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Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Titel: Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Gerberding , Evelyn Holst
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wieder, neue Lebensgemeinschaften werden gegründet, jeder bringt seine Vergangenheit und seine Kinder mit. Ein Flickenteppich entsteht.
    In einem idealen Leben sähe das jetzt so aus: Mami heiratet neuen Papi, Papi heiratet neue Mami. Es entstehen zwei neue Haushalte, in denen sich alle Kinder sofort sauwohl fühlen. Und wenn es neue Kinder gibt, spielen die alten mit dem allergrößten Vergnügen den Babysitter. Schön wäre es, zumal es so viele Flickenteppiche in Deutschland gibt. Fünfzig Prozent der Ehen werden innerhalb der ersten sieben Jahre wieder geschieden. Mehr als die Hälfte aller geschiedenen Mütter und Väter haben nach etwa einem Jahr wieder einen Partner. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts gibt es 347 000 Patchworkfamilien in Deutschland. Die »normale« Kleinfamilie mit Mama, Papa und zwei Kindern ist heute eher die Ausnahme, die wieder einmal die Regel bestätigt.
    »Mami, wieso seid ihr eigentlich nicht geschieden?«, fragte ein weiblicher Teenie in der U-Bahn seine Mutter. »Patchwork ist viel cooler, die Tini hat jetzt zwei neue Brüder und ich hab nur den einen alten.«

    Fremde Kinder mögen – gar nicht so einfach!
    Nur weil Patchwork immer häufiger wird, muss diese Form des Zusammenlebens nicht besser funktionieren. Zwar behaupten es manche, doch in Patchworkfamilien haben nicht alle Eltern alle Kinder gleich lieb. Manche brauchen Jahre, um die Lüge im eigenen Herzen zu entdecken. Patchwork heißt Flickenteppich, man sieht also die Nähte, die die einzelnen Stücke zusammenhalten, und die sind manchmal klein und zart, aber auch oft dick und wulstig. Weil es sich um Menschen mit Gefühlen handelt, und die lassen sich nun einmal nicht erzwingen, auch wenn es um Familie geht.
    In einem Chatroom schreibt eine Mutter: »Ich verneige mich tief vor allen, die fremde Kinder mögen und sie in die neue Familie integrieren. Hut ab, wer so etwas kann. Ich nicht.« Und Anne, 45, die einen Mann mit zwei pubertierenden Söhnen geheiratet hat, ist immer froh, wenn die beiden die halbe Woche bei ihrer leiblichen Mutter sind: »Mein Mann dürfte das jetzt nicht hören, aber es sind zwei Plagegeister, bei denen es mich oft reizt, sie auszusperren oder zu erwürgen … Die beiden sind eine extreme Herausforderung für unsere Beziehung!«
    Und Hanna, 37, bringt es auf den Punkt: »Die fünfzehnjährige Tochter meines Mannes gleicht seiner Exfrau total. Sie ist genauso zickig und launisch wie sie, hat leider aber auch ihre hübsche Figur. Ich bin eifersüchtig und mag sie nicht, weil ich sie einfach als Produkt ihrer Liebe begreife. Wenn ich sehe, wie mein Mann mit ihr spricht und umgeht, dann spüre ich einfach, dass ich nur die zweite

    Geige in seinem Leben spiele.«
    So ist das Leben. Kinder aus den früheren Beziehungen erinnern einen ständig daran, dass der Partner schon einmal eine große Liebe hatte, mit der er auf ewig verbunden bleibt, weil er mit ihr Kinder hat, die er liebt und denen gegenüber er sich schuldig fühlt, besonders wenn er die Familie verlassen hat.

    Ein neuer Partner muss deshalb aushalten, dass er oft an zweiter Stelle kommt, denn er wird von seinen »Stiefkindern« häufig als Eindringling gesehen, ein lebender Beweis dafür, dass sich die Eltern nie wieder versöhnen werden. Bei Trennungen ohne Kinder dauert es ein bisschen, den Ex aus den Gedanken verschwinden zu lassen. Wenn Kinder da sind, geht das nicht. Das Schwierige in Patchworkfamilien ist, dass Mann und Frau meist keine Zeit haben, sich richtig kennenzulernen und sich in Ruhe zu begegnen. Immer sind Kinder da. Und: Die Kinder sind NICHT verliebt. Sie sind schlimmstenfalls in der Pubertät und nur genervt von dem Vater oder der Mutter, die »auf verliebt machen«, ein neues Leben beginnen möchten, während sie dem alten nachtrauern.
    Das ist schwierig für die neue Liebe, denn Angst, Genervtheit, Unsicherheit, Konkurrenzgefühl passen eigentlich nicht in diese Phase. Und Kinder, egal, ob »Stief« oder nicht, stören das Paradies, bringen die unerwünschte Realität in die eigentlich wunderbare Anfangszeit. Denn gerade Frauen wollen jetzt im Grunde nur eins: Regression zum zärtlichen Weibchen mit Kuschelbedürfnis, am liebsten in einer Welt, zu der sonst niemand Zutritt hat. Und genau das geht nicht, wenn man als Frau einen Mann mit Kindern liebt. »Ich liebe meinen zweiten Mann, aber er hat drei erwachsene Töchter, die ich am liebsten nach Sibirien verbannen würde«, sagt Karin, 57, die keine eigenen

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