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Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Titel: Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Gerberding , Evelyn Holst
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Mutterdasein.
    »Ich wollte wieder ein Stück ins normale Leben zurück, das die Geburt meiner Tochter in tausend Stücke gesprengt hat. Zu Hause zwischen Sofa und Küche fällt mir die Decke auf den Kopf. Eine Cola Zero mit einer Freundin als Hoffnungsschimmer, dass mein Leben auch mit Kind weiter reicht als bis zum Wickeltisch oder der automatischen Milchpumpe«, seufzt eine Mutter, 28, aus Berlin-Friedrichshain.
    Nur leider verwechseln die Kinder – welch ein Wunder – das Café mit einem Abenteuerspielplatz: Sie kreischen, rennen herum, klopfen mit den Löffeln auf den Tisch, manche hauen und boxen Gäste, während Mami entspannt in eine andere Richtung schaut und sich mit stoischer Ruhe in ihr Getränk versenkt.
    Doch sobald sich ein Gast beschwert, wird die Mami ganz, ganz böse: »Ich erziehe mein Kind selbst!« Oder es kommt dieser »Mit dir Kinderhasserin rede ich sowieso nicht«-Blick.
Gefolgt wird er von einem gelangweilten »Finn-Rafael, komm zu Mami, die Dame fühlt sich gestört.« Ja, die Dame fühlt sich sogar sehr gestört, genau so, als wenn sie mit ihrer Profilsohle in frische Hundescheiße

    tritt und Frauchen dann fragt: »Haben Sie etwas gegen Tiere?« Nein, hat sie nicht, aber gegen Hundescheiße.
    Und während die Mamis locker plaudern, langweilen sich ihre Kinder oft zu Tode, denn natürlich hätten sie auf dem Spielplatz mehr Auslauf und mehr Spaß als zwischen genervten Erwachsenen. Aber nein, Mami möchte ihr Leben so weiterführen wie bisher! Und auf einer harten Spielplatzbank entspannt es sich natürlich nicht so schön wie auf dem Lümmelsofa eines Coffeeshops.
    Oder gibt es irgendwo auf dieser Welt ein Kind, das auf die Frage »Schatz, wozu hättest du Lust?« ganz spontan antworten würde: »Am allerliebsten würde ich jetzt mit dir in einen angesagten Szeneladen gehen, damit du in Ruhe einen Latte macchiato mit Vanillegeschmack trinken kannst. Mach dir um mich keine Sorgen, ich misch mit den anderen Kindern einfach ein bisschen die Bude auf.«
    Okay, genug geschimpft. Der Wunsch, nicht restlos zwischen vollen Windeln und Apfel-Zwieback-Brei zu versauern, ist allzu verständlich – und auch durchaus erfüllbar, wenn junge Mütter nur ein paar einfache Regeln beachten:
 Behandeln Sie Ihr Kind nicht wie den Nabel der Welt, dann benimmt es sich auch nicht so, oder wollen Sie ein Gör, das nur von seinen Eltern geliebt wird?
 Achten Sie darauf, dass Ihr Kind sein Schokoladeneis nicht auf fremde Schuhe oder Hosenbeine tropfen lässt.
 Gehen Sie nur ins Café, wenn Ihr Kind ein Café von einem Spielplatz unterscheiden kann. Und am besten nur in Restaurants oder Cafés, in denen Sie vor der Kinderzeit jahrelang Stammkunde waren und viel Geld gelassen haben.
Nur dann hat man wirklich Verständnis für Ihre »kreativen« Kinder.
 Geben Sie auf jeden Fall so viel Trinkgeld, dass die genervten Kellner mit einem Lächeln das Chaos beseitigen, das Sie und Ihr Kind hinterlassen.
    Wer geht zum Spielplatz und wie überlebt man ihn?
    Etwa zwanzig Buggys versperren die Sicht auf die Sandkiste, die Bänke sind mit Müttern, Omas und vereinzelt mit Vätern besetzt. An Rutsche, Schaukeln und Co. geht es zu wie an der Supermarktkasse: anstellen, warten, drankommen. Nur nicht so diszipliniert. Es wird gedrängelt und geschubst. Manche sitzen schon in den Startlöchern, um ihrem Nachwuchs zu Hilfe zu kommen oder gegen kleine Rabauken zu verteidigen. Immer wenn mehrere Mütter zusammensitzen, gibt es nur zwei Arten von Gesprächsrunden: die Jammer- und die Angeberrunde.
    In der Jammerrunde wird natürlich hauptsächlich gejammert: Mein Kind schreit! Schläft nicht! Isst zu wenig. Ist schon zwei und sagt noch nicht mal »Mama«! In dieser Runde dürfen nur Sätze fallen, in denen intensiv getröstet und be-dauert wird, zum Beispiel: »Deiner zahnt? Meine hat seit sechs Wochen Dauerhusten.« – »Deine hat Verstopfung? Geh doch mal zu meiner Osteopathin, die macht die tollsten Bauchmassagen für Kleinkinder.«
    In der Angeberrunde dagegen wird erzählt, was der kleine Prinz oder die kleine Prinzessin schon alles kann. Mit sechs Monaten schon sitzen! Mit neun Monaten schon laufen! Im Kindergarten schon fließend Spanisch gelernt. Wer hier mit seinem Kind nicht mithalten kann, weil es mit drei Jahren erst »Mama, pielen« sagt, geht am besten zurück in die Jammerrunde. Die Mütter in der Angeberrunde wollen vor allem eins: bewundert und gelobt werden, nach dem Motto:
»Mein Kind ist viel toller als

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