Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen
to you while you’re busy making other plans.«
»Mein Mann und ich waren sehr erfolgreich als Unternehmensberater, aber irgendwann dachten wir: Kinder – das wäre jetzt die Krönung«, erzählt Ann-Kathrin, 36, die ihr
Leben gern in Listen führt. »Punkte abhaken
ist das Schönste.« Den Punkt Babys konnte sie zügig abhaken, die Metamorphose von der hektischen Karrierefrau zur selbst ernannten Supermami ging genauso zügig. Manchmal erkennt sie sich selbst kaum wieder. »Ich war immer eine Perfektionistin«, sagt Ann-Kathrin, »und so bin ich auch eine in der Kindererziehung. Ich kann nicht anders. Bei uns gibt es nur Bio, ich koche selbst und schneidere auch die Kinderkleider selbst. Damit sie später alle Chancen haben, erziehe ich sie dreisprachig, in der Schule sprechen sie englisch, außerdem haben wir eine spanische Nanny. Für meine Kinder nur das Allerbeste, was ist daran verkehrt? Warum habe ich in letzter Zeit trotzdem immer öfter das Gefühl, etwas falsch zu machen? Außerdem vermisse ich meinen Beruf, das Adrenalin nach einem Abschluss, die teuren Hotels. Das kann mir, ehrlich gesagt, keine noch so kinderfreundliche Sandkiste ersetzen.«
Luxusprobleme für Luxusmütter gibt es reichlich. Wir finden diese Spezies der »Mater luxuriosa« vorwiegend in den trendigen Stadtteilen unserer Großstädte wie Prenzlauer Berg, Hamburg-Eppendorf, Köln-Ehrenfeld oder im Münchener Glockenbachviertel. Die Mater luxuriosa (Malu) ist jung, gut ausgebildet, hat im Allgemeinen ein Netzwerk von wichtigen und halb prominenten Freunden. Sie trägt Trendklamotten, trinkt im Szenecafé ihren Latte macchiato mit Sojamilch, hat zwei Kinder und parkt ihren Geländewagen, den sie nur »meinen four Wheel« oder »SUV« nennt, vorwiegend im absoluten Halteverbot. Wer sie darauf hinweist, ist ein Kinderfeind, schließlich sind auf den Rücksitzen zwei Kindersitze zu sehen.
Natürlich gibt es die Nur-Mutter auch in der weniger schicken Variante. Die fährt dann eben auf ihrem Hollandrad, hintendran ein Bollerwagen, in dem ihre Kleinkinder sitzen, und falls im Besitz eines Neugeborenen, dieses im Tragetuch
um den Vorderleib geschnallt. Und wehe, jemand wagt einen Protestlaut, weil sie in der Einbahnstraße in die verkehrte Richtung fährt! Oder fühlt sich genervt, weil sie mit ihren kreischenden Sprösslingen das ganze Lokal aufmischt. »Sie haben wohl keine Kinder?« ist die beliebte Frage, wenn man von herumtobenden Kleinkindern und umgekippten Kakaobechern nicht ganz so entzückt ist wie die Mami.
Die Fragen »Kinder oder Karriere?« und »Ist beides überhaupt möglich?« – sollten sie nicht längst gar keine mehr sein? Warum sind sie es dann immer noch? Die Berliner Filmemacherin Helke Sander hat die sogenannte »K-Frage« bereits 1968 als Kernanliegen der Frauenbewegung
bezeichnet. Und sehr viel weiter als damals scheinen wir leider auch im Jahr 2012 noch nicht gekommen zu sein.
Für die Babyboomer-Frauen, die mit der Frauenbewegung aufgewachsen sind, als Alice Schwarzer jung und mitreißend war und noch nicht für die Bild -Zeitung schrieb, war die Sache immer klar: Selbstverständlich wollten sie beides. Was auch an diesen wunderbaren Kinderläden lag, in die man seine in den Siebzigerjahren geborenen Kinder gab, wo sie, von Erwachsenenpädagogik unbehelligt, ihren Kot an die Wand schmieren und nackt durch ungeheizte Chaotenräume laufen durften. Viele dieser Kinder sind übrigens später aus Protest sehr schnöselige Yuppies geworden, deren Kinder schon mit drei Jahren Blockflöte spielen mussten.
Der Anspruch – Supermami in Symbiose mit Beruf – kam in den Achtzigerjahren und hat viele von uns hoffnungslos überfordert. Weil die »zweite Schicht«, der Haushalt nach Büroschluss, einfach eine Nummer zu viel war. Wenn Mutti sich keine Putzfrau leisten konnte, die während ihrer Arbeitszeit bei ihr putzte, einkaufte, Wäsche wusch und möglichst noch die Schulaufgaben der Kinder beaufsichtigte,
kriegte sie, wenn sie müde die Haustür aufschloss, erst einmal die Krise. »Ich hätte manchmal schreien können«, erinnert sich Heike, 65, an diese Zeit, als sie drei Kinder, einen studierenden Ehemann und eine Halbtagsstelle als Schulsekretärin unter einen Hut quetschen musste. »Ich fühlte mich so überlastet, dass ich am liebsten ausgewandert wäre. Auf eine einsame Insel ohne Verkehrsanbindung. Mein Motto damals war: ›Ich werde geliebt, ich werde gebraucht, ich werde noch mal
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