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Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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einen Gefallen und sieh dir die letzten Säle allein an. Ruf mich, wenn du unseren Mann findest.«
    Sie spürten ihn auch am nächsten Tag nicht auf, obwohl sie schon früh loszogen, weil einer von Smileys Informanten ein Wrigley-Double entdeckt hatte. Am Abend hatten sie bereits ein Dutzend passable Darsteller für eine Wrigley-Rolle, nur nicht Puissant.
    An diesem Abend fuhren sie ins »Haus der Rosen«, das seinen Namen von dem mittelalterlichen »Krieg der weißen gegen die roten Rosen« in England bezog. Sie mußten sich höfische Kostüme aus der Feudalzeit leihen, um eingelassen zu werden; Smiley ging als Mundschenk, Timothy als Hofnarr. Die Attraktionen des Hauses waren psychedelische Gelage mit Hexensabbat, Schwarzen Messen und Folterkammerorgien und ein Ritterturnier, an dem jedermann teilnehmen konnte, das aber nicht mit Pferden, sondern mit Motorrädern ausgetragen wurde, die aus fest verschweißten Rammspornen elektrische Lähmstöße austeilten. Auch die Spielsäle waren dem »finsteren Mittelalter« angepaßt.
    »Wenn unsere Vorfahren geahnt hätten, wie finster die Zukunft in den Staaten werden würde«, kommentierte Timothy, »sie wären sicher nie über den großen Teich gekommen.«
    Als Preise gab es vorwiegend Antiquitäten, nur wenige aus dem Mittelalter, die meisten aus dem 20. Jahrhundert, aber alle unzweifelhaft echt; dieses Publikum hätte sich auch kaum mit Kopien abspeisen lassen. Der größte Andrang herrschte in der »Venezianischen Lotterie«, wo es Gläser zu gewinnen gab. Um den Kitzel des Spiels zu erhöhen, wurden nicht nur Gewinner, sondern auch Verlierer ausgelost, die dann in eine »Folterkammer der Inquisition« geführt und vor dem Publikum ziemlich hart malträtiert wurden.
    In »Tausendundeiner Nacht« bekam Smiley Lust mitzumachen, er mußte in einen Sog euphorisierenden Gases gekommen sein. Timothy verpaßte ihm schnell einen Schuß Antispray.
    Dann stiegen sie »noch tiefer in die Barbarei«, wie Timothy sagte, ins »Alte Rom«. Beim Kampf in der Arena gegen (gedopte) Löwen glaubten sie schon, Puissant endlich erwischt zu haben, aber das erwies sich wieder einmal als Irrtum. Smiley wollte noch in den Keller fahren, wo ein Reklame-Video einen Sklavenmarkt verhieß: »Gewinnen Sie einen Sklaven. Für einen Tag, eine Woche, einen Monat, ein Jahr – Sie selbst bestimmen die Dauer. Und was riskieren Sie schon? Nur selbst Sklave zu werden, wenn Sie verlieren. Das aufregendste Spiel des Jahrhunderts!«
    Timothy winkte ab. »Glaube kaum, daß das Puissant reizen könnte. Was soll er mit einem Sklaven? Und er selbst ist es doch schon, wenn auch an goldenen Ketten. Komm, Smiley, ich will nach Hause. Es widert mich an, und ich bin sicher, daß wir Puissant hier nicht finden. Er ist zwar ein Spieler und bestimmt auf ausgefallenen Nervenkitzel aus, aber wenn er nur halb so gut kochen kann, wie man behauptet, muß er ein Mann mit Geschmack sein und kann sich unmöglich in diesen Kasinos wohl fühlen.«
    4.
    Am nächsten Tag lief ein vielversprechendes Communic ein. Bud und Sidney Spencer, zwei Gelegenheitsspione, hatten in Funny Hills ein Wrigley-Double gefunden und fragten an, ob es etwas ausmache, daß dem Mann ein Ohr fehle.
    Timothy bestellte ein Aerotaxi, um bis zum McCarthy Square zu fliegen, das letzte Stück wollten sie mit der Metro zurücklegen, damit sie in Funny Hills kein Aufsehen erregten. Der Taxifahrer weigerte sich, am McCarthy Square zu landen, und ließ sich nur für ein hohes Trinkgeld überreden, sie bei laufendem Rotor direkt am Metro-Eingang abzusetzen.
    Auf dem Bahnsteig lungerten ein paar schwerbewaffnete Guards, die sie mißtrauisch ansahen. Als der Zug einfuhr, merkte Timothy, warum.
    »McCarthy Square«, tönte es aus den Lautsprechern. »Achtung, Reisende! Unbewachtes Gebiet. Aussteigen und Verlassen des Bahnhofes nur auf eigene Gefahr.«
    Niemand stieg aus, und die Passagiere des überfüllten Waggons rückten beiseite, als seien Timothy und Smiley leprakrank.
    Bud Spencer erwartete sie am Ausgang der Metro-Station Funny Hills mit langem Gesicht.
    »Vor zehn Minuten haben wir ihn aus den Augen verloren. Weit kann er noch nicht sein. Vielleicht hat Sidney ihn schon wiedergefunden.«
    Doch Sidney zuckte nur mit den Schultern, als sie ihn endlich trafen. »Wie vom Erdboden verschwunden.«
    Sie hasteten durch die Spielstraßen, ohne sich mit den Saloons aufzuhalten, die doch nur Spiele für kleine Leute mit kleinem Geldbeutel bereithielten und als Preise die

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