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Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Titel: Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Gerberding , Evelyn Holst
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Zauberwelt zu Hause sind. In der sie alles glauben, was wir sagen, in der wir die Allerallergrößten für sie sind. In der sie sich noch als Teil von uns anfühlen, aber schon so selbstständig sind, dass wir in regelmäßigen Abständen durchatmen können. In der sie am Samstagabend mit uns und einem Schnittchenteller vor dem Fernseher sitzen und fast jede Unternehmung, die wir vorschlagen, schrille Entzückensschreie auslöst.
    Es ist die gefühlt schönste Zeit des Elternseins und

    wenn man sich gerade an sie gewöhnt hat, ist sie auch schon wieder zu Ende. Ohne Vorwarnung, ohne Gnade. Wir werden aus dem Paradies geschubst, mitten hinein in die Vorpubertät, die Phase zwischen Kind und Teenager, die wir, wenn wir sie erleben, oft sehr anstrengend finden und nach der wir uns in der Sekunde zurücksehnen, wenn die Pubertätshölle beginnt. Doch davon später.
    »Für mich fing die Vorhölle mit diesen zähen Elternabenden an«, seufzt ein Vater, »in denen stundenlang debattiert wird, ob Müsli oder Dinkelbrötchen zum Frühstück besser sind oder warum Nico wieder so aggressiv war. Und dann diese endlosen Auf-welches-Gymnasium-kann-mandenn-sein-Kind-noch-schicken-Diskussionen. Das setzt sich
fort mit: Mein Leo langweilt sich, er wird nicht genügend gefördert … Ach, was würden wir nur alles mit unserer vielen freien Zeit anfangen, wenn diese lästigen Elternabende nicht wären?«
    Weihnachtsmann und Osterhase sagen leider tschüss
    Es ist hart, wenn Kinder aufhören, Kleinkinder zu sein, wenn sich die ungemütlichen Vorboten des Erwachsenwerdens nähern. Wenn sie auf einmal kritisch die kleine Stirn runzeln, wenn wir vor Weihnachten vom Weihnachtsmann und vor Ostern vom Osterhasen flöten. »Wenn du nicht lieb bist, legt der Osterhase seine Eier woandershin.« Das hielt eine Mutter für die ganz fürchterliche Drohung und traute ihren Ohren nicht, als ihr siebenjähriger Sohn ganz cool zu ihr sagte: »Mama, ich weiß doch schon lange, dass du dir den nur ausgedacht hast.«
    Eltern tun sich schwer mit der Einsicht, dass ihr Kind nicht mehr an Märchen glaubt. Weil diese Flucht in kindliche Zauberwelten auch für sie eine Flucht aus dem Alltag war. »Nichts hat mich mehr entspannt, als nach einem nervigen Bürotag mit meiner kleinen Tochter vor dem Playmobil-Schloss zu liegen und mir für alle Figuren verrückte Geschichten auszudenken«, seufzt ein Vater nostalgisch. »Der Prinz hat gestottert, die Prinzessin geschielt, weswegen ich sie mit einer Stecknadel am Auge operieren musste. Und dann, kurz nach ihrem zehnten Geburtstag, hat sie das Schloss abgebaut. ›Ich bin doch kein Baby mehr, Papa‹, hat sie gesagt und mir damit ein bisschen das Herz gebrochen.«
    Ja, wir vermissen sie, diese innigen Zeiten, als zwischen uns und unsere Kinder kein Blatt Papier passte. Man kann es auf der Straße sehen, wenn Eltern mit ihrem Nachwuchs unterwegs sind – vor der Pubertät wird sich an der Hand gefasst, umarmt oder eingehakt. Man redet und lacht miteinander,
ein schönes Bild. Sowie die Pubertät einsetzt, geht der Heranwachsende, der uns inzwischen über den Kopf gewachsen ist, mindestens drei Schritte vor oder nach seiner peinlichen Familie, den Blick gesenkt, die Ohren mit seinem MP3-Player verstöpselt. Ach, wie gern wir diese Zeit überspringen würden!
    Geht leider nicht, denn die Pubertät ist wie ein Virus: Sie kommt, wann sie will, aber sie geht auch wieder. Selbst wenn es sich ein paar Jahre lang so anfühlt, als gäbe es für uns keine Sonne mehr, nur einen langen, dunklen Tunnel ohne Ausgang, in dem wir sitzen müssen, während unser Kind ein paar Schritte weiter raucht, kifft, trinkt, sich tätowieren lässt, Sex hat und uns dabei auslacht.
    Die Nabelschnur reißt endgültig
    Noch haben wir keine Zigaretten im Schulranzen gefunden, noch ist es nicht verdächtig still im Kinderzimmer, wenn unser Kind Besuch hat. Noch. Aber es gibt den Samstagabend, an dem wir immer zusammen eine DVD guckten, und es nun sagt: »Kann ich die nicht lieber mit meinen Freunden sehen?« Wir schlucken, bringen die Schnittchen ins Kinderzimmer und sitzen danach allein vor der Glotze. Nach und nach wird alles entsorgt, was unser Leben mit den Kindern so schön machte: gemeinsame Kino- oder Stadtbesuche, das Kuscheltier, ohne das die Tochter nicht einschlafen konnte – weg damit! Wir heben es auf und manchmal schnüffeln wir daran, weil es noch den Kleinkindduft hat, den wir bei unserer Tochter jetzt vermissen. Dafür schminkt

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