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Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Titel: Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Gerberding , Evelyn Holst
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Friseur nur noch schneiden und die schönen roten Stiefeletten bleiben mit einem Seufzer auch im Regal (nachdem ich mir die Modellnummer heimlich notiert habe, in der Hoffnung, sie im Internet ein bisschen günstiger zu bekommen). Ich fürchte, das klingt jetzt sehr verwöhnt, aber ich finde es tatsächlich wahnsinnig schwierig, mich finanziell wieder an mein altes Studentenniveau zu gewöhnen.

    Ich möchte am liebsten aufs Land ziehen, um in der vielen Zeit, die ich jetzt habe, gar nicht erst in Versuchung zu kommen, Geld auszugeben. Denn hier, in der Stadt, werde ich ständig in Versuchung geführt. Aber ich bleibe hart. Ich verkneife mir das Super-Steak, das Sushi von nebenan und mache stattdessen aufwendige Currymischungen selbst, um die eigene Küche aufzupeppen. Schließlich arbeite ich jetzt frei, bin also meist zu Hause, da muss ich wenigstens ›my inner housewife‹, wie die Amerikaner das nennen, ein bisschen herauskitzeln.
    Trotzdem fällt mir oft die Decke auf den Kopf. Aber wenn mir jemand einen Job anbietet, bei dem ich tatsächlich mal wieder reisen könnte, ist das mit der Unterstützung von den Omas auch nur begrenzt möglich. Und wehe, ich nehme mal zwei Jobs hintereinander an, dann hab ich sofort die gesamte Sippe am Hals: ›Wie kannst du nur? Das Kind braucht Regelmäßigkeit, seine gewohnte Umgebung, das hättest du dir vorher überlegen sollen.‹
    Ich fühle mich manchmal sehr allein mit meinem Kind. Von meiner Mutter und meiner Schwiegermutter bekomme ich leider auch nicht viel Hilfe. Ständig reiben sie mir unter die Nase, dass sie es schließlich mit zwei Kindern auch ganz leicht geschafft hätten. ›Und du hast noch einen Partner, der dich unterstützt, dein Vater hat damals nicht gewusst, wo bei der Windel hinten und vorne ist‹, sagt meine Mutter. Dass mein Mann das auch gar nicht wissen will, würde ich ihr natürlich nie sagen.
    Ich habe es mir einfach leichter vorgestellt, Mutter zu sein. Ich dachte, ich wäre glücklicher. Aber darüber kann ich mit niemandem reden.
    Übrigens: Toll, dass es die ARD -Mediathek gibt, wo man den Tatort , den man jetzt regelmäßig verpasst, weil das Kind immer genau sonntags erst um einundzwanzig Uhr einschläft, gucken kann, wann man will – und das die ganze Woche lang! Die braucht man nämlich auch, weil man selbst – nachdem man bis dreiundzwanzig Uhr die Küche aufgeräumt, Wäsche abgehängt und aufgehängt hat – so müde ist, dass einem nach ein paar Minuten die Augen zufallen. Wenn ich mich mit anderen Müttern
über Kinder unterhalte, fallen ständig Worte wie ›Erfüllung‹, ›das Beste in meinem Leben‹, blabla. Das mag ja alles sein, ich liebe meine kleine Mia auch über alles und würde sie für nichts auf der Welt wieder hergeben, aber manchmal möchte ich einfach nur schreien. Ganz laut schreien.«

»Monster im Schlaraffenland« – Was wir damit anrichten, wenn wir unsere Kinder viel zu sehr verwöhnen
    An einem ganz normalen Tag in Deutschland. In einer Pizzeria sitzt ein Ehepaar in den Vierzigern mit einem sehr hübschen Teenie, dessen gelangweilte Miene unschwer erkennen lässt, dass er zu diesem Familientreffen zwangsverpflichtet wurde. »Was möchtest du, Schatz?«, fragt die Mami sanft. Teenie blättert gelangweilt in der Speisekarte, entscheidet sich für Pizza Helsinki – Lachs mit Sour Cream. Pizza kommt, Teenie stochert leicht angewidert mit der Gabel herum, schiebt den Teller weg. »Möchtest du etwas anderes?« , fragt Papi besorgt. Teenie schmollt. An den Nebentischen wird mit den Augen gerollt. »Ein Albtraum«, flüstern sie, »wenn Eltern sich so zu Trotteln machen.«
    Im Media Markt. Mami und Sohn, höchstens zehn Jahre alt, durchstreifen die Gänge. »Mami, krieg ich das neue WM-Spiel 2012?«
    »Okay, aber wir sind eigentlich hier, weil wir einen neuen Staubsauger brauchen.«
    »Mami, nur noch die neueste Two and a half Men -Staffel! Versprochen!«
    »Okay, dann ist aber wirklich Schluss. Wo sind eigentlich die Staubsauger?«

    Später an der Kasse. Mami legt Staubsauger, WM-Spiel und DVD-Staffel aufs Kassenlaufband, als sich zwei Kinderarme um ihre Taille schlingen. Sie lächelt. Auch dann noch, als ihr eine weiche, warme Kinderhand einen klitzekleinen MP3-Player von hinten in die Hand drückt. Kurz dreht sie sich um, sieht ihren Jungen an, der sofort sein »Bin ich nicht niedlich?«-Gesicht macht und ein flehendes »Bitte, nur noch das!« raunt. Mami lächelt und bezahlt.
    Wenn Eltern sich zu

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