Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen
Tentakeln hunderttausend Sachen kleben – Windeln, Spielzeug, Hipp-Gläser … Da, wo sie sind, wächst kein Gras, auf jeden Fall keine aufgeräumte Wohnung mehr. Und das, was früher ein aufregendes Leben mit Reisen, Partys und Shopping war, ist jetzt ein brüllendes Winzwesen, das wir erschöpft durch den Supermarkt schieben, ungeduscht und mit ungeputzten Zähnen, denn für Körperhygiene bleibt keine Zeit mehr.
Die Lust auf Sex vergeht dem Paar nicht nur in der Anfangsphase, wenn es von Babys nächtlichen Fläschchen noch ganz übernächtigt ist. Spontaner Sex bleibt später ebenso elterliches Wunschdenken, denn auch größere Kinder können Störfaktoren sein. Laute Teenies, ein Streit unter Geschwistern direkt vor der Elternschlafzimmertür – all das sind auch nicht gerade Garanten für den Elternspaß in der Horizontalen.
»Wie so oft ist alles daran gescheitert, dass kleine Füße auf den Boden patschten und eine Tür aufging und einer unserer Söhne oder beide angelaufen kamen«, klagt Biggi, 36. »Ich habe in der Kleinkindphase Sex richtiggehend verlernt, weil meine Lust einfach ausgetropft ist.« Und kommt sie dann tatsächlich wieder, reicht die Zeit häufig nur für ein schnelles, verstohlenes Nümmerchen. Denn ab der Pubertät gehen die Kinder oft später als man selbst ins Bett und könnten jeden Moment ins Zimmer kommen, weil ihnen noch etwas eingefallen ist, was sie am nächsten Tag unbedingt brauchen. Die Unterschrift unter einer versauten Mathematikarbeit zum Beispiel.
»Ihr habt noch Sex? Wieso das denn, ihr seid doch schon über vierzig?«, fragte eine Dreizehnjährige ihre Eltern, die
sie »dabei« erwischt hatte. »Könnt ihr das mir zuliebe bitte in Zukunft mal lassen?«
Tja, wer sagt eigentlich, dass Kinder glücklich machen?
Zu ihrem großen Glück sind Babys so unglaublich niedlich, ihr Duft aus Puder und Babyhaut, ihre dicken Ärmchen und Beinchen, ihr weicher Haarflaum, dass all das uns davon abhält, sie nach ein paar schlaflosen Nächten wieder ins Krankenhaus zurückzubringen. Und weil das so ist und wir nach einem Endlostag von unserem Monsterbaby mit dem Anblick eines friedlich schlafenden Engelchens belohnt werden und weil wir wissen, dass sich die Mühe lohnt, rücken wir Frauen mit unseren Bedürfnissen klaglos in die zweite Reihe. Zum Glück wissen wir zu diesem Zeitpunkt nicht, dass das für viele, viele Jahre so bleiben wird – und das ist auch gut so.
Liebe Väter!
Wir wissen, dass die meisten von euch
in den letzten Schwangerschaftsmonaten sexuell zu kurz gekommen sind. Das wird auch zunächst so bleiben, denn eure Frauen haben gerade eine Geburt hinter sich, das heißt ganz konkret: Da, wo ihr gern einen Teil von euch hineinstecken wollt, ist euer Baby herausgekommen, es sei denn, es war ein Kaiserschnitt. Stellt euch vor, ihr hättet das Baby aus eurem Penis gepresst oder aus einer anderen Körperöffnung, hättet ihr dann Lust auf heißen, leidenschaftlichen Sex? Nein, hättet ihr nicht, sondern das sehr verständliche Bedürfnis, diese Öffnung in aller Ruhe ausheilen zu lassen.
Deshalb reißt euch zusammen und seid nicht eifersüchtig auf das Baby, weil es jetzt an dem weichen Busen saugen darf, den ihr bis dahin als euer Eigentum betrachtet habt.
Irgendwo in der Zukunft liegt die Nacht, in der eure Frau keine Kopfschmerzen mehr hat. Und ist nicht auch eine Fußmassage, mit der man seine Partnerin erfreut, etwas Wunderschönes? Na also!
Oskar Holzberg, Psychologe
Männer fühlen sich in ihren narzisstischen Bedürfnissen stark gekränkt und zurückgesetzt, deshalb ziehen sie sich beleidigt zurück. Die alte Symbiose fehlt, die besetzt jetzt das Kind. Es ist eben nicht nur toll mit Kind: Es schreit, ich muss aufstehen, das ist nicht mein Wunsch, aber das zählt nicht. Ich bin nicht mehr der Wichtigste. Das ist ein Gefühl, das Männer schlecht vertragen.
Liebe Mütter!
Wir wissen, was euch in den nächsten Monaten fehlt. Nein, kein Sex, aber die Bestätigung und Anerkennung, dass es natürlich das größte Glück ist, ein Kind zu haben, aber zunächst auch der größte Stress und die größte Sorge. Gerade das erste Kind ist oft überwältigend – ein winziges Wesen, das immer da ist, immer nach uns verlangt, uns nie in Ruhe lässt. Ein Wesen, dem wir alles unterordnen müssen. So viel Verantwortung! So wenig Schlaf! Und das ganze alte Leben erst einmal auf Eis gelegt! Und in vielen Fällen ist da ein Mann, der sich vernachlässigt fühlt, den
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