Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
Vom Netzwerk:
auf gut drei Millionen geschätzt.«
    »Der Presse sagen wir sieben«, erwiderte Catherine,was ein verschworenes Grinsen bei Zoe auslöste. »Und ’ne einmalige Geschichte war’s ja auch nicht. Die haben die Schließfächer als Treuhandkonto benutzt. So konnten sie Deals im großen Stil abwickeln, ohne dass sie Gefahr laufen, bei der Übergabe erwischt zu werden. Wahrscheinlich verstaut der Lieferant den Koffer und rückt dann Schließfachnummer und Kombination raus, wenn er das Geld bekommen hat.«
    »Alles klar«, erwiderte Zoe. »Dann kommt der Käufer und macht sich mit den Drogen aus dem Staub, ohne dass die beiden jemals zur gleichen Zeit am gleichen Ort waren. Der Lieferant kann mit der Bahn aus London oder sonstwoher kommen, abladen und die nächste wieder zurück nehmen. Minimales Risiko.«
    »Je nachdem, in welcher Phase der Transaktion sie sich befanden, könnten jetzt die Fetzen fliegen. Keiner will verantwortlich sein, wenn’s um die Frage geht, wer wem was schuldet.«
    »›Könnte explosiv sein‹«, zitierte Zoe und zeigte eine andere Auslegung der gezielten Wortwahl des Informanten. »Gibt’s schon was Neues, wer der verhinderte Käufer war?«
    Catherine dachte an Frankie Callahans Ruhe, daran, wie er ihren Besuch hochprofessionell abgefertigt hatte. Ein Mann, der keine Komplikationen wollte; ein Mann, der etwas anderes Großes laufen hatte.
    Sie sah durch die Glaswand, wie Laura mit ihrem ernsten, entschlossenen Blick auf ihr Büro zustapfte. Es war ja toll, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der so engagiert und pflichtbewusst war, aber wenn die Kleine nicht ab und zu mal ein bisschen gute Laune verbreitete, musste Catherine sich wohl langsam Sorgen machen.
    Laura hatte den Großteil des letzten Tages damit verbracht, wie eine Getriebene Gary Fleetings Alibi auf Löcher zu prüfen. Der Kerl war sich unantastbar vorgekommen, als er sieprovoziert und herausgefordert hatte. Damit hatte er es zu ihrer obersten Priorität gemacht, ihn einzusperren.
    Laura hatte Fleetings One-Night-Stand aufgespürt, eine Lyndsay McLaughlin. Sie gab zu, dass sie mit Fleeting geschlafen hatte, aber genau im Schlafen lag das Problem: Lyndsay sagte, sie sei gegen zwei Uhr nachmittags aufgewacht, und konnte Fleetings Aussage nicht bestätigen, er sei erst nach eins aus dem Haus gegangen.
    Auch die Blätter des Bay Tree konnten Fleetings Abend nicht völlig abdecken. Alle Gäste, mit denen Laura sprach, konnten bestätigen, dass sie ihn hinter der Bar hatten arbeiten sehen, waren sich aber nicht so sicher, ob er noch da war, als sie später gingen. Einer sagte, er sei sich ziemlich sicher, bei der letzten Runde von Fleeting bedient worden zu sein, gab aber zu, dass er da schon ein paar intus hatte. Besoffene machten sich vor Gericht nie gut als Zeugen, egal womit sie ihre Brötchen verdienten oder wie vornehm ihre Adresse war.
    Laura rauschte ungeduldig und zielstrebig auf Catherines Büro zu. Sie sah aus, als hätte sie Neuigkeiten.
    »Genau die Frau, die ich gesucht habe«, grüßte Catherine sie, als sie durch die Tür kam. »Wir müssen noch mal los, Frankie Callahan ein paar unangenehme Fragen stellen.«
    »Das könnte schwierig werden«, erwiderte Laura.

Zeuge
    Die Tür wurde von einer streng aussehenden Frau in Krankenschwesternuniform geöffnet. Jasmine fragte sich kurz, ob William Bain vielleicht deutlich älter und gebrechlicher war, als das jüngste Foto ihn zeigte, aber dann sah sie das laminierte Namensschildchen an der Brust der Frau. Es wies sie als »Margaret Bain, Entbindungsstation« am Hairmyres Hospital in East Kilbride aus.
    Sie ging einen Schritt zur Seite, um die beiden hineinzulassen, schloss die Tür aber nicht und warf sich eine leichte Jacke vom Treppengeländer über.
    »Ich hab gleich Schicht«, erklärte sie. »Würd Ihnen ja ’nen Tee machen, aber ich bin spät dran. Er ist im Wohnzimmer.«
    Jasmine wollte ihr gerade versichern, dass das gar kein Problem sei, aber da war sie schon durch die Tür gerauscht.
    Sie blieben eine Weile im Flur stehen und fragten sich, ob Bain sie begrüßen werde, oder ob sie einfach direkt ins Wohnzimmer gehen sollten. Ingrams sah sich um und schlug fast mit seiner Sporttasche gegen die Wand, als er sich in dem engen Flur umdrehte. Er hatte einen Fotoapparat um den Hals hängen und ein Stativ sowie mehrere Wechselobjektive in der Tasche.
    Die Ausrüstung hatten sie im Büro abgeholt und waren dann zunächst zum Silverburn Shopping Centre gefahren. Dort hatten sie

Weitere Kostenlose Bücher