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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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Wullie?«
    »Glaub mir, Junge«, sagte er und schüttelte unheilverheißend den Kopf, »das willst du gar nicht wissen.«
    Ingrams legte die Kamera vorsichtig in die Tasche und umschloss das Aluminiumrohr des Stativs mit der rechten Hand.
    »Glaub mir, das will ich.«
    Jasmines Blick wanderte von Ingrams Faust zu Bains Gesicht, das eigentlich ängstlicher hätte aussehen müssen. Stattdessen grinste Bain verbittert und hässlich. Das rachsüchtige Grinsen eines Geschlagenen, der weiß, dass das, was er gleich verrät, seinem Gegenüber nur schaden wird.
    »Ich sag dir, wer mich bezahlt hat«, spottete er. »Ein richtig fieser, skrupelloser Kerl. Brutaler, gieriger und hinterhältiger als jeder Gangster der Stadt. Fallan hieß er. Detective Inspector Iain Fallan. Aber ich glaube, du kennst ihn als Dad.«

Identität
    Jasmine sah, wie Bain sie durchs Wohnzimmerfenster beobachtete, während sie schweigend auf den Civic zugingen. Er wollte sich wohl versichern, dass sie wirklich fuhren. Es sah so aus, als wäre er am Telefon. Sie fragte sich, welche Seite des Gesetzes er angerufen hatte. Sie würden es wohl bald herausfinden, wenn sie sich nicht aus dem Staub machten.
    Sie stellte ihr Handy wieder auf laut und sah, dass sie etwas auf der Mailbox hatte. Sie hörte die Nachricht ab, während sie zur Fahrerseite ging und einstieg. Es war ein Anruf für Jim, den das Bürotelefon weitergeleitet hatte. Sie horchte gespannt auf, als sie vor der Nachricht hörte: »Eine Nachricht für Jim Sharp«, aber ihr Puls fiel wieder, als sich der Anrufer als Scottish Gas herausstellte, irgendetwas über Wärmebilder. Jim hatte sich wohl den Dachboden isolieren oder einen neuen Boiler installieren lassen. Jasmine fing fast an zu schluchzen, wie wenn eine von Mums alten Freundinnen anrief, die es noch nicht gehört hatte, oder wenn Post für sie kam. Am schlimmsten war eine abonnierte Zeitschrift gewesen, weil sie zu den Dingen gehörte, über die ihre Mutter sich immer gefreut hatte, und auf das Leben verwies, das sie eigentlich noch leben sollte.
    Sie schwiegen, während Jasmine den Motor startete und losfuhr. Ingrams fragte nicht nach der Mailbox-Nachricht und wollte Jasmine anscheinend kaum anschauen. Man konntesich eigentlich nicht vorstellen, dass irgendjemand ihren Beifahrer als verletzlich bezeichnen würde, schon gar nicht nach allem, was sie eben erlebt und erfahren hatte, aber sie hatte wirklich den Eindruck, dass er ziemlich niedergeschlagen war. Er wirkte zerknirscht und reuevoll, ganz anders als der wütende Dämon, der gerade noch Bain bedroht hatte.
    Sie hatte sich in seiner Gegenwart nie so recht entspannen können, aber jetzt schien er sich in ihrer unwohl zu fühlen. Das machte Jasmine aber nicht mit. In dem kleinen Auto war kein Platz für große offene Fragen.
    »Dann können wir jetzt wohl aufhören, so zu tun, als wären Sie nicht Glen Fallan, oder?«, fragte sie.
    Er schwieg noch eine Weile, und sie fragte sich, ob er eingeschnappt oder ernsthaft verletzt war.
    »Der war ich mal«, erwiderte er schließlich leise und abwesend, als hätte er die Worte aus seinem tiefsten Inneren hochholen müssen. Dabei wollte er es wohl belassen.
    »Wusste Jim die Wahrheit über Sie?«
    »Ja.«
    »Scheiße«, zischte sie und krallte sich vor Wut am Lenkrad fest. »Und Sie haben die ganze Zeit keinen Ton gesagt!«
    »Er hat sich nicht bei mir gemeldet. Ich hab ihn wirklich letztes Jahr zum letzten Mal gesehen.«
    »Warum war er damals bei Ihnen?«
    »Das darf ich Ihnen nicht sagen. Das fällt unter Jims Verschwiegenheitspflicht.«
    Jasmine seufzte, hätte aber am liebsten geschrien.
    »Und fällt es auch unter seine Schweigepflicht, wenn man fragt, warum er Ihre Akte offen liegen hatte? Was haben Sie mit der ganzen Sache zu tun? Warum haben Sie alles liegen lassen und sind mit mir hier hochgekommen? Keine Lügen mehr. Sagen Sie mir die Wahrheit.«
    »Ich hab alles liegen lassen, weil jemand auf uns geschossen hat. Ich bin mitgekommen, weil ich wissen will, warum.Ich hab keine Ahnung, was ich mit der ganzen Sache zu tun habe, und wenn wir es herauskriegen wollen, müssen wir uns auf das konzentrieren, was wir wissen.«
    »Was wir wissen? Ich weiß nicht mal, wie ich Sie nennen soll. Tron? Glen? Was für ein Name soll Tron überhaupt sein? Wie der blöde Science-Fiction-Film? Wie die Kirche?«
    »Wie das Theater. Da … ist mit mir etwas passiert.«
    »Was?«
    »Da habe ich beschlossen, dass ich nicht mehr Glen Fallan sein will. So hat

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