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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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Wehrt Euch!« Eine Frau im Trenchcoat fotografierte wie verrückt. Die Leute begannen gegen die Rufe der Rechten anzuschreien – sie skandierten »Keine Macht den Nazis«. Ein Mann in einem grauen Anzug ging am Rand der Gruppe mit. In seinem gepflegten Business-Stil stach er aus dem Haufen von bunten Althippies und Autonomen mit schwarzen Kapuzenjacken heraus. Obwohl er sich am Rand hielt, schien er eine zentrale Rolle für die Protestler zu spielen. Emma sah, dass sich immer wieder jemand an den Mann wandte, ihn auf etwas aufmerksam machte oder etwas fragte. Der Mann im grauen Anzug gab dann kurze Antworten, nickte oder tippte etwas in sein Smartphone.

Berlin, Schöneberg
    B lume saß auf dem einzigen Küchenstuhl, der heil geblieben war und schloss seine Finger um den Kaffee, den ihm die Lehrerin gemacht hatte. Sie stand mit dem Rücken zu ihm an der Spüle und fuhr immer wieder mit einem Wischlappen über die Armaturen. Seine Fragen hatte sie bisher so knapp wie möglich beantwortet und ihn dabei nicht angesehen – nein, sie wisse nicht, wer ihre Wohnung so zugerichtet habe. Sie habe Lukas Brinkmann gekannt, ja, auch sehr gemocht, aber nichts von seinen rechtsradikalen Überzeugungen gewusst. Blume stellte den Kaffee ungetrunken neben sich auf einem kleinen Holztisch ab.
    »Frau Lorenz, ich finde Sie hier in der völlig demolierten Wohnung, und Sie tun so, als sei gar nichts passiert. Was ist hier los?«
    Die Frau drehte sich zu Blume um. Sie fixierte ihn mit ihren schönen grünen Augen, sagte aber nichts. Blume fragte leise:
    »Wer hat das getan?«
    »Gestern Abend kamen mir im Hausflur zwei Männer entgegen. Ich hab nicht weiter auf sie geachtet. Meine Tür war aufgebrochen. Sie haben alles kurz und klein geschlagen.«
    »Wie sahen die Männer aus? Haben sie sich unterhalten?«
    »Nein, kein Wort. Sie waren groß, wirkten etwas grob. Ich dachte, es wären Handwerker.«
    »Haben Sie Anzeige erstattet?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. Blume fragte: »Warum nicht?« Sie antwortete nicht. Blume seufzte.
    »Sagen Sie mir, was die Männer bei Ihnen gesucht haben.«
    Sie verstummte wieder, sah ihn nur an.
    »Drogen, nicht wahr? Lukas Brinkmann war in Drogengeschäfte verwickelt. Und Sie wussten davon.«
    Sie schüttelte wieder langsam den Kopf. Blume wartete, dann fragte er leise:
    »Haben Sie Angst, Frau Lorenz? Reden Sie mit mir, dann kann ich Sie schützen. Ich könnte…«
    »Ich habe keine Angst.«
    Erstaunt sah er sie an. Die Lehrerin wirkte jetzt ganz ruhig. Sie schien fast ein wenig zu lächeln. Blume wollte etwas sagen, da surrte sein Telefon. Achims Codename stand auf dem Display. Er entschuldigte sich und trat in den Flur. Die Frau nahm die Tasse mit dem kalt gewordenen Kaffee und goss ihn in die Spüle. Blume lehnte sich im Flur an die Wohnungstür und meldete sich halblaut. Aus dem Telefon kamen laute Rufe und Schlachtengesänge, eine Frau schrie, und Glas klirrte. Dann Achims Stimme:
    »Hier passiert gleich was. Die Rechten sind vor Brinkmanns Tür, die Linken fangen an zu prügeln. Du solltest Verstärkung mitbringen.«
    Aus, die Leitung war tot. Blume wählte die Nummer der Einsatzzentrale und meldete den Aufruhr weiter. Dann drehte er sich um. Die Lehrerin lehnte am Türrahmen zur Küche und beobachtete ihn. Blume sagte:
    »Ich muss los.«
    Sie nickte. Er fragte sich, warum sie so ruhig war. Ihr Freund war ermordet worden, ihre Wohnung verwüstet. Trotzdem wirkte sie, als ob sie das alles gar nichts anginge. Blume holte eine Visitenkarte aus seiner Jacketttasche.
    »Wenn Sie mich anrufen wollen, wenn Sie Angst bekommen oder Ihnen doch noch was einfällt …«
    Sie schien ihm nicht zuzuhören. Blume verspürte den Wunsch, diese undurchdringliche Mauer, hinter der die Frau sich verschanzte, zu durchbrechen. Er sagte nach einigem Zögern:
    »Die Drogen, um die es geht, sind gefährliche synthetische Drogen. Ecstasy. Amphetamine. Crystal. Ein Junge ist vor kurzem daran gestorben.«
    Ihr Blick veränderte sich. Ihr Gesicht nahm einen wachsamen Ausdruck an. Blume sprach weiter:
    »Er hieß Marlon. Marlon Siebenbacher. Sie kannten ihn, nicht wahr? Sicher, er ging ja auf Ihre Schule.«
    Sie schluckte. Blume sah, dass sie nach dem Türrahmen fasste und sich dort abstützte. Er trat noch einen Schritt näher an sie heran.
    »Ich habe gehört, er war ein sehr guter Schüler. Er war beliebt bei den anderen, er sah gut aus. Bestimmt haben die Mädchen für ihn geschwärmt.«
    Die Lehrerin wandte sich ab, sie

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