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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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um die Ecke biegen. Er verschwand in der Tiefgarage. Hier war auch der Nebeneingang, den die Kollegen benutzten, wenn das große Rolltor vom Center noch nicht hochgefahren war. Emma benutzte den Eingang auch zu Stoßzeiten, um den Menschenmassen zu entgehen, obwohl sie dann die fünf Treppen bis zur Funkhausetage laufen musste. Sie sah sich um. Es war noch nicht viel los. Die meisten Geschäfte öffneten erst um neun. Nur der Bäcker, der große Kaufmarkt im zweiten Stock und eine Drogerie warteten schon auf Kunden. Emma holte sich beim Bäcker einen Coffee to go und fuhr dann mit dem Fahrstuhl in die Räume der Redaktion.
    Schneiders Tür war angelehnt, Emma hörte ihn im Vorbeigehen murmeln, vermutlich ins Telefon. Ein schwacher Zigarettenduft schwebte unter der Tür hindurch bis in den Flur. Sie warf einen Blick in die Senderegie, grüßte den Frühredakteur Markus Harms und winkte Sönke durch die Scheibe zu. Der Moderator grinste zurück, Harms ließ nur ein kurzes Brummen hören. Emma hatte sich mittler weile an Harms gewöhnt. Wer jeden Morgen um vier Uhr mit dem Dienst begann, brauchte ihrer Meinung nach auch nicht freundlich sein.
    Bente war schon da. Emma stellte sich vor ihren Schreibtisch und wartete, bis sie hochschaute. Sie sah müde aus, aber sie lächelte. Emma hob den Kaffeebecher:
    »Gratuliere! Du hast es also tatsächlich geschafft, die Bestätigung zu kriegen!«
    Bente lehnte sich zurück und verschränkte die Arme.
    »Der Mann kam gestern Abend um zehn aus dem Urlaub zurück, und heute Morgen rief er mich vor Arbeitsbeginn an. So was nennt man wohl gute Kontakte.«
    Emma ging weiter, schnappte sich im Vorbeigehen die Lokalteile der Zeitungen von Sebastians Schreibtisch und ging zu ihrem Platz. Während ihr Computer hochfuhr, sah sie die Meldungen durch. Alle Zeitungen hatten den Mord. Der Allgemeinen Berliner Zeitung , kurz ABZ, war es sogar gelungen, ein Foto vom Inneren der Wohnung zu schießen. Ein hübscher Nebenverdienst für einen indiskreten Beamten.
    Emma sah einen schmalen Flur, in dem Jacken und Bücher durcheinander auf dem Boden lagen. Mitarbeiter der Spurensicherung standen neben Polizeibeamten. Emma studierte die Gesichter, aber sie konnte Blume nicht unter ihnen entdecken.
    Sie schlug die letzte Zeitung auf. Auch der Bote brachte die Geschichte, Lehrer ermordet aufgefunden, diesmal mit einem Bild weinender Kinder, vermutlich aus dem Archiv der Zeitung gezogen. Anna, 8, schluchzt, er war mein Lieblingslehrer! Emma verzog das Gesicht. Die ABZ und auch der Bote erwähnten, dass Brinkmann ursprünglich aus Brandenburg stammte, hatten aber keinen Hinweis auf den Ort, dabei waren die Töne von ihr aus Hofsmünde bereits am Sonntag gelaufen. Keiner erwähnte die Rechtsradikalen.
    Emma legte die aktuellen Zeitungen beiseite und zog sich die Computertastatur heran. Mit ein paar Klicks öffnete sie das digitale Zeitungsarchiv des Senders und gab den Namen Schmitz, Rocco in das Suchfeld ein. Ein Artikel von 2007 erwähnte Schmitz im Zusammenhang mit den Unruhen im Leipziger Stadion. In einer Reportage aus dem vergangenen Jahr wurde sein Versandhandel unter die Lupe genommen. Der Autor des Artikels hatte inkognito mehrere rechte Versandhäuser angeschrieben und ohne Probleme rechtsradikale Schriften und verbotene Nazi-Devotionalien bestellen können.
    Emma notierte sich ein paar Stichworte, dann wechselte sie in die offiziellen Internet-Suchmaschinen und gab den Namen Blattner, Helmut ein. Sie fand nur wenige neue Eintragungen.
    Die meisten drehten sich um die Zeit in Sachsen nach der Wende und die Verhaftung Blattners kurz danach. Auf den Bildern war der Mann mindestens 20 Kilo schwerer, ein älterer, sportlich wirkender Herr mit zurückgekämmten Haaren und einem arroganten Zug um den Mund.
    Blattner war wiederholt wegen Aufstachelung zum Rassenhass, Verleumdung und Beleidigung verurteilt worden und musste den Parteivorsitz abgeben. In einem Artikel hieß es, Blattner werde auch von den eigenen Leuten wegen seines »diktatorischen Führungsstils« kritisiert. Im vergangenen Jahr tauchte er überraschend an der Seite eines jungen Parteivorstandes bei der Wahl in Sachsen auf. Von einer Funktion im Bundesland Brandenburg war nicht die Rede.
    »Sitzung!«
    Emma sah hoch. Bente stand vor ihrem Schreibtisch, den Bleistift hinter das Ohr geklemmt, die Lokalteile der Berliner Zeitungen und ihr Klemmbrett unter dem Arm. Emma musste lachen.
    »Du siehst aus wie der Praktikant vom Extrablatt

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