.
    »Ist der aber gar nicht. Das ist so wegen der Rasse. Der ist erst sechs Monate alt.«
    Er strich dem Kaninchen noch mal über die Ohren und schloss dann behutsam wieder die Kiste. Dann richtete er sich wieder auf
    »Morgen ist doch Rasseschau hier. Er kriegt bestimmt ’nen Preis.«
    »Und da bringst du ihn heute schon hin?«
    »Der Bauer leiht mir den Karren bloß heute. Morgen braucht er ihn selber.«
    »Kann dir denn nicht deine Mutter helfen? Die Frau vorhin im Zelt?«
    August sah sie an.
    »Das ist nicht meine Mutter. Das ist meine Schwester Heike. Die hat kein Auto.«
    »Und der Rocco. Der hat doch bestimmt ein Auto, oder?«
    Betreten sah der Junge auf den Boden.
    »Der wollte Burschi nicht im Wagen haben. Hat Angst um seine Sitze.«
    »Der Rocco scheint ganz schön viel Angst zu haben.«
    August grinste leicht, wurde aber gleich wieder ernst. Emma sah ihn prüfend an.
    »Ist er mit deiner Schwester zusammen?«
    August nickte.
    »Der wohnt jetzt bei uns.«
    »Und, findest du das gut?«
    Der Junge schwieg. Und sagte dann:
    »Seit der da ist, darf ich immer Fußball gucken. Der hat uns einen Riesenfernseher mitgebracht.«
    »Nimmt er dich auch manchmal mit ins Stadion? Er ist doch Fan von Lokomotive Leipzig, oder?«
    August schüttelte den Kopf. »Da darf er nicht mehr hin. Er hat Stadionverbot. Aber das darf man nicht sagen, sonst wird der total wütend.«
    Emma nickte, sie hatte schon vermutet, dass Schmitz zu den berüchtigten Leipziger Hooligans gehörte. Seit der Verein stärker durchgriff und Hausverbote unter den gewalttätigen Fans durchgesetzt hatte, waren die Krawalle zurückgegangen.
    Der Junge hob den Kopf und sah Emma prüfend an. Auf einmal kam er noch einen Schritt näher und stieß hervor:
    »Stimmt das mit Lukas? Ich mein, dass der umgebracht wurde?«
    Emma nickte.
    »Ja. Woher weißt du das?«
    Der Junge zuckte nur mit den Schultern und stierte vor sich hin. Emma forschte in seinem Gesicht nach Trauer, aber der Junge verbarg seine Gefühle.
    »Kanntest du den Lukas?«
    »Der hat manchmal mit mir an der Orgel gespielt. In der Kirche. Der konnte das richtig

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