Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen
in der Klinik verdienten sie wenigstens Geld. Ich selbst erinnere mich mit Grauen an die Zeit, als meine Kinder klein waren. Nächtelang ein zahnendes Baby und morgens am Frühstückstisch rechneten meine Frau und ich dann auf, wer wie oft aufgestanden ist und wer nun diesmal wieder dran ist.«
Väter sollen am liebsten wie Brad Pitt sein
Jeder zehnte Vater, so eine Studie amerikanischer Psychologen, leidet unter postnatalen Depressionen. Und in der Zeitschrift GEO heißt es dazu: »Verschiedene Studien zeigten
zudem, dass bis zu 65 Prozent aller werdenden Erstväter deutliche Schwangerschaftssymptome erleben … Viele erfahren psychische Wechselbäder, fallen in Depression – was auch damit zusammenhängen mag, dass sich Männer während der Schwangerschaft mindestens ebenso große Zukunftssorgen machen wie Frauen.« Und doch geht bereits jeder dritte Vater in Elternzeit, zumindest in Berlin. In einem Brigitte -Interview beschreibt die Politikerin Andrea Nahles die gemeinsame Verantwortung in ihrer Partnerschaft so: »Ich habe zwar gestillt, aber wir waren nie eine Mutter-Kind-Einheit, bei der sich der Vater irgendwo auf einer Planeten-Umlaufbahn befindet.« Immer mehr Männer wollen engagierte Väter sein und nicht außen vor gelassen werden. Und Brad Pitt vor Augen entspricht das genau den Erwartungen der Partnerin: Es macht sich gut, wenn man sich als hingebungsvoller Vater zeigt. Und das Kind im Tragebeutel durch Einkaufsläden trägt.
Ach ja, Sonntage! Partysünden vom Vorabend ausschlafen, Zeitung lesen, Brunch oder nach dem Frühstück noch mal mit der Liebsten ins Bett, Sport machen oder wenigstens gucken. Und jetzt? Der Sonntag beginnt genauso früh wie der Rest der Woche! Nach einem hastigen Frühstück geht
es auf den Spielplatz oder zum Kinderwagenwettschieben in den Park. Unter dem Dreitagebart und hinter der Sonnenbrille blickt man in ermattete Gesichter von anderen »neuen« Vätern, die so tun, als wären sie total happy. Keiner schreit die Wahrheit in den Himmel: »Ich hasse Sonntage! Zu Hause habe ich keine Privatsphäre. Wenn ich telefoniere, hören die Kinder zu, wenn ich Zeitung lese, fragen sie: ›Spielst du mit uns? Uns ist langweilig!‹«, sagt der vierfache Vater Nicolas, 49. »Kinder sind super, aber sie nerven auch. Sich das nicht einzugestehen, halte ich für einen Fehler.« Wie schön, dass wir diesen Fehler immer wieder machen! [Ref13]
Natürlich ist das Leben manchmal ungerecht und das eines Vaters ganz besonders. Vor allem Scheidungsväter können traurige Lieder davon singen, wie es sich anfühlt, als reiner Zahl-Papi nur noch am Rand des Familienlebens, wenn überhaupt, geduldet zu werden. [Ref14]
»Nicht nur das Kind wird einem genommen, rechtelos gegenüber dem eigenen Kind, wird man selbst wieder eines«, schreibt der Schriftsteller Thomas Hettche von der Verzweiflung eines getrennt lebenden Vaters in dem Roman Die Liebe der Väter . Durch die elterlichen Absprachen, die zum Machtkampf werden, bekommen die Väter so einen »Krüppelblick«, fühlen sich wie behindert und enteiert, weil sie immer nur reagieren, nie selbst agieren können. Außerdem wird wahrhaft Unmögliches von ihnen verlangt – sie sollen da sein, wenn man sie braucht, aber wenn die Mama den Papa nicht mehr und einen anderen Mann mehr liebt, sollen sie sich am liebsten in Luft auflösen, um das neue Glück nicht zu stören. Und wie beschreibt es Wilhelm Busch so richtig?
»Vater werden ist nicht schwer,
Vater sein dagegen sehr.
Ersteres wird gern geübt,
Weil es allgemein beliebt.
Selbst der Lasterhafte zeigt,
Dass er gar nicht abgeneigt;
Nur will er mit seinen Sünden
Keinen guten Zweck verbinden,
Sondern, wenn die Kosten kommen,
Fühlet er sich angstbeklommen.
Dieserhalb besonders scheut
Er die fromme Geistlichkeit,
Denn ihm sagt ein stilles Grauen:
Das sind Leute, welche trauen.«
Wilhelm Busch hatte übrigens keine Kinder.
Ivo, 38, zwei Töchter, 2 und 5
»Meine Kraft war zu Ende und meine Gefühle leider auch. Ich habe mich getrennt, als meine Kinder ein und vier Jahre alt waren. Ich musste die ganze Familie materiell versorgen und alles wuppen, meine Frau war zu Hause bei den Kindern. Dann kam ich müde von der Arbeit nach Hause und das ›Kannst du mal und mach doch mal‹ ging los. Ich war einfach dauerüberfordert. Wenn ich dann was gesagt habe, wurde ich erst von meiner Frau angeschrien und dann kreischten auch noch die Kinder. Das habe ich nicht mehr ausgehalten. Alles hat
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