Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen
wahnsinnig!‹«
Vorbild wollten die Mütter damals sein und waren für viele ihrer Töchter doch nur eine Warnung. So ein Leben wollten sie auf keinen Fall. Immer abgehetzt, oft schlecht gelaunt.
Nein danke.
»Meine siebenundzwanzigjährige Tochter Marja hat sich einen Mann ausgesucht, der seine Kinder, bis sie fünfunddreißig Jahre alt sind, am liebsten bei sich wohnen haben möchte und von seiner Frau dasselbe erwartet«, seufzt Karin, 57. »Sie hat ihr Studium nur benutzt, um an der Uni einen Ehemann zu finden. Als sie ihn traf, brach sie erleichtert ihr Studium ab und heiratete in eine Familie, in der die Männer stolz darauf sind, dass ihre Frauen nicht arbeiten müssen. Jetzt bekommt sie ihr zweites Kind, hat sich eingerichtet in ihrem Hochsicherheitsleben. ›Aber Ehefrau zu sein, ist doch kein Beruf‹, habe ich ihr gesagt. Ihre Antwort darauf war nur: ›Mami, ich hab doch gesehen, was für ein anstrengendes Leben du gehabt hast.‹ Ich habe das Gefühl, als hätte ich alles falsch gemacht.« Natürlich gibt es gerade unter den Mater luxuriosas die eine oder andere, die deswegen so entspannt auf eine berufliche Karriere verzichtet, weil sie zu faul und zu bequem für eine war.
Tja, so ein langwieriges Studium der Kunstgeschichte bricht sich im dreizehnten Semester sehr viel leichter ab, wenn der erfolgreiche Jungunternehmer fragt: »Willst du die Mutter meiner Kinder und die Hüterin meiner Penthousewohnung sein?« Gattin, möglichst gut versorgt, heißt deshalb
das neue Zauberwort. Diese Frauen werden, auch wenn sie nach der Ausbildung noch ein wenig Arbeitsluft geschnuppert haben, spätestens nach der Geburt des ersten Kindes oft radikal konservativ. Wer kennt sie nicht, diese durchgestylten Mamis mit ihrem genauso durchgestylten Nachwuchs, deren Anblick uns Normalo-Mütter so freut wie ein über Nacht gewachsenes Hühnerauge?
Die Werbung unterstützt noch dazu diese Heile-Welt-Idylle mit penetrant gut gelaunten Müttern, die mit ihren Kindern tropenfruchtige Joghurts löffeln und adrett und nett auf der sonnendurchfluteten Terrasse sitzen. »Alle sagen, Kind und Job sei eine Doppelbelastung. Ich habe mich für Doppelfreude entschieden« wirbt ein Telekommunikationsunternehmen. Gibt es einen dämlicheren Werbespruch? Nein. Selbst der Slogan unserer Kindheit »Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen in den Wienerwald« war da noch witziger.
Die Mütterpolizei im Dauereinsatz
Tatsache ist: Frauen machen weniger Karriere als Männer. Das ist noch immer so. Unter diesen wenigen Frauen sind mehr kinderlose Frauen als Mütter. Und warum? Wenn Frauen nicht nur halbtags in einem Supermarkt arbeiten, sondern richtig Karriere machen wollen, geht das nur bei genügend Einkommen, um gute Fremdbetreuung zu organisieren. So wie bei Christina, die Anwältin einer großen Kanzlei ist und drei Kinder im Alter von fünf, acht und neun Jahren hat. Sie arbeitet Vollzeit. »Anfangs war es schwierig, meine Kinder in fremde Hände zu geben. Auszuhalten, dass eine andere Frau als ich den Alltag meiner kleinen Kinder miterlebt. Aber ich bin mit Leidenschaft Anwältin, warum sollte ich das aufgeben? Teilzeit? Da wäre ich nur ständig zerrissen zwischen Kids und Arbeit. So kann ich mich fünf Tage die Woche auf mein Büro konzentrieren und die Wochenenden gehören meinen Kindern. Das funktioniert sehr
gut, die Kritik kommt immer nur von diesen Supermamis, die meine Kinder scheinheilig fragen: ›Deine Mami hat wohl sehr wenig Zeit für dich?‹«
Auf die Spitze getrieben hat es die ehemalige Fernsehmoderatorin Eva Herman mit ihrer Aussage, die Frau sei vielmehr dafür bestimmt, »Schutzräume zu entwickeln, ein Zuhause zu schaffen, das Heimat bietet, Zuflucht und Frieden«. Wir dürfen uns damit trösten, dass Frau Herman inzwischen karrieremäßig in Sibirien gelandet ist. [Ref28]
Rivalität unter Frauen ist so alt wie die Welt. Dass kleine Mädchen im rosaroten Tutu sich immer nur lieb haben, ist ein beliebter Mythos. Das Gegenteil ist der Fall. Sie kratzen, beißen, reißen sich die Barbiepuppen weg und später spannen sie sich die Männer aus. Jede will die Schönste, Blondeste, Dünnste und im Beruf Erfolgreichste sein. Warum sollte dieses »Ich will aber das dickste Stück von der Wurst«-Bedürfnis, das wir von unseren Männern kennen, nur deshalb aufhören, weil wir Frauen sind und Kinder kriegen?
Mein Kind ist toller als dein Kind und wenn mein Kind schon nicht so toll ist, soll es dein Kind auch nicht sein. So
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