Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
Vom Netzwerk:
das Plakat der Ausstellung. Wann war er zuletzt im Museum gewesen? Sie hatten sich mit Johann die Dinosaurier im Naturkundemuseum angeschaut, Johann war noch klein und hatte sich vor dem gewaltigen Kopf des Brachiosauriers an die Hosenbeine seines Vaters geklammert. Blume erinnerte sich, wie er damals den Jungen fest im Arm gehalten hatte, wie Karin später im Museumsshop eine Flugsaurier-Handpuppe gekauft und den Jungen damit durchgekitzelt hatte. Aber moderne Kunst? Blume beschloss, mit Karin darüber zu reden. Vermutlich hatte Johann kein großes Interesse an Bildern. Aber war es nicht ihre Pflicht, ihn trotzdem an alles heranzuführen?
    Blume ging rasch die Stufen des Abgeordnetenhauses hoch, zeigte beim Wachpersonal seinen Ausweis und fragte sich zum Ausschuss für Rechtsangelegenheiten durch. Auf seinem Weg kam er an der Galerie der Ehrenbürger vorbei. Blume würdigte die Männer und Frauen, die hier hingen, keines Blickes. Im letzten Herbst hatte Emma durch ihre Recherchen herausgefunden, dass ein ehemaliger Finanzsenator von Berlin ausreisewillige Juden betrogen hatte. Sein Bild war daraufhin entfernt worden.
    Er klopfte im Sekretariat und fragte nach Staatssekretär Hirsch. Die Frau im dunklen Kostüm nickte, hob den Telefonhörer und sprach einige Worte. Sie bat Blume, bei der Sitzgruppe vor ihrem Schreibtisch zu warten, und brachte ihm unaufgefordert ein Glas Wasser. Sie wirkte so tüchtig und makellos, dass Blume sich unwillkürlich unwohl fühlte. Er entdeckte einen Fleck auf seiner Jeans und legte seine Hand mit dem Glas darüber.
    Staatssekretär Eberhard Hirsch kam in langen Schritten auf ihn zu. Blume stand auf und sah ihm entgegen. Der maßgeschneiderte Anzug des Juristen schlotterte um die Schultern. Hirsch wirkte gehetzt, um die Augen bildeten sich schwere Tränensäcke. Langsam setzt ihm die Sache zu, dachte Blume. Hirsch fasste ihn mit einer raschen Geste am Arm.
    »Herr Kommissar, bitte kommen Sie. Tut mir leid, dass ich Sie hierherbitten musste, aber ich komme hier nicht weg, die Autobrände, wissen Sie …«
    Der Staatssekretär zog ihn mit sich den Gang hinunter. Blume machte sich los, um das Glas Wasser abzustellen. Er lächelte der Sekretärin zu, die sich bereits mit einem neuen Besucher unterhielt und ihn nicht beachtete. Hirsch stand hinter ihm und trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Er ging vor ihm den Gang wieder zurück in ein winziges Büro, das voll gestellt mit Aktenordnern Platz für einen Stuhl an einem quadratischen Schreibtisch bot. Mit einer Handbewegung bat er Blume, sich zu setzen, während er selber am Fenster stehenblieb.
    »Klären Sie mich auf, Herr Kommissar, wie ist der Stand der Dinge?«
    Blume setzte sich und sagte:
    »Für die Ermittlungen im Mordfall Lukas Brinkmann ist die 11. Mordkommission von Berlin zuständig. Ich musste den Leiter Hermann Wöns einweihen.«
    Hirsch sah ihn erschrocken an.
    »Sie haben ihm doch nicht alles gesagt?«
    »Nur das Nötigste. Er war sehr verwundert, mich am Tatort zu sehen. Ich musste ihm sagen, dass wir nach den Drogen suchen.«
    Hirsch beugte sich vor.
    »Haben Sie etwas gefunden?«
    »Nein.«
    »Glauben Sie noch immer, dass dieser Hooligan sie hat, wie heißt der noch?«
    »Rocco Schmitz. Ich weiß es nicht, Herr Staatssekretär.« Blume schwieg einen Moment, konnte sich dann aber noch nicht verkneifen hinzuzufügen: »Das wüsste ich jetzt, wenn Sie mir einen Durchsuchungsbefehl genehmigt hätten.«
    Der Staatssekretär runzelte unwillig die Stirn. »Ich habe Ihnen meine Gründe genannt. Wir dürfen nichts unternehmen, was unseren Informanten gefährdet.«
    »Ja, schon gut. Aber wir brauchen unbedingt die Drogen. Sonst ist die Beweislage gegen die Rechte Liga zu dürftig.«
    Hirsch nickte nachdenklich. »Was haben wir bisher?«
    Blume knetete seine Finger. »Schmitz bezieht die Drogen aus Tschechien. Er hat einen Versandhandel, hatte aber in der letzten Zeit große Einkommenseinbußen. Er hat nicht die Rücklagen, um die Drogen vorab zu bezahlen.«
    »Wer kam auf die Idee mit der Partei?«
    »Vermutlich gab der Tote, Lukas Brinkmann, den Anstoß dazu. Er hat einen Teil der Drogen bezahlt, um Rocco Schmitz für die Jugendarbeit der Partei einzusetzen. Schmitz und seine Jungs sind äußerst erfolgreich. Sie überziehen das Land mit Rechtsrockkonzerten, CDs und Sonnenwendfeiern. Erstwähler, die nicht mitziehen, werden massiv eingeschüchtert und bedroht.«
    »Was können wir davon beweisen?«
    Blume schwieg einen

Weitere Kostenlose Bücher