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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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wütend war und sich gleichzeitig schämte, erwischt worden zu sein. In ihrer kribbelnden Verlegenheit wollte sie wieder die Arme verschränken und tat es dann doch nicht, weil das noch mädchenhafter und erbärmlicher ausgesehen hätte.
    Sie wollte unbedingt zurückschlagen, und plötzlich fiel ihr auch ein, wie.
    »Nein, ich bin nicht die Sekretärin«, erwiderte sie kontrolliert verärgert, ohne eingeschnappt wirken zu wollen. »Ich bin Privatdetektivin. Kein Standard-Exbulle, aber ich verdiene damit schon meinen Lebensunterhalt. Und ich kann besser Menschen beurteilen, als Sie wohl denken. Sie haben eine Tochter in meinem Alter, oder? Vielleicht ein bisschen jünger.«
    Sie sah eine winzige Reaktion, die aber zu neutral war, um etwas daraus zu folgern, zumal seine Augen immer noch zwischen dem Rückspiegel und der Straße hin und her wechselten. Er war auch zu keiner Antwort bereit.
    »Wie kommen Sie denn darauf?«, fragte er.
    »Stimmt’s denn?«
    »Erklären Sie mir, warum Sie es glauben, dann sage ich, ob es stimmt.«

    Ingrams beschleunigte den Landrover stetig aber ohne Eile aus der Kreuzung heraus und behielt die nächste scharfe Kurve im Auge.
    »Das würde erklären, warum Sie mich eher als Sekretärin als als Detektivin sehen. Sie hätten so Ihre Schwierigkeiten, sich vorzustellen, wie jemand im Alter Ihrer Tochter einem Beruf nachgeht, der normalerweise eher eine Domäne der Älteren, vor allem der älteren Männer ist; vor allem, wenn Sie den Beruf für eine junge Frau unzumutbar finden.«
    Das hörte sich recht plausibel an und wirkte auch etwas harmloser als der wahre Grund für Jasmines Schlussfolgerung. Das wichtigste Indiz, auf das sie ihre Behauptung stützte, das sie aber schön für sich behalten würde, war, dass sie nun seit zwanzig Minuten in dieser Kiste herumgeschaukelt wurde und ihn nicht einmal dabei erwischt hatte, wie er ihr auf den Busen guckte.
    Ingrams schwieg und fuhr, er schnitt die Kurve etwas, seine Augen wechselten immer noch zwischen Spiegel und Straße hin und her.
    »Und?«, fragte sie schließlich.
    »Hm?«, brummte er verwirrt. »Ach so. Nein. Ich hab keine Tochter«, stellte er beiläufig fest.
    Verdammt, dachte sie. Super Leistung, Mädchen. Dem haben wir’s gezeigt.
    »Der Typ in dem Audi, gehört der zu Ihnen?«, fragte Ingrams, als hätten sie noch nicht darüber gesprochen. »Sie können’s ruhig sagen. Wär kein Problem.«
    Jasmine sah in den Seitenspiegel. Der Audi war um die Kurve gekommen und näherte sich zügig. Vor ihnen war die Straße frei und gerade – kein Gefälle, keine Steigung, kein Gegenverkehr.
    »Nein, wirklich nicht. Ehrlich. Jetzt überholt er sowieso. Da.«
    Ingrams ging ein wenig vom Gas, um den Audi auf derGeraden überholen zu lassen. Als der Landrover langsamer wurde, drehte er den Kopf ein bisschen und ließ zum ersten Mal die Augen an Jasmine hinunterwandern; wenigstens zum ersten Mal, dass sie es bemerkt hätte. Jetzt, als ihnen niemand mehr folgte und sie geradeaus fuhren, gönnte er sich endlich mal einen Blick. Sie drehte sich zu ihm um und wollte gerade einen unterkühlten Kommentar abgeben, um ihn in Verlegenheit zu bringen, als sie merkte, dass er in Wirklichkeit konzentriert den Seitenspiegel beobachtete.
    Als sie sich umsehen wollte, rammte Ingrams den Schalthebel in den dritten Gang und trat mit dem rechten Fuß voll durch, dass Jasmine in den Sitz gedrückt und ihr der Kopf nach hinten geworfen wurde. Fast im gleichen Augenblick explodierten die beiden hinteren Seitenfenster, als wäre das eine Reaktion auf den aufheulenden Motor.
    Jasmine spürte, wie Glassplitter durch den Wagen flogen, als säße sie in einer Schneekugel, die wild geschüttelt wurde.
    Sie schaute durch ihr Fenster und sah, dass der Audi beschleunigte, um wieder gleichauf zu ziehen. Durch das offene Beifahrerfenster zielte ein Mann mit einer Schrotflinte auf den Landrover. Sie hatte vorher nicht gesehen, dass noch jemand in dem Auto saß. Er hatte sich vorher wohl versteckt und den richtigen Moment beim Überholen abgewartet. Wenn Ingrams nicht so plötzlich Gas gegeben hätte, wäre ihr der Kopf weggeblasen worden.
    Eine fast krampfartige Panik packte sie, ein ursprüngliches, eiskaltes Grauen. Keine Ungläubigkeit, keine Verwirrung. Sie wusste, dass der Mann mit der Schrotflinte echt war, die Gefahr auch und dass alles genau so war, wie es schien. Früher hätte sie sich wahrscheinlich hundert andere Erklärungen ausgedacht, statt zu akzeptieren, dass

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