Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses
aus den Unterlagen getilgt. Das ist eine rechte Schande, von unserem Standpunkt aus betrachtet.«
»Sonst noch etwas?«
Ich zögerte. »Ja, Sir, allerdings ist das eine persönliche Angelegenheit, über die ich Sie informieren sollte. Mrs Parrys gegenwärtige Gesellschafterin ist eine gewisse Miss Elizabeth Martin. Ihr Vater, der verstorbene Dr. Martin, war mein großzügiger Wohltäter. Er hat meine Schulausbildung bezahlt und meine Mutter mit Geld unterstützt, als ich noch nicht gearbeitet habe.«
Dunn hob die Augenbrauen. »Ist Miss Martin irgendwie in den Fall verwickelt?«
»Ich wüsste nicht, wie das sein könnte, Sir. Sie ist erst am Dienstag in London angekommen, dem Tag, an dem die Leiche von Miss Hexham gefunden wurde. Sie hat den Posten als Gesellschafterin angeboten bekommen, weil der verstorbene Mr Parry ihr Patenonkel war.«
»Könnten Sie in einen Interessenskonflikt geraten?«, fragte Dunn.
»Nein, Sir. Obwohl ich gestehen muss, dass ich Elizabeth Martin nur ungern in diesem Haushalt sehe.«
»Lassen Sie sich nicht davon beeinflussen, verstanden? Sie sind intelligent genug, um es nicht zuzulassen. Machen Sie also weiter. Konzentrieren Sie sich auf die Tätersuche, und ich halte Ihnen die Eisenbahngesellschaft vom Hals. Sollen sie sich ruhig auf mich stürzen.« Er strich ein letztes Mal durch den wirren Wald grauer Haare. »Allerdings, wenn sie sich an mir die Zähne ausbeißen, werden sie sich an meine Vorgesetzten wenden. Wir haben nicht allzu viel Zeit, um diesen Fall zu lösen.«
»Da wäre noch eine Sache, Sir«, sagte ich. »Im Hinblick auf die Eisenbahngesellschaft. Es scheint, dass Mr Sinclair Belling, der Vater von James Belling und Ehemann von Mrs Belling, ein Banker ist, der sich für den Bau von Eisenbahnen interessiert. Er hält sich gegenwärtig in Südamerika auf, wo irgendeine Bahn gebaut wird. Ich frage mich, ob Mr Belling vielleicht rein zufällig einer der Anteilseigner der Midlands Railway Company ist? Vielleicht besteht kein Zusammenhang, aber ich würde gerne wissen, wer bei diesem Fall welche Interessen verfolgt.«
Dunn starrte mich an; dann kritzelte er den Namen Sinclair Belling auf ein Blatt Papier. »Ich werde mich erkundigen.« Er tippte mit dem Stift auf den Schreibtisch. »Diese Sache wird von Minute zu Minute komplizierter«, sagte er. »Ein ganzer Sack voll möglicher Motive tut sich auf.« Er musterte mich aus kleinen Augen. »Und das unter der Annahme, dass es sich bei dem Mörder um einen Mann handelt. Das Opfer war leicht gebaut und zierlich, sagen Sie?«
»Ja, Sir, und Carmichael glaubt auch, Zeichen von schlechter Ernährung vor ihrem Tod gefunden zu haben, allerdings nur in den letzten Wochen. Wenn sie gehungert hat, dann erst seit ihrem Verschwinden aus dem Haushalt der Parrys.«
»Also könnte sie auch von einer anderen Frau leicht überwältigt worden sein, liege ich da richtig?«
»Mühelos, Sir. Doch diese Frau hätte einen Komplizen benötigt, um die Leiche wegzuschaffen.«
»Verdammt!«, sagte Dunn leise. »Miss Hexham könnte ein rechtes Ärgernis für alle gewesen sein. Jeder von ihnen könnte seine Hand im Spiel gehabt haben!«
KAPITEL ZEHN
Elizabeth Martin
Es klopfte energisch an meiner Tür, und dann flog sie unsanft auf an jenem Freitagmorgen kurz vor acht. Bessie kam herein, laut ächzend und die schwere Kanne mit heißem Wasser in den Armen. Das Ächzen mochte von der Anstrengung herrühren, doch ich hatte das Gefühl, dass Ärger die Ursache war. Sie erweckte zumindest den Anschein, einigermaßen aufgebracht zu sein. Mürrisch erwiderte Bessie meinen Morgengruß, ohne jedoch meinem Blick zu begegnen.
Während ich aus dem Bett stieg und mir meinen Schal umlegte, nahm sie die tönerne Schale vom Waschschrank und stellte sie auf den Teppich. Ich beobachtete sie, während sie heißes Wasser aus der Kanne hineingoss. Konzentriert verrichtete sie ihre Arbeit, um nur ja nichts zu verschütten.
»Lass nur, Bessie«, sagte ich, nachdem sie die Schale gefüllt hatte und Anstalten machte, sie wieder auf den Waschschrank zu heben. »Ich mach das schon.«
»Wie Sie meinen, Miss.« Sie packte die leere Kanne und wollte zur Tür wie ein aufgeschreckter Käfer, der in eine neue Deckung flüchtet, wenn der Stein umgedreht wird, unter dem er sich versteckt hat.
»Bessie!«, rief ich.
Sie war bereits halb durch die Tür, doch sie konnte nicht so tun, als hätte sie mich nicht gehört. Unwillig drehte sie sich wieder zu mir um und blieb
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