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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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sein.«
    »Ja, Sir. Letztendlich hätte mich sein Verhalten in Limehouse endgültig misstrauisch machen müssen«, fuhr ich fort. »Ich glaube, Adams wurde gierig und erwähnte auf die ein oder andere Weise, dass Fletcher nicht vergessen sollte, dass er ihm etwas schuldete. Er forderte ihn auf, seine Dankbarkeit in Form des ein oder anderen Geschenks zu demonstrieren, wahrscheinlich Geld. Vielleicht kam Fletcher auch zu der Erkenntnis, dass er Adams nicht trauen konnte und dass der Vorarbeiter sterben musste. Er arrangierte ein Treffen in Limehouse am Freitagabend. Fletcher ging verkleidet zu dem Treffen. Sie tranken gemeinsam. Fletcher hielt sich zurück und sorgte dafür, dass Adams reichlich Alkohol zu sich nahm. Vielleicht hat er ihm sogar ein Betäubungsmittel ins Bier geschüttet. Ich wünschte wirklich, Carmichael hätte diese verdammte Autopsie durchgeführt!
    Wie dem auch sei, Adams wurde irgendwie in den Fluss gestoßen oder ist gestolpert oder gefallen, und entweder war er zu betrunken, um sich ans Ufer zu retten, oder Fletcher stand dabei und stieß ihn mit einer Stange oder einem Paddel immer wieder zurück und drückte ihn unter Wasser. Anschließend ging er im Vertrauen auf den Nebel, der an jenem Abend am Fluss herrschte, und auf die natürliche Neigung der Anwohner, den Blick von allem abzuwenden, was die Polizei in die Gegend bringen könnte, wieder nach Hause.
    Er glaubte, er hätte sich des Mannes entledigt. Doch als er am nächsten Morgen zur Baustelle kam, stellte er zu seinem Entsetzen fest, dass ich dort war und nach Adams fragte. Als ich ihm sagte, dass ich beabsichtigte herauszufinden, warum Adams verschwunden war, und zu ihm nach Hause zu fahren, sah Fletcher sich in einer Zwickmühle. Er wollte nicht so bald nach Limehouse zurück, doch falls er sich mir nicht anschloss, würde er nicht erfahren, was ich herausfand. Also kam er mit. Im Nachhinein betrachtet war sein Verhalten mehr als eigenartig. Er jammerte unablässig und sorgte sich um seine Sicherheit; doch als wir dort angekommen waren, führte er mich durch die Straße und blieb zielsicher vor der Pension stehen, als wäre er schon häufiger dort gewesen. Er hielt sich das Taschentuch vors Gesicht, kaum dass die Wirtin uns öffnete, und behielt es die ganze Zeit über dort, angeblich wegen des Gestanks, der im Haus herrschte, doch in Wirklichkeit, weil er fürchtete, dass die Wirtin ihn trotz seiner Verkleidung am Vorabend wiedererkennen könnte. Aber mehr noch als das war es sein Verhalten gegenüber dem Bettler.«
    »Bettler?«, fragte Dunn. »Was für ein Bettler?«
    »Ein Krüppel, Sir. Ein selbsternannter ehemaliger Soldat, der angeblich König und Vaterland gedient hatte. Er wartete bei der Kutsche auf uns und bettelte Fletcher um Almosen an. Fletcher hatte zuvor sehr gezögert, Mrs Riley, der Wirtin von Adams, auf meine Bitte hin zwei Shilling zu geben, und beschwerte sich auf dem Rückweg zur Kutsche unablässig darüber. Doch dann kam der Bettler, und er gab ihm bereitwillig noch mehr Geld. Woher diese plötzliche Großzügigkeit? Dann fielen mir die Worte des Bettlers wieder ein …«, ich räusperte mich und rezitierte sie, so gut ich mich erinnerte. »›Sie sind ein feiner Gentleman, nicht wahr, Sir? Sie sind kein Polyp. Ich versuche doch nur, Leib und Seele beisammenzuhalten. Das verstehen Sie doch sicher, Sir, nicht wahr?‹«
    »Ah«, sagte Dunn leise. »Sie glauben, dass der Bettler Fletcher entweder wiedererkannt hatte oder dass Fletcher mit seinem schlechten Gewissen fürchtete, es könnte so sein.«
    »Genau das glaube ich, Sir.«
    Dunn lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und legte die Fingerspitzen zusammen. Ich wartete ungeduldig. Endlich sprach der Superintendent wieder.
    »Wir können ihn nicht auf bloße Mutmaßungen hin verhaften, ohne jegliche Beweise. Sie mögen durchaus Recht haben, Ross, doch Fletcher gehört zu der Sorte, die einen guten Anwalt haben, und wenn wir unsere Anklage nicht beweisen können, stecken wir nicht nur in Schwierigkeiten, sondern machen uns obendrein auch noch lächerlich!« Er fuhr sich mit einer Hand durch das widerborstige Haar. »Denken Sie nur an die Herren von der Presse!«, sagte er grimmig.
    »Aber Sir …!«
    »Langsam, Ross, langsam«, unterbrach Dunn mich freundlich, doch auf eine Weise, die mich innehalten ließ. »Sie sind ein äußerst vielversprechender junger Beamter, Ross, und ich möchte nicht, dass Sie die zweifellos exzellente Karriere, die noch vor Ihnen

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