Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Titel: Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Gerberding , Evelyn Holst
Vom Netzwerk:
Platten in einer gemischten Familie sind, ständig verändern. Und wenn sich wer, wenn sich was verändert, tut es weh. Wir versuchen, damit zu leben, den Schaden für jeden Beteiligten so klein zu halten wie möglich. (…) Wir haben uns dieses Leben nicht ausgesucht. Es gab keine Alternative. Keiner, den ich kenne, der auch einen solchen Kontinent bewohnt, hat sich das ausgesucht. Keiner ist vor den Altar getreten oder den Standesbeamten mit dem Vorsatz, eine Patchworkfamilie zu gründen.« Vielleicht wäre Ehrlichkeit sich selbst gegenüber ein erster Schritt: Nur weil es anders ist, muss es nicht schlechter sein, aber es wird eben nie genauso sein. [Ref33]
    Denn Zusammenbleiben um jeden Preis kann auch keine Lösung sein. So wie es die Anekdote von dem Paar erzählt, das sich nach einer langen Ehe, in der täglich die Fetzen flogen, erst dann trennte, als er vierundneunzig und sie einundneunzig war. Warum so spät? »Unsere Ehe ist schon lange kaputt, aber wir konnten es den Kindern nicht zumuten. Wir wollten erst warten, bis sie tot sind.« Wie heißt es so richtig bei Anna Karenina von Tolstoi? »Alle glücklichen Familien gleichen einander; jede unglückliche Familie ist unglücklich auf ihre Art.« Vielleicht helfen Ihnen die folgenden Tipps weiter, damit Sie keine voreiligen Entscheidungen treffen und hinterher unglücklich sind:
 Überstürzen Sie bloß nichts! Lernen Sie sich erst einmal als Paar in Ruhe kennen, bevor Sie Ihre Kinder über die neue Situation informieren.
 Denken Sie immer daran: Sie sind frischverliebt, Ihre Kinder sind es nicht. Ertragen Sie deshalb zu erwartende Wut-und Tränenausbrüche.
 Erwarten Sie nicht zu viel – Ihre Tochter, das Girlie, wird sich mit Ihrer Stiefschwester, der Ökotussi, nicht im ersten Durchgang gut verstehen. Geben Sie ihnen Zeit.
 Familienidylle lässt sich nicht erzwingen. Bieten Sie an, aber seien Sie nicht beleidigt, wenn Ihr Angebot nicht angenommen wird.
 Vergessen Sie nicht, dass Sie auch ein eigenes Leben haben. Sie sind nicht nur Stiefelternteil, sondern auch Mensch. Lieber ein romantisches Weekend zu zweit als Stresscamping zu acht.
 Nehmen Sie sich ab und zu Zeit für jedes einzelne Familienmitglied. Das ist wichtig für den Familienfrieden.
 Keine Eifersucht, kein Konkurrenzdenken, wenn Ihre Kinder sich in der anderen Familie auch wohlfühlen. Oder wenn ihnen dort finanziell mehr geboten wird. Kinder sind loyal, ihre Liebe bleibt Ihnen erhalten.
 Und wenn es gar nicht klappt, dann ist eine Trennung für alle das Beste.
    [Ref39]

    Bettina, 58, zwei Kinder aus erster Ehe, zwei angeheiratete und eines aus zweiter Ehe
    »Wenn ich daran denke, mit welch großartigen Erwartungen wir vor fast fünfundzwanzig Jahren in diese Patchworkfamilie gestartet sind, mein Gott, waren wir naiv! Jeder von uns hatte damals zwei Kinder im gleichen Alter, die großen waren elf, die kleinen acht. Heute denke ich, es wäre besser gewesen, zwei Wohnungen zu behalten. Aber ich war emotional einfach so unter Druck, weil ich meinem Exmann beweisen wollte, dass ich es schaffe, den Kindern auch nach unserer Trennung eine tolle Familie zu bieten. Wenn uns damals jemand beraten hätte, der gesagt hätte: ›So kann es nicht funktionieren‹, hätte ich vermutlich alles anders gemacht. Es ist nämlich eine Illusion, einfach zwei Familienbruchstücke zusammenzuschmeißen und dann zu denken: So, das ist jetzt die neue Familie.
    Ich wollte es aber unbedingt. Meine erste Ehe war gescheitert und ich dachte, beim zweiten Versuch wird alles ganz toll. Was unsere gemeinsamen Kinder anging, habe ich einfach behauptet: Ich liebe sie alle. Und nicht gewusst oder gefühlt, dass Liebe ein sehr, sehr großes Wort ist. Ein zu großes, wenn man das Kind gar nicht so gut kennt. Okay, mögen mag möglich sein, aber lieben? Ich konnte nicht automatisch die Mutter für noch zwei Kinder sein. Das haben sie sich eigentlich gewünscht, aber ich dachte: Wieso? Die haben doch selbst eine Mutter. Und ich hatte so einen Stress mit meinem Exmann und damit, mich um meine eigenen Kinder zu kümmern, da war einfach nicht genug Kraft, Lust und Geduld übrig.
    In der Pubertät habe ich dann die ganze Wut der beiden Kinder meines zweiten Mannes abgekriegt, die eigentlich ihrer leiblichen Mutter galt. Sie hatte sich von ihrem Vater, also meinem Mann, getrennt und gesagt: ›Ich mach jetzt mein Leben mit meinem neuen Mann und meinem neuen Kind.‹ Und tschüss. Kleine Kinder sind ja auch einfacher als solche,

Weitere Kostenlose Bücher