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Wer sich nicht fügen will

Wer sich nicht fügen will

Titel: Wer sich nicht fügen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Letholainen
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Brauch, bevor er meine Hand losließ.
    Mustajoki, Pihlaja und Hytönen saßen auf denselben Sesseln wie während der Sendung. Außerdem befanden sich drei Männer im Studio, offenbar Kameraleute und Tonmeister. Ich überlegte, wer die hysterische Frau sein mochte, die Akkila erwähnt hatte. War es diejenige, die mit der Nachricht von Lulu Nightingales Tod ins Studio gestürmt war? Wo steckte sie jetzt?
    »’n Abend, Kallio!«, rief Lasse Nordström von der Tür her.
    »Verdammt diensteifrige Schupos habt ihr in Espoo. Die haben mich glatt von der Leiche weggescheucht, obwohl ich erklärt habe, dass ich ein Kollege bin.«
    Ich ging zu Nordström und zog ihn auf den Flur. Er schüttelte mir die Hand, als wären wir die besten Freunde; in Wahrheit beschränkte sich unsere Bekanntschaft auf ein paar Kneipenabende während des Studiums und auf einige zufällige Begegnungen bei Seminaren.
    »Wie sieht es aus?«, fragte ich. »Bist du sicher, dass es sich nicht um einen natürlichen Tod handelt?«
    »Ich weiß, wer die Frau war, und halte es für besser, alle Eventualitäten in Betracht zu ziehen. Außerdem – na, schau dir erst mal die Leiche an.«
    »Spuren äußerlicher Gewalt?«
    »Nein, aber die Verkrampfung deutet auf eine Vergiftung hin«, meinte Nordström.
    »Wer hat die Leiche gefunden?«
    »Riitta«, antwortete Ilari Länsimies im selben Moment, als Nordström sagte: »Die Regisseurin.« Länsimies war zu uns auf den Flur gekommen und redete nun wie ein Wasserfall. »Heute Abend lief alles ein wenig anders. Normalerweise holt Nuppu, unsere Maskenbildnerin, die Gäste aus ihren Garderoben, aber sie hatte Probleme mit dem Babysitter und ist früher gegangen, weil Lulu darauf bestand, sich selbst zu schminken.« Länsimies lockerte den Schlips noch ein Stück weiter. »Wir arbeiten mit einem kleinen Team, nur mit zwei Kameras und einem Tonmeister, und Riitta sagte, sie könne den letzten Gast selbst holen, weil die Kameraleute auch ohne Regie wissen, was sie zu tun haben.«
    Nordström sah Länsimies an, als wollte er ihn auffordern, den Mund zu halten. Der Showmaster hatte zwar Hausrecht, aber Nordström war immerhin Kriminalbeamter. Ihr Gockelkampf war allerdings überflüssig. Von jetzt an hatte ich das Sagen.
    »Wo ist diese Riitta jetzt?«
    »Sie hat sich in meiner Garderobe hingelegt. Eine von den beiden Polizistinnen ist bei ihr.«
    Nun tauchte auch Puupponen auf. Ich bat Mira Saastamoinen, die Personalien aller Anwesenden aufzunehmen, und sagte, ich wolle zuerst mit der Frau sprechen, die die Tote gefunden hatte, und mich danach um die anderen kümmern. Mein Handy klingelte, auf dem Display sah ich die Nummer eines bekannten Polizeireporters. Da ich noch nichts mitzuteilen hatte, schaltete ich den Ton ab und steckte das Telefon in die Innentasche des Blazers, wo es lautlos vibrierte. Ich bat Länsimies, mich durch das Gebäude zu führen, denn es schien mir leichter, ihm Fragen zu stellen, wenn die anderen nicht zuhörten.
    »Die Grundidee Ihrer Talkshow ist ja, dass die Gäste nichts voneinander wissen. Wie organisieren Sie das in der Praxis?«
    »Für jeden ist eine eigene Garderobe reserviert, die er nur in Begleitung der Maskenbildnerin oder mit mir verlassen darf. Nuppu fungiert sonst als Zeremonienmeisterin, aber heute hatten wir, wie gesagt, umdisponiert. Wir geben den Gästen individuell abgestufte Ankunftszeiten, Nuppu oder Riitta nehmen sie in Empfang und führen sie in ihre Garderobe, wo sie dann geschminkt werden.« Länsimies zog ein Taschentuch hervor und wischte sich über die Stirn. Die Schminke hinterließ einen Fleck auf dem Tuch.
    »Wie verhindern Sie, dass die Diskussionsteilnehmer zur falschen Zeit im Flur herumlaufen? Werden die Garderoben von außen abgeschlossen?«
    »Nein, aber von innen. Die Leute halten sich an die Spielregeln. Jeder will ins Fernsehen, wir hatten nie Schwierigkeiten, Gäste zu finden. Aha, Riitta ist jetzt da drüben, in der Garderobe von Anna-Maija Mustajoki.«
    »Danke«, sagte ich in einem Ton, der Länsimies klar machen sollte, dass er nicht mehr gebraucht wurde. »Wir setzen unser Gespräch nachher fort.« Unmerklich ahmte ich seine Sprechweise nach, ein Versuch, mich mit ihm auf eine Stufe zu stellen.
    Die Sanitäter kamen uns entgegen. »Nichts mehr zu machen«, sagte einer der beiden, den ich flüchtig kannte. »Ihr könnt jetzt knipsen, wir nehmen sie anschließend mit, falls kein Alarm dazwischenkommt. Gibt’s hier irgendwo Kaffee?«
    Die Sanitäter

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