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Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gespannt, wer sich meldet. Und wie geht es nun weiter, Johannes?«
    »Wir können deinen Fall abschließen und die Akte verstauben lassen.«
    »Wollt ihr denn nicht den Dieb bestrafen?«
    »Haben wir ihn?«
    »Dann sucht ihn doch, verdammt!«
    »Uns liegen zwei Kapitalfälle vor, Einbrüche in Supermärkte. Es geht um fast eine Million …«
    »Völlig klar … was ist dagegen ein Hund!« Sänfters Stimme war voll Hohn.
    »Hans! Du hast deinen Arras doch wieder.«
    »Durch einen geradezu wundersamen Zufall! Aber die vielen anderen, denen man ihre Tiere gestohlen hat, die sehen sie nie wieder! Da wandern Hunderttausende zu den Abdeckern oder in die Spezialverbrennungsöfen … wegen der den Tieren eingepumpten chemischen Substanzen. Wer denkt an diese Menschen?«
    »Wir natürlich auch. Aber man muß die Wertigkeiten unterscheiden. Ein Fahrraddiebstahl hat nun mal nicht den selben Stellenwert wie zum Beispiel ein Supermarkteinbruch, bei dem ein Wachmann schwer verletzt wurde. Natürlich werden wir uns auch um die Tierfänger kümmern.«
    »Danke Johannes.« Prof. Sänfter legte unsanft den Hörer zurück. Er überlegte, ob er Tenndorf anrufen sollte, entschloß sich dann aber, selbst zu ihm hinzufahren. Jetzt, wo es ihn selbst getroffen hatte, fühlte er sich irgendwie mitschuldig an dem Unglück der Kinder. Daß Micky und Pumpi längst in einem Labor verschwunden waren, schien ihm nun sicher. Er hatte ja gesehen, wie schnell man Arras zum ›Wohle der Menschheit‹ weitergegeben hatte, sogar mit unterschriebener Erklärung und gegen Quittung …
    Ohne Appetit aß Sänfter im Ärztekasino sein Abendessen, trank dazu eine halbe Flasche Wein, überließ die Abendvisite seinem 1. Oberarzt und holte die beiden Hunde aus dem Versuchskeller ab. Er war erschüttert, mit welchem Geheul und Winseln ihn Arras begrüßte, wie er ihm die Hände leckte und sich kaum beruhigen konnte, seinen Herrn wiederzusehen. Auch der andere große Schäferhund, den er spontan Mittwoch nannte, weil er an diesem Mittwoch ihm das Leben gerettet hatte, freute sich, als wäre Sänfter schon immer sein Herrchen gewesen. Es war ein wunderschöner Hund mit dunkelbraunem Fell, jung und kräftig, der bei jeder Prämiierung einen Preis bekommen hätte. Das Halsband und alles, woran man ihn erkennen konnte, hatte ›Herr‹ Schneider ihm natürlich abgenommen, aber Sänfter entdeckte etwas Ungewöhnliches an Mittwoch: In dessen linkes Ohr war die Zahl 28 tätowiert. Sie mußte eine Bedeutung haben, und Sänfter hatte die Idee, in seinem Inserat zu sagen: Der Besitzer von Nummer 28 kann ihn abholen bei … Wer würde sich melden? Auf Überraschungen freute sich Sänfter jedesmal. Überraschungen waren der Pfeffer des Lebens.
    Er fuhr nach Hause, die beiden Hunde auf den Hintersitzen, ließ Arras in der Villa frei, sagte: »Lauf zu Frauchen« und ging dann mit Mittwoch in die Bibliothek.
    Fünf Minuten später stürzte das Hausmädchen herein. »Die gnädige Frau ist ohnmächtig geworden!« schrie sie verzweifelt. »Ein großer Schäferhund sitzt auf ihrem Bett!«
    »Erna, das ist doch Arras!«
    »Das ist …« Sie hielt sich an einer Stuhllehne fest. »Jetzt … jetzt werde ich auch ohnmächtig, Herr Pro …«
    »Bloß nicht, Erna!« Sänfter lachte laut. »Bringen Sie meiner Frau einen Kognak, das belebt sie wieder.«
    »Und … und wer ist das?« Erna zeigte auf den fremden Schäferhund.
    »Das ist unser Gast, vielleicht nur bis übermorgen. Der Herr heißt Mittwoch.«
    »Mittwoch? Das ist doch heute.«
    »Erna, das verstehst du nicht. Bring meiner Frau einen doppelten Kognak …«
    Und plötzlich wünschte sich Sänfter, daß sich der Besitzer von Mittwoch, der Nummer 28, nicht melden möge … Wer er auch sein mochte.
    Der Verkauf von Bravo war perfekt. Josef Wulpert strich dem prächtigen deutschen Vorstehhund über den Kopf, aber sehr vorsichtig, denn Bravo stellte die Rückenhaare auf. Lutz hatte es ja gesagt: Bravo war ein Hund, der die Menschen sehr unterschiedlich bewertete.
    »Sie haben mir noch nicht Ihren Namen gesagt«, meinte Tenndorf leichthin, während er die fünfhundert Mark in seine Brieftasche steckte.
    »Ist das nötig?«
    »Ich meine doch. Ich möchte Bravo ab und zu besuchen kommen.«
    »Das wird mein Vater nicht wollen. Sie haben Ihr Geld, der Hund gehört uns und soll sich voll und ganz an uns gewöhnen. Das gelingt nie, wenn immer wieder Sie auftauchen. Das bringt den Hund in seelische Konflikte.«
    Es war erstaunlich, wie gut

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