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Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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liefern. Unbehelligt, von der Industrie gefördert und animiert. Hunderttausend Tiere jedes Jahr …
    Die Empörung der Öffentlichkeit? Nur Ruhe, Freunde, nur Ruhe. Keine Kommentare. Schweigen, bloß Schweigen. In ein paar Wochen hat die aufschreiende Öffentlichkeit das alles wieder vergessen. Dann erregen andere Dinge die Gemüter, zum Beispiel, wenn ein großer Tennisstar ein Match verliert. Oder wenn einer Prinzessin der Rock hochweht und man ihre Oberschenkel sieht.
    Also, keine Aufregung, Freunde. Das Signal von Otternbruch zeigt ins Nichts. Ein Aufschrei hat nur so lange Wirkung, wie man ihn hört.
    Alles verweht so schnell auf dieser Welt.
    »Das ist es ja!« sagte Kabelmann laut zu sich selbst. »Wir haben verlernt, Gefühle in der Seele zu verankern …«
    Aber die Aktion mußte sein. Das sah er ein.

11
    Man kann, wenn man ehrlich ist, verstehen, daß Kinder den Erwachsenen gegenüber gelegentlich mißtrauisch werden. Der patriarchalische Lehrsatz von früher, Erwachsene hätten immer recht, weil sie älter und erfahrener seien, hat einen Knacks bekommen. Die Kinder sind kritischer geworden, und so manches, was Erwachsene tun oder hinnehmen, stößt bei ihnen auf gesundes Unverständnis.
    Nicht anders erging es Mike. Tenndorf und Carola waren in die Stadt gefahren, um für Tenndorf eine dunkle Strickmütze zu kaufen, so weit, daß er sie über das Gesicht ziehen und sich damit vermummen konnte. Allerdings weigerte sich Carola, in diese Strickmütze Augenlöcher zu schneiden, und darüber hatte es einen kleinen Disput gegeben.
    »Nein!« hatte Carola gesagt. »Wenn du schon so blind bist, daß du die möglichen Folgen nicht erkennst, dann kannst du auch ohne Augenlöcher losziehen. Blind bleibt blind! Und außerdem will ich mich nicht mitschuldig machen. Ihr befreit vielleicht fünfzig Tiere … gut, deren Leben rettet ihr. Aber die anderen? Wulpert hat einige hundert Tiere in seinen Hallen. Wollt ihr auch die weißen Mäuse und die Ratten loslassen? Das wird euch bestimmt niemand danken. Ganz im Gegenteil: Man wird euch verfluchen. Wer will schon Mäuse und Ratten in seinem Haus? Ein Fanal wollt ihr setzen? Für wen denn? Glaubt ihr wirklich, daß die Kliniken und Labors, die Pharmazie und die anderen chemischen Industrien auf ihre Tierversuche verzichten? Die lachen doch nur über euch blinde Idealisten. Die kümmern sich einen Dreck um die Empörung der Tierliebhaber, und wenn die deutschen Tierhändler schließen müssen, na, was dann? Dann bezieht man die Tiere aus dem Ausland. Es ist doch ein Millionengeschäft, in dem jeder freigewordene Platz sofort neu besetzt wird. Wollt ihr kleinen Eiferer einen ganzen neuen Erwerbszweig stillegen? So dumm kann doch keiner sein.«
    »Danke.« Tenndorf blickte wütend an Carola vorbei. »Ich komme mir vor wie zwanzig Jahre verheiratet …«
    »Auf den Gedanken, daß ich Angst um dich habe, kommst du aber nicht!«
    »Wenn jeder Angst hätte, ginge die Welt zugrunde durch ein paar Menschen, die rücksichtslos sind.«
    »Womit man auch Kriege begründen könnte …!«
    »Du lieber Himmel, jetzt wird's auch noch politisch!« Tenndorf war aufgesprungen und hatte seinen pelzgefütterten Mantel übergezogen. »Kommst du nun mit einkaufen?«
    »Ja. Dich jetzt allein zu lassen wäre noch schlimmer!«
    In dieser Stimmung waren also Tenndorf und Carola in die Stadt gefahren. Wiga war zu Mike hinübergekommen, sie hatten gemeinsam ihre Schulaufgaben gemacht und sprachen dann über ihre sich so merkwürdig benehmenden Elternteile.
    »Eins ist klar«, sagte Mike etwas altklug wie immer, »die haben Pumpi und Micky abgeschrieben. Die denken, die sind beide tot. Die sprechen ja auch gar nicht mehr darüber.«
    Wiga antwortete mit einem traurigen Nicken. »Und wenn es so ist, Mike?«
    »Für mich leben sie noch!«
    »Aber wo?«
    »In Otternbruch, bei Wulpert. Auch wenn mir keiner glaubt: Ich weiß, daß es der weiße VW-Kastenwagen war … einmal als Möbelwagen, einmal als Wäschereiauto. Und der Sohn von dem Hinkenden hat ihn gefahren.«
    »Die Polizei hat keinen VW gefunden, Mike.«
    »Die Polizei!« Mike machte eine großspurige, wegwerfende Handbewegung. »Das müssen wir selbst machen.«
    »Wir, Mike? Wie denn?«
    »Wie Winnetou. Wir legen uns auf die Lauer und beobachten sie.«
    »Wo denn?«
    »In dem alten Backhaus. Das ist ein prima Versteck. Da kommt keiner mehr hin, aber wir können von dort aus alles sehen.«
    »Und wann, Mike?«
    »Wenn du nicht zu feige bist

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