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Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Titel: Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Gerberding , Evelyn Holst
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die mitten in der Pubertät stecken. Ich fand das unmöglich von ihr. Schließlich hatte
ich schon genug mit meinen eigenen Pubertätsmonstern zu tun. Und dann noch zweimal derselbe Stress, mich anpöbeln und schlecht behandeln lassen? Nein danke!
    Man muss auch erst mal zugeben können, dass man so blöde Gefühle hat wie Eifersucht oder Rivalität. Nach dem Motto: Ist dein Kind etwa geiler als meins? Wenn die Geschwister unterschiedlich sind, dann sagst du, na ja, ist eben so. Aber wenn in der Patchworkfamilie der eine gut ist und der andere gar nicht, dann hast du einfach ein Gefühl von Rivalität und Eifersucht, obwohl du es gar nicht willst. Wichtig ist, dass man diese Gefühle zugibt und nicht so tut, als ob alles Friede, Freude, Eierkuchen wäre. Wenn mein Mann sagen würde, er führe jetzt mit seinen Kindern irgendwohin, würde ich fragen, und warum nicht mit mir? Das ist eine Art von Zuwendung, bei der ich sofort denke, die könnte ich selbst auch gut gebrauchen.
    In Patchworkfamilien besteht immer eine gewisse Angst, dass man etwas verkehrt gemacht hat. Man ist immer dabei, seine vermeintliche Schuld abzuarbeiten, dass man sich getrennt hat und die Kinder jetzt dieser Situation ausgesetzt sind. Dadurch lässt man viel durchgehen und ist nicht konsequent in der Erziehung. Das werfen meine Kinder mir heute vor. Als wir dann noch unsere gemeinsame Tochter bekommen haben, waren die älteren Kinder eifersüchtig darauf, dass sie es so gut hat, mit beiden Eltern leben zu können. Wir haben ihr sicher auch mehr Aufmerksamkeit gegeben, weil wir älter und abgeklärter waren und sie das Nesthäkchen. Die anderen waren ja schon fast alle aus dem Haus. Wir haben uns von Anfang an vorgenommen, jetzt alles besser zu machen. Uns gesagt, wir können ganz viele Sachen noch mal gut machen. Die anderen vier haben alle irgendwie einen Schaden aus der Trennung. Das ist einfach so. Diese Eifersucht – unsere Tochter ist heute fünfzehn Jahre alt, die anderen vier sind erwachsen –, sie besteht bis heute.
    In den ersten Jahren unserer Beziehung hatten wir mal eine Familienaufstellung gemacht, bei der sich zeigte, dass mein Mann mit seinen beiden Kindern das Paar war und ich mit meinen beiden
Kindern. Warum haben wir nicht einfach mal gesagt: So ist es eben und das ist auch in Ordnung so. Es wächst nicht automatisch zusammen, was nicht von Anfang an zusammengehört.
    Kürzlich ist mein Mann mit seiner Tochter und dem Enkelkind in unser Wochenendhaus gefahren und ich hatte keine Lust mitzufahren. Wenn das jetzt meine Tochter wäre, die schon ein Enkelkind hätte, dann wäre ich natürlich dabei gewesen. Mich zieht kein wirkliches Gefühl dahin, ich fühle mich nicht als Großmutter dieses Kindes. Die leiblichen Enkelkinder sind natürlich meinem Herzblut näher als die anderen.«

»Es hört nie auf!« – Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen
    Ach, waren das noch schöne Zeiten, als ein aufgeschürftes Kinderknie ein kleiner Weltuntergang war! Erinnern wir uns an ein paar Momente, wehmütig und voller Rührung, als wir auf der harten Spielplatzbank saßen, neben uns die nervige Ökomami mit den gesunden Biokeksen, mit der wir uns nur deshalb um ein Gespräch bemühten, weil unsere Kinder so überaus niedlich miteinander spielten – die Welt stand ein bisschen still, und plötzlich ein schriller Schrei mitten in unser Mütterherz. Unser Kind war hingefallen und wie der Blitz hatten wir es im Arm und trösteten es. Erinnern Sie sich an dieses unbeschreiblich innige Gefühl, wenn die Schluchzer immer leiser wurden, bis sie schließlich verebbten? Noch ein zitternder Schnaufer, eine kleine Rotznase, die sich an unserer Schulter sauber wischt – ist es nicht erstaunlich, dass man sich bei seinen Kindern vor rein gar nichts ekelt? –, dann war der Kummer vorbei. »Besser?«, fragten wir, unser Kind nickte und lief schon wieder davon. Wir sahen ihm nach und seufzten tief vor lauter Liebe und Erleichterung.
    Die kleinen Sorgen, die unsere kleinen Kinder hatten oder die sie uns bereiteten – wie harmlos kommen sie uns später vor, aber wie wichtig waren sie damals! Wenn wir das bloß vorher gewusst hätten: Schlaflose Nächte gehen vorüber,
Kinderkrankheiten sind meistens heftig, aber kurz, und die schlechten Zeugnisse werden nach dem Sitzenbleiben in der nächsten Runde oft besser. »I am not a warrior, I am a worrier«, hat Woody Allen einmal von sich gesagt. »Ich bin kein Krieger, sondern ein

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