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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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Brandenburg bekommen.«
    Weiß blieb stehen, und sie wäre mit ihrem Rad fast gegen ihn gestoßen.
    »Der Blattner hat das gesagt? Kann ich das verwenden?«
    »Verwenden? Wofür?«
    Weiß lächelte verlegen. Er hatte eine dunkelgraue Mütze über seine Haare gezogen und sah damit jünger aus als in der Kneipe.
    »Für mein neues Buch.«
    Emma überlegte und meinte dann:
    »Sicher. Aber besser lassen Sie sich das vorher noch mal bestätigen. Das Interview war auch auf dem Zoom, den mir Rocco Schmitz zertreten hat.«
    Sie hielten an der nächsten Ampel, obwohl weit und breit kein Auto zu sehen war. Emma sah Weiß von der Seite an.
    »Haben Sie eigentlich Kinder?«
    »Nein. Wieso?«
    »Nur so.«
    »Jetzt wird’s grün.«
    Sie gingen eine Weile schweigend am Kanal entlang. Konrad Weiß war ein schneller Spaziergänger, und Emma musste auf die Wurzeln am Weg achten. Vor dem Urban-Krankenhaus holten sie sich Padam beim indischen Brotverkäufer, fettig und noch warm, und setzten sich auf die Parkbank. Ein Jogger lief an ihnen vorbei, und Emma war froh, dass es nicht Blume war. Dies hier war seine abendliche Strecke. Das Padam war scharf und blies ihre Nase frei. Sie riss sich noch ein Stück ab und fragte:
    »Am Telefon meinten Sie, dieser Hooligan, Rocco Schmitz, sei ein ganz spezieller Freund von Ihnen. Was haben Sie damit gemeint?«
    Weiß wischte sich die Finger an dem Papiertuch ab, das ihnen der Verkäufer mitgegeben hatte.
    »Sagt Ihnen die Bezeichnung Anonymus etwas?«
    Emma nickte. »Die Hacker?«
    »Ja. Sie verschaffen sich Zugang zu privaten Dateien und stellen sie ins Internet. Geheime Dokumente von Regierungen, von korrupten Firmen oder von Nichtregierungsorganisationen. Die Leute sollen sich selbst ein Bild von den Machenschaften solcher legaler Verbrecher machen.«
    Weiß machte eine Pause und kaute auf seinem Brot. Emma überlegte, ob sie diese Einschätzung kommentieren sollte, aber sie beschloss, den Mund zu halten. Weiß schluckte das Padam hinunter und sagte:
    »Vor ein paar Jahren hat Anonymus regelmäßig Nazi-seiten im Internet gehackt. Jeden Freitag war eine Gruppe dran. Blogs, Parteiseiten, Vereinsgruppen und so etwas.«
    Emma nickte.
    »Ich erinnere mich. Nazi-Leaks und die Operation Blitzkrieg.«
    Weiß folgte mit den Augen einem Ausflugsdampfer, der an ihnen vorbeifuhr. Unter der Plexiglashaube sah man viele Hinterköpfe. Nur ein kleiner Junge starrte sie beide an. Vorne stand ein Mann mit Mikrofon, der vermutlich gerade etwas über die Architektur-Häuser auf der anderen Kanalseite erzählte. Das Wasser klatschte gegen die Betonmauer am Ufer.
    »Irgendwann war der Versandhandel vom Schmitz dran. Über 1000 Adressen von Bestellkunden, mit vollem Namen und Anschrift im Internet zu finden. Es gab einen Riesenärger. Viele davon waren brave Bürger, die sich demokratisch gaben. Die Nazifahne soll bitteschön nur im Schlafzimmer hängen, der Nachbar darf davon nichts wissen. Viele Kunden sprangen ab. Schmitz ging beinahe pleite.«
    Weiß strich sich ein paar Krümel von der Hose. Emma fiel auf, wie nah sie nebeneinander saßen.
    »Und wie hängen Sie da drin?«
    Er sah sie an.
    »Ich gab Anonymus den Tipp, sich um Schmitz zu kümmern. Irgendwie hat er das herausbekommen.«
    Emma bot Weiß das letzte Stück Padam an, was er dankend ablehnte. Sie legte sich das Stück auf die Zunge und genoss den scharfen süßen Geschmack. Weiß stand auf, streckte seine Glieder und ging die paar Schritte bis ans Ufer. Emma blieb sitzen und beobachtete ihn. Er wirkte entspannt, aber seine Augen waren immer in Bewegung. Schließlich stand sie auf und trat neben ihn.
    »Hat er sich gerächt?«
    Weiß lächelte. Er nahm einen Stein und warf ihn übers Wasser. Zwei-, dreimal titschte er auf, bis er versank. Weiß nahm die Mütze ab und strich sich das dunkle Haar nach hinten. Emmas Blick fiel auf die Narbe über der Augenbraue.
    »Lassen Sie uns zurückgehen. Ich hab noch eine Menge zu tun.«

Berlin, Charlottenburg, Redaktion BerlinDirekt
    G regor von Schulenburg ließ sich schwer in den Chefsessel fallen. Den ganzen Tag hatte er in Sitzungen verbracht. Draußen war es dunkel, und er fuhr zum ersten Mal heute seinen Computer hoch. Seine Sekretärin hatte ihm Dutzende von Briefen zurückgelassen, sein E-Mail-Ordner zeigte über 100 Neueingänge an. Er seufzte, scrollte über die Einträge und drückte mechanisch Löschen, Löschen. Sein Magen knurrte. Verdammt, er brauchte einen Chefredakteur, der ihm diesen Kram von

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