Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
Vom Netzwerk:
Zögern anscheinend und tätschelte Jasmine die Hand.
    »Lassen Sie sich von ihm im Gartencenter einen Tee ausgeben, wenn er Sie schon von diesem hier wegreißt. Und keine Angst: Er ist eigentlich ein ganz Lieber.«
    Jasmine musste an Hundebesitzer denken, die Dinge sagten wie, »der tut nichts«, während eine zähnefletschende Bestie im Park auf sie zuraste, und Herrchen absolut gar nichts dagegen tun konnte, wenn das geifernde Biest beschloss, ihr ein Bein abzureißen. Diese Frau, die den Zufluchtsort leitete, hielt sehr viel von Ingrams, was an sich schon ein gutes Zeugnis darstellte, aber, wie sie selbst gesagt hatte, gab es auch viel, was sie über ihn nicht wusste. Zum Beispiel, ob er Jasmines Onkel ermordet hatte und für sie das Gleiche plante. Auf jeden Fall hätte Jasmine es lieber gehabt, wenn Rita bei ihrem Vorschlag nicht von »erledigen« gesprochen hätte.

Der dunkle Ort
    »Wann bist du fertig?«, fragte Drew, als Catherine den Blinker setzte, um an der West Street Underground Station zu halten.
    »Mal sehen. Du weißt doch, wie es am Gericht ist.«
    »Ja, klar. Aber meinst du wirklich, dass du rechtzeitig für die Jungs fertig bist?«
    »Auf jeden Fall. Mach dir keine Gedanken. Lass dir ruhig Zeit.«
    Catherine lachte kurz auf. Sie wollte ihn beruhigen, aber auch ihren Ärger darüber verbergen, dass er ihr nicht zutraute, Duncan und Fraser rechtzeitig von der Schule abzuholen. Drew fuhr nach Edinburgh zu einem Projektmeeting mit anschließendem Abendessen. Da er von zu Hause aus arbeitete und normalerweise für die Fahrten von und zur Schule zuständig war, machte er sich manchmal Sorgen und wirkte leicht reizbar, wenn Catherine sie übernehmen sollte, was zwar selten vorkam, aber dann oft ziemlich kompliziert wurde. Er sprach es nicht aus, aber sie wusste, wie sauer er war. Er musste schließlich jeden Tag mit Catherines unberechenbaren Arbeitszeiten leben, da wäre es nur gerecht, wenn er sich nicht über alle möglichen Probleme Sorgen machen müsste, wenn sie mal einsprang.
    Catherine verstand ihn zwar, fand seine Haltung aber trotzdem unfair. Zugegeben, es hatte schon manchmal ein ziemliches Gehetze und ein paar Improvisationen in letzterSekunde gegeben, aber noch nie hatte einer der Jungs vor der Schule warten müssen, das würde sie nie im Leben zulassen.
    Das wusste Drew, und er wollte auch gar nicht sagen, dass es Probleme geben würde. Er war wegen etwas anderem sauer, aber sie hatten jetzt keine Zeit, darüber zu reden, geschweige denn, etwas dagegen zu tun (und das war das Schlimmste).
    »Okay. Ich ruf gegen fünf an«, sagte er und öffnete die Beifahrertür. In der Sekunde wurde aus dem starken Regen ein richtiger Wolkenbruch, aber Drew hatte es trotzdem eilig, nach draußen zu kommen.
    »Viel Spaß. Gib mir ’nen Kuss.«
    Sie befürchtete kurz, er würde ihn ihr verweigern, weil er schon halb draußen im Regen war, und einfach abhauen. Stattdessen lehnte er sich kurz hinein, drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf den Mund und ging schon wieder zurück, als sie den Moment noch verlängern wollte.
    »Sehen uns dann so um zehn.«
    »Keine Eile. Lass dir Zeit. Hab dich lieb.«
    Er antwortete nicht, sondern reagierte nur mit einem schwachen Lächeln und rannte mit seiner kleinen Herrentasche als Regenschutz über dem Kopf los.
    Catherine sah ihm hinterher, wie er in der Station verschwand, während ihre automatischen Scheibenwischer hin und her schlugen wie zwei hyperaktive Metronome. Sie seufzte und setzte wieder den Blinker, um sich in den zähfließenden, lahmen Regenwetterverkehr einzuordnen.
    Ihr war klar, dass der Sommer jetzt vorbei war. Ein Atlantiktief war herangezogen und hatte die Wärme einer längeren Sonnenzeit vertrieben, die natürlich größtenteils in den zwei Wochen stattgefunden hatte, als Catherine im Urlaub auf Menorca war. Jetzt war der Urlaub vorbei, das schöne Wetter auch, die Schule hatte wieder angefangen, und sie steckte schon knietief in einem neuen Mordfall. Sie hatte kaum etwas vom Sommer mitbekommen, so schnell war er vorbeigewesen, aber sie wusste auch gar nicht, was sie damit vorgehabt hatte.
    Sie hatte wieder ein bisschen aufholen wollen. Vom Laufband hinuntersteigen und einen Schritt zurücktreten. Jetzt raste das Band wieder, alles wie vorher, nur vielleicht noch ein bisschen schneller. Fraser kam schon in die zweite Klasse, aber an manchen Morgen während der Schulferien hatte sie sich gefragt, warum Drew ihn nicht für den Kindergarten fertig

Weitere Kostenlose Bücher