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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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Kopf.
    »Nein. Wie Sie sehen, habe ich keine Kamera dabei.«
    Jetzt drängelten sich noch mehr Männer nach vorn. Emma stand in einem Halbkreis und wurde schweigend angestarrt. Bieratem schlug ihr entgegen. Einer rief:
    »Mensch, stell doch mal den Schöbel ab, ich versteh ja gar nix!«
    Die Musik brach ab. Emma zwang sich, fröhlich in die Runde zu lächeln. Sie griff in ihre Tasche und zog ihr Mikro raus. Der Mann vor ihr pfiff durch die Zähne und drehte den Kopf zu den anderen.
    »Siehste, hab ich doch gesagt!« Emma sagte mit lauter Stimme:
    »Mein Name ist Emma Vonderwehr, und ich arbeite für das Radio. RadioDirekt aus Berlin. Ein, mhm, ein Sohn der Gemeinde ist gestorben, und wir berichten über ihn.«
    Eine hohe Fistelstimme sagte:
    »Der Sohn vom Pastor, wissen wir schon.«
    Die Männer drehten sich um und gaben den Blick frei für Emma auf einen Mann, der bei der Gruppe um die Musikanlage stand. Er war jung, vielleicht zwanzig Jahre. Er trug Camouflagehosen und einen grauen Kaputzenpulli, auf dem mit gelben Buchstaben das Emblem des Fußballvereins FC Lok Leipzig stand. Sein dunkles Haar war sorgfältig zurückgegelt. Emma machte einen Schritt auf ihn zu, die Männer bildeten eine Gasse für sie.
    »Woher wissen Sie das denn schon?«
    Der Mann stand auf und wandte sich ihr zu. Seine Arme und Beine waren muskelbepackt, dennoch wirkte sein Körper zart. Er guckte ihr starr in die Augen und sprach mit seiner ungewöhnlichen hohen Stimme.
    »So was spricht sich eben rum.«
    Emma hob ihren Arm mit dem Mikrofon bis dicht vor seinen Mund.
    »Dann kannten Sie den Mann? Wie heißen Sie denn? Und können Sie mir von Lukas Brinkmann erzählen?«
    Er sah nicht auf das Mikro, wich keinen Millimeter zurück. Langsam sagte er, während er sie nicht aus den Augen ließ: »Mein Name ist Rocco. Rocco Schmitz. Und Lukas Brinkmann war ein feiner Kerl, wie alle von hier.«
    Emma spürte, wie der starre Blick sie verunsicherte, aber sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Obwohl es sie Überwindung kostete, trat sie noch etwas näher an den Mann heran.
    »Wussten Sie, dass er Mitglied einer rechtsradikalen Partei war?«
    Schmitz lächelte.
    »Nein, das ist mir vollkommen neu.«
    Er drehte seinen Kopf zu den anderen Männern.
    »Doch stimmt, er war mal bei unseren Versammlungen, oder Männer?«
    Sie lachten laut. Emma schluckte. Sie fühlte sich plötzlich eingekreist von einer Gruppe Männer und trat instinktiv einen Schritt zurück in Richtung Ausgang. Sofort schloss sich der Kreis hinter ihr, und sie sah, wie sich zwei Männer von der Theke rechts und links vom Zeltausgang postierten. Der Fußballfan, der sich ihr als Rocco Schmitz vorgestellt hatte, beobachtete sie grinsend. Emma kämpfte mit sich. Sie hatte Angst, sagte sich gleichzeitig, es könne ihr nichts passieren. Dies war schließlich ein öffentlicher Ort. Der Mann mit der Fußballjacke, Schmitz, stellte sich wieder zu seinen Kumpels an die Musikanlage und beachtete Emma nicht weiter. Sie kämpfte mit sich. Am liebsten wäre sie einfach aus dem Zelt gegangen, aber sie wollte vor den Leuten nicht zugeben, dass sie ihr Angst einjagten. Dabei würde sie, was immer sie jetzt noch aufnähme, nicht senden können. In der Hinsicht war ihr Chef unerbittlich – ein bekennender Rechtsradikaler bekam kein Forum auf der Welle. Trotzdem wollte sie jetzt nicht einpacken. Es sähe zu sehr nach Rückzug aus. Sie ging langsam dem Mann mit der Fußballjacke hinterher. Ihr Mikrofon hielt sie noch immer fest in der Hand. Er tat so, als würde er ihr Näherkommen nicht merken. Sie sagte mit lauter Stimme.
    »Er ist ermordet worden, Herr Schmitz.«
    »Für schöne Frauen bin ich der Rocco. Ermordet worden, soso. Naja, läuft ja auch genug asoziales Pack in Berlin herum.«
    Draußen vor dem Zelt tauchte August auf. Er lehnte sich gegen den Pfosten am Eingang und ließ seinen Blick durch die Reihen gehen. Eine junge Frau löste sich aus der Gruppe und lief an Emma vorbei auf den Jungen zu. Emma wandte sich wieder an Rocco Schmitz.
    »Asoziales Pack? Wen meinen Sie?«
    Die Frau riss August unsanft vom Pfosten und schob ihn nach draußen. Der Junge wehrte sich lautstark. Schmitz beobachtete die beiden, während er zu Emma sagte:
    »Na, linke Zecken und Asylanten und so.«
    Er ging an Emma vorbei auf den Jungen und die Frau zu. Er knuffte August sanft in den Rücken und legte beschwichtigend den Arm um die junge Frau. Die hörte sofort auf zu keifen und lächelte ihn etwas verkniffen

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