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Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses

Titel: Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Zeichen der Ehre. Ich hab sie fair und gerecht im Boxring erworben.‹«
    Bessie schnaubte. »Ich hab noch nie gehört, dass es im Boxring fair und gerecht zuginge! Aber ich hatte keine Zeit mehr, um noch länger mit ihm zu streiten. Mr Simms konnte ja jeden Augenblick zurückkommen. Ich überzeugte mich davon, dass er um die Ecke fahren und warten würde; dann rannte ich ins Haus, um Miss Hexham Bescheid zu geben. Sie eilte mit Schultertuch und Haube die Treppe hinunter und nach draußen zu der Stelle, wo der Kutscher wartete, und das war das letzte Mal, dass ich sie gesehen habe!«
    Sie brach ab und schniefte. Ich reichte ihr mein Taschentuch. »Danke sehr, Miss«, sagte sie und schnäuzte sich die Nase.
    »Komm, weiter«, sagte ich rasch. »Wir müssen uns beeilen, so gut es geht. Wir haben nicht viel Zeit. Wir dürfen keinen Augenblick mehr verschwenden.«
    »Wohin gehen wir?«, fragte Bessie, während wir durch die Straße hasteten.
    »Nun, zum Droschkenstand beim King’s Cross. Ich glaube, es geht hier entlang, oder kennst du einen schnelleren Weg? Ich kenne den Kutscher, von dem du gesprochen hast. Wir müssen ihn finden! Ich hoffe, er ist am Stand und erinnert sich an Miss Hexham und wohin er sie gefahren hat!«
    Bessie glaubte, einen schnelleren Weg zu kennen, und ich müsste ihr vertrauen und dürfte mich nicht ängstigen. Sie führte mich durch ein Labyrinth enger Gassen, und bald hatte ich jegliche Orientierung verloren. Meine größte Angst war jedoch, dass ich meine Führerin verlieren könnte. Die Häuser hier standen dicht beieinander, und in den schmalen Gassen gab es alle möglichen kleinen Geschäfte, die den Passanten ihre Waren in Auslagen auf der Straße feilboten. Rollen billigen Stoffes wechselten sich ab mit Flechtkörben und Regalen mit Schirmen, Küchengeschirr, Pfannen, Säcken mit Reis und Tapioka. Aus den Metzgerläden drang der widerliche Gestank von getrocknetem Blut und totem Fleisch und das Gesumme ganzer Heerscharen von Fliegen.
    Andere Läden handelten mit lebendem Getier: Kanarienvögeln in winzigen Käfigen, niedlichen Mäusen und kaum entwöhnten Welpen, die in erbärmlichen Elendshäufchen in einer Ecke kauerten, oder Goldfischen in Schalen voll trüben Wassers. Drei Kugeln an einem Metallarm über einer Tür signalisierten einen Pfandleiher, der wie eine Spinne in ihrem Netz in der Dunkelheit des Ladens auf Kundschaft lauerte. Hier gab es Geschäfte, die nicht nur verkauften, sondern auch ankauften: alte Kleidung, Schmuck, Bücher und Haushaltsartikel, die so verbeult und verbogen und so stark abgenutzt waren, dass es mir ein Rätsel war, wer so etwas kaufen sollte.
    »Man kann sich nichts Neues kaufen, wenn man arm ist«, lautete Bessies Antwort auf meine unschuldig hervorgebrachte diesbezügliche Frage.
    Eine Vielzahl von Menschen strömte hierhin und dorthin. Stimmen erfüllten die Luft. Einige redeten in Sprachen, die mir fremd waren, andere in einem derart gutturalen und verzerrten Englisch, dass es wie eine fremde Sprache klang. Räudige Hunde und dürre Kinder schwärmten um uns herum. Wir wichen immer wieder vom geraden Weg ab, um Pfützen dubioser Herkunft auszuweichen. Von Zeit zu Zeit passierten wir ein Wirtshaus, aus dem der Gestank von Bier und Tabak wehte. Unrasierte Männer und schmuddelige Frauen saßen zusammengesunken auf Bänken vor den Türen, vor sich Pints mit Bier, während zu ihren Füßen kleine Kinder im Dreck umherkrochen und mit den unvermeidlichen, flohzerbissenen Promenadenmischungen spielten.
    Ich war froh, als wir diese Seitengassen hinter uns ließen und wieder auf einer Hauptstraße herauskamen, auch wenn das Gedränge hier kaum weniger war, nur dass die Leute bessere Kleidung trugen. Wie am Tag meiner Ankunft war ich einmal mehr erstaunt vom Wirrwarr und der schieren Anzahl von Fuhrwerken, die an uns vorüberratterten. Ich wusste, dass wir in der Nähe der Baustelle von Agar Town sein mussten, weil mitten unter all den anderen Gespannen immer wieder die vertrauten Karren voller Schutt und Trümmer vorüberrumpelten und der Geruch von Ziegelstaub in unsere Nasen stieg.
    Wir waren auf der Höhe eines Drehorgelspielers angekommen, eines abgerissenen Individuums, begleitet von einem traurig dreinblickenden, verschrumpelten, kleinen Äffchen in einer roten Jacke. Unvermittelt blieb Bessie stehen und deutete nach vorn. »Sehen Sie nur, Miss! Das ist der Reverend, der Mylady regelmäßig besucht!«
    Der Affe war gelehrt worden, auf Passanten zu

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