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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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machte. Duncan kam schon in die vierte.
    Der Hauptgrund für diese ersehnte Auszeit war Drew.
    Sie hatten seit sechs Wochen nicht miteinander geschlafen. Er glaubte wahrscheinlich nicht, dass sie mitzählte, dafür wusste sie, dass er es tat. Womöglich dachte er auch, dass es sie nicht weiter störte, aber da lag er genauso falsch.
    So etwas konnte man niemandem anvertrauen, weil jeder die falschen, allzu dramatischen Schlüsse daraus ziehen würde. Für die meisten unbeteiligten Beobachter würden sechs Wochen ohne Sex gleich eine Ehekrise bedeuten. Zumindest für die unbeteiligten Beobachter, die nicht zwei Kinder und zwei Jobs hatten. Von einer Ehekrise konnte gar nicht die Rede sein – das Problem waren die Alltagskomplikationen. Sonst war alles okay. Gerade deshalb war es wohl umso schlimmer, dass sie den Sex vernachlässigt hatten. Auch Drews Verständnis hatte Grenzen. Seinem Verhalten und dem flüchtigen Kuss an diesem Morgen nach, waren die in der Nacht davor überschritten worden.
    Sie verweigerte sich ihm nicht. Sie hatten nur Pech. Schwierige Umstände. Die Zeit vor dem Urlaub war ironischerweise gerade deshalb chaotisch und anstrengend gewesen, weil sie noch schnell alles abarbeiten wollte, was ihr sonst die ganze Zeit im Kopf herumschwirren würde. Sie hatte also einen Gang zugelegt, damit sie sich hinterher im Urlaub richtig entspannen konnte. Sie wusste, dass sie sich überarbeitete und Drew vernachlässigte, aber der Urlaub würde alles ändern.Drew und sie würden viel Zeit füreinander haben und endlich mal über andere Dinge reden als Arbeit und Alltagsorganisation. Sie würden über die Zukunft reden, über alles, was sie gerne ändern würden. Sie würden über Sex reden und eine Menge nachholen.
    Pech. Schwierige Umstände.
    Fraser hatte in der fremden Umgebung der Villa Angst bekommen, vor allem, weil es nachts stockdunkel war und nicht wie zu Hause die Straßenlaternen durch die Vorhänge schienen. Er tauchte im Laufe des Abends immer wieder auf und hielt sie die ersten beiden Nächte bis in die frühen Morgenstunden wach, weil er immer müder und irrationaler wurde, sodass er überhaupt nicht mehr schlafen konnte. Am dritten Abend waren Catherine und Drew dann schon gegen neun wie erschlagen, weil sie seit ihrer Ankunft kaum geschlafen hatten. Dafür waren sie dann taufrisch und ausgeruht, als Duncan seinen Bruder ablöste, und sie sich die Nächte mit seinen Bauschmerzen um die Ohren schlagen konnten. Als die endlich nachließen, und Catherine wieder peinlich früh ins Bett gegangen war, um ein bisschen Schlaf nachzuholen, hatten sie schon acht Urlaubsnächte hinter sich, und Duncan überließ das Feld und den Darminfekt wieder seinem kleinen Bruder. Fraser wurde zwar schnell wieder gesund, aber sie hatten jetzt nur noch vier Nächte vom Urlaub übrig, als Catherines Körper Hochverrat beging und ihre Periode ganze fünf Tage zu früh einsetzte, sodass sie sich dreckig, betrogen und absolut nicht in Stimmung fühlte.
    Wie John Cleese es sagte: Nicht die Verzweiflung, sondern die Hoffnung ist unerträglich; von dem Zeitpunkt an wirkte Drew weniger frustriert, weil er wusste, dass sowieso keine Gelegenheit mehr bestand, die ungenutzt verstreichen könnte. Drew betrachtete alles auf lange Sicht. So tickte er. Er war realistisch, philosophisch und sehr geduldig. Aber auch das hatte Grenzen.

    Er hatte am Abend vorher für sie gekocht: drei Gänge, Kerzen, ein Riesenaufwand. Sie war später nach Hause gekommen als geplant, aber das fand er nicht weiter schlimm – er hatte die Jungs schon gebadet und in die Schlafanzüge gesteckt. Entspann dich, hatte er gesagt. Setz dich, trink ein Glas Wein und lass es dir schmecken. Das mit dem Essen und Trinken hatte sie noch hinbekommen, aber da sie direkt vom Bay Tree kam, wurde es mit dem Entspannen leider nichts. Sie konnte an nichts anderes denken und über nichts anderes reden; bzw. eher schimpfen als reden und eher brodeln als denken. Sie dachte zwar an Sex, aber nur an die schlimmsten Aspekte. Sie musste daran denken, wie Gary Fleeting Laura anzüglich angegrinst hatte, an seine One-Night-Stands mit »kleinen Schlampen«, die »ihn überall reinnehmen«. Beim Reden trank sie weit mehr als ihre Hälfte der Flasche, und als ihre Wut langsam nachließ, war ihre Energie auch am Ende. Sie konnte sich kaum noch daran erinnern, wie Drew höchstens fünf bis zehn Minuten nach ihr nach oben gekommen war, und als er ins Bett kam, war sie schon

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