Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen
Kampfzone. Jedenfalls, wenn die Kinder noch klein sind«, sagte Andrea Nahles in einem Brigitte -Interview. [Ref29]
Überall lauern Konkurrenz, Argwohn, Missgunst: Was macht sie anders? Das macht sie falsch! Was macht die bloß mit ihrem Kind?
Oskar Holzberg, Psychologe
Kinder bedeuten ja zunächst Verzicht, Karriereknick, Beziehungsbelastung, und da stellt sich natürlich auch ein gewisses Neidgefühl ein, wenn man das Leben, das man vorher hatte, nicht mehr leben kann. Man möchte ja beides, Kind und Job. Also entwerte ich das andere Lebensmodell, damit mich der Verzicht darauf nicht so sehr schmerzt.
Bei einer Frage jedoch herrscht absolute Einigkeit: Was hat oberste Priorität in Ihrem Leben? »Meine Kinder!« Das sagen sie alle, egal, ob sie Veronika Ferres, Ursula von der Leyen oder Andrea Nahles heißen. Und völlig unabhängig davon, dass ausgerechnet diese Frauen entweder einen Spielfilm nach dem anderen drehen oder als Spitzenpolitikerinnen ihre Mamipflichten zwischen tausend berufliche Termine quetschen müssen.
Wenn Mütter in den Job zurückwollen
Nur die Hälfte aller erwerbstätigen Frauen in Deutschland hat eine Vollzeitstelle – das ist der zweitniedrigste Wert in Europa. In keinem anderen Land arbeiten weibliche Teilzeitkräfte weniger Stunden pro Woche, obwohl nach einer Allensbach-Umfrage jede dritte Mutter, die in Teilzeit ist, gern mehr arbeiten würde. Wenn da nicht die Männer wären. [Ref30]
»Wenn ich morgens ins Büro komme, sitzen die meisten männlichen Kollegen schon an ihren Schreibtischen«, erzählt die Radiojournalistin Birgit, 37, »und das können sie nur, weil eine Frau ihnen den Rücken freihält. Wir müssen das selbst tun. Wenn ich um siebzehn Uhr losrenne, um meine Tochter von der Kita abzuholen, sitzen die männlichen Kollegen immer noch da. Sind sie deswegen produktiver? Ich glaube: Nein! Aber es gibt diesen Kult mit der Anwesenheit, auch wenn man, wie die meisten Männer, nur privat mit dem PC beschäftigt ist.«
Ach, ihr Männer! Große Klappe und manchmal nicht so viel dahinter, wie es in einem Leserbrief an die Süddeutsche Zeitung mehr als deutlich wurde: »Warum sollte eine Frau schwanger werden?«, fragt ein Leser besorgt. »Ein Kind auf die Welt bringen und es nach etwa sechs bis zwölf Monaten möglichst schnell wieder loswerden wollen, in der Kinderkrippe abgeben, um es dann abends mal ein oder zwei Stunden zu sehen? Nein, das kann es nicht sein. (…) Keine Kinderkrippe kann die Mutterliebe ersetzen.« Und irgendwo seufzt vermutlich seine Frau, während sie gleichzeitig bügelt, Hausaufgaben betreut und die Tomatensoße für die Familiennudeln umrührt.
Untersuchungen haben übrigens ergeben, dass Kinder berufstätiger Mütter nicht auffälliger sind als die von Vollzeitmuttis, im Gegenteil, Verhaltensauffälligkeiten wurden öfter bei Kindern festgestellt, von denen nur ein Elternteil erwerbstätig ist, denn nicht die Quantität der Anwesenheit
ist für eine gute Mutter-Kind-Bindung entscheidend, sondern die Qualität. Aber das wissen wir ja längst.
»Ich habe meine kleine Tochter immer dann ganz besonders geliebt, wenn ich nach einem langen Arbeitstag total [Ref31]
kaputt nach Hause kam«, erinnert sich Trudi, 61, die drei Töchter allein großgezogen hat. »Ich bin dann blitzschnell in ihre Kinderwelt eingetaucht und habe alle meine Sorgen vergessen.«
Irgendwo, vermutlich in Timbuktu, gibt es ihn natürlich, den eierlegenden Wollmilcheber, den erfolgreichen, liebevollen Mann, der nach Hause kommt, »Schatz, jetzt bin ich mal dran« sagt und sich um die Kinder kümmert, seine beachtlichen Fähigkeiten als Hobbykoch austobt und spätabends nicht zu müde ist, seine erschöpfte Ehefrau mit einer Fußmassage oder heißem, trotzdem einfühlsamem Sex zu verwöhnen, bei dem sie entspannt unten liegen darf. Leider ist Timbuktu sehr weit weg.
Mama macht die normale Show, Papa die Zugabe
Die Show von Papi ist immer super, egal, wie kurz sie ausfällt. Von der normalen Show kann man das nicht immer behaupten. Muttiküche ist ja leider auch nicht so spannend wie das leckere Zitronenhühnchen, das Papa einmal im Monat zubereitet. Ja, die Welt ist ungerecht. Die Schauspielerin Catherine Deneuve, Mutter von zwei Kindern, sieht die Mutterfrage wie eine typische Französin: »Man lebt nur einmal. Wenn Eltern nur das Leben ihrer Kinder leben, hört das nie auf«, sagte sie in einem Interview der ZEIT . »Ich bin davon überzeugt, dass man tun sollte, wozu
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