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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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Moment. Dann sagte er:
    »Die Verbindung zur Partei ist noch nicht belegbar.«
    »Verdammt.«
    Hirsch lehnte sich für einen Moment mit beiden Armen am Fensterbrett an. Dann drehte er sich wieder um.
    »Die Wahl ist in zwei Wochen, Blume!«
    Blume starrte auf den Schreibtisch, während er heftig antwortete: »Meinen Sie, das wüsste ich nicht?«
    Stille. Blume holte tief Luft und sagte dann mit der gewohnten Ruhe:
    »Wir waren nah dran. Lukas Brinkmann vertraute unserem Mann. Jetzt müssen wir von vorn anfangen.«
    Hirsch wollte etwas sagen, aber Blume schnitt ihm das Wort ab.
    »Er weiß, was auf dem Spiel steht. Für jeden von uns.«
    Der Staatssekretär schwieg. Dann sagte er:
    »Der Haftbefehl liegt bereit. Wir können jederzeit zuschlagen.«
    »Unser V-Mann meldet sich, sobald er etwas in der Hand hat.«
    Der Staatssekretär nickte. Er ließ seinen Blick über die Reihen von Aktenordnern gleiten.
    »Diesmal muss es klappen. Diesmal …«
    Er schwieg einen Moment. Dann sah er Blume mit einem kleinen schmerzlichen Lächeln an.
    »Wussten Sie, dass ich damals noch in Niedersachsen war?«
    Blume schüttelte den Kopf. Hirsch fuhr fort:
    »Sigmar Gabriel war mein Ministerpräsident, er wollte den Verbotsantrag von Beckstein unterstützen. Den Bund erwischte das Ganze kalt, es war ja mitten in der Sommerpause, Kanzler Schröder war gerade auf Mallorca, Otto Schily in der Toskana.«
    Der Jurist nahm sich ein Feuerzeug vom Tisch und drehte es gedankenverloren zwischen seinen Händen.
    »Im August kam dann die Arbeitsgruppe der Länder zusammen. Es stand fünfzig zu fünfzig. Ein paar der Verfassungsjuristen meinten, der Verbotsantrag hätte keine Chance. Wir wollten nicht auf sie hören. Wir standen voreinander und haben uns die halbe Nacht angebrüllt.«
    »Was gab den Ausschlag?«
    »Anfang Oktober brannte die Synagoge in Düsseldorf. Das ganze Land war schockiert. Schröder ließ sich mit Paul Spiegel, dem damaligen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, fotografieren und sagte, er werde das Verbot durchziehen.«
    »Ich erinnere mich. ›Der Aufstand der Anständigen‹«.
    Hirsch nickte.
    »Es war eine politische Entscheidung, keine juristische.«
    Beide schwiegen. Auf dem Gesicht des Älteren zeigte sich eine wütende Entschlossenheit.
    »Diesmal machen wir es andersherum. Wir lassen die Politik außen vor und weisen ihnen klaren Rechtsbruch nach.«
    Blume stand auf. Er zögerte, dann sagte er leise:
    »Der Mord an Brinkmann hat den Fall des Schülers Marlon Siebenbacher wieder in die Schlagzeilen gebracht.«
    Staatssekretär Hirsch runzelte die Stirn.
    »Blume, unser Vorhaben ist jetzt dringender.«
    »Marlon war ein Schüler an Brinkmanns Schule, die beiden kannten sich schon lange. Sie kamen aus dem gleichen Dorf. Nur ein Idiot würde glauben, die beiden Todesfälle hätten nichts miteinander zu tun.«
    Hirsch wollte etwas erwidern, aber Blume sagte schnell:
    »Wir können die wahren Umstände, die zum Tod des Schülers führten, nicht länger geheim halten. Wer weiß, vielleicht hängt der Mord an Brinkmann damit zusammen. Dann würden wir uns schuldig machen.«
    Der Jurist machte einen Schritt auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Wir machen uns an einer ganzen Gesellschaft schuldig, wenn wir es nicht schaffen, diese Partei zu verbieten.«
    Blume schwieg. Er sah nicht überzeugt aus. Hirsch verstärkte den Druck seiner Hand auf die Schulter des Polizeibeamten.
    »Alle Todesfälle werden aufgeklärt. Später. Bis zur Wahl können wir es uns nicht erlauben, unseren Hauptzeugen zu belasten.«
    Blume kämpfte mit sich, dann holte er tief Luft und nickte. Er nahm seine Jacke und ging zur Tür.
    Die Hand an der Klinke, sagte er:
    »Ich bin Polizeibeamter, kein Politiker.«
    Hirsch sagte, lauter als nötig:
    »Dann tun Sie jetzt einfach, was ich Ihnen sage.«
    Blume wollte den Raum verlassen. Der Staatssekretär trat einen Schritt auf ihn zu und fuhr schnell fort:
    »Und noch was …«
    Blume drehte sich zu ihm um und sah ihn fragend an. Hirsch sagte:
    »Sie lassen Ihre Freundin draußen. Kein Wort zur Presse.«
    Blume runzelte die Stirn.
    »Emma sitzt an dem Fall. Sie könnte uns nützlich sein.«
    »Nein. Das ist zu riskant.«
    Staatssekretär Hirsch sagte mit einem Blick auf seine Armbanduhr: »Ich muss wieder in den Ausschuss. Kommen Sie, ich bringe Sie noch zur Tür.«
    Im Foyer kam ihnen Bente entgegen. Sie trug einen schwarzen Wollanzug und hochhackige Schuhe. Über der Schulter hing ihre

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