Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
Vom Netzwerk:
Jahren beim Mariana-Roulett verloren. Völlig verrückt, hat das eine Ohr auf Farbe, das andere auf Zahl gesetzt, eine Chance von eins zu hundert, daß er mit beiden Ohren heil da herauskommt; er hat noch Glück gehabt, daß er nicht beide hergeben mußte.«
    »Trotzdem, Tiny, in den Spielparks treiben sich Zehntausende herum. Unsere Chancen stehen nicht mal eins zu hunderttausend.«
    »Du hast mich vorhin auf eine Idee gebracht, Smiley. Sag allen Leuten, die du kennst, du solltest für eine Kaugummi-Show ein Double von Jeremias Wrigley auftreiben, und drück ihnen das Bild in die Hand. Fünfzig Dollar für jeden Tip und tausend Dollar Prämie für den richtigen. Wir werden uns inzwischen in den Kasinos der VIPs umsehen.«
    »Wenn man uns reinläßt. Du hast selbst gesagt, die sind für Polizei und Detektive gesperrt.«
    »Wir sind Mitglieder, Smiley.« Timothy warf zwei IdenticatFolien auf den Tisch. »Ich habe einem meiner Klienten gestanden, daß mich die Spielleidenschaft gepackt hat, daß ich mich aber fürchte, allein zu gehen, und mich deshalb von meinem Freund, dem Anthropologen Anthony Smiles, begleiten lassen möchte.«
    »Anthropologe? Was ist das nun schon wieder?« Smiley blickte Timothy mißtrauisch an.
    »Erklär’ ich dir später in Ruhe. Entscheidend ist, daß es ihn wirklich gibt, falls man es überprüft, und daß er dir einigermaßen ähnlich sieht. Daß ich einen Mann mit Namen Smiles ’Smiley‹ nenne, wird auch den mißtrauischsten Kasino-Diener nicht beunruhigen, zumal wenn du die Klappe hältst. Ein Anthropologe ist nämlich ein ziemlich gebildeter Mann. Hast du einen modernen Frack? Schon gut, stell dich unter den Dressomaten. Dann sagst du bis auf weiteres alle Termine ab und bringst das Bild von Mister Wrigley unter die Leute. Ich entwerfe inzwischen den Schlachtplan.«
    2.
    Als Smiley am späten Nachmittag wiederkam, führte Timothy ihm den »Truckle-Spezial-Wunder-Frack« vor. In Sekundenschnelle hatte er die Schöße in die Taschen gestopft, den Frack umgedreht und wieder angezogen, und nun sah er wie ein schon etwas schäbiger Allerweltsrock aus. Der Spitzenkragen des Hemdes ließ sich mit einem Handgriff abreißen und auch wieder anheften.
    »Die Hosen können wir leider nur umfärben«, erklärte Timothy, »aber ich denke, das wird reichen.« Er holte aus einer der vielen Hosentaschen einen Handcolorator. »Damit können wir auch blitzschnell die Haare umtönen. Hier hast du einen ’Ohrwurm‹, neuestes Modell, es genügt, wenn du mit geschlossenem Mund murmelst, und ich kann dich fünfhundert Meter weit hören. Außerdem werden wir diese Westen tragen – ein Sender für taktile Signale. Wenn du dir auf die Brust drückst, spüre ich es auf dem Rücken. Hier ist eine Liste der Codezeichen, die ich mir ausgedacht habe.«
    »Wozu solch ein Aufwand? Wir haben doch nichts zu verbergen.
    »Erstens kann ich es nicht ausstehen, wenn jemand mich abhört, zweitens dürfen wir in den Kasinos kein Aufsehen erregen, und drittens fürchte ich, daß Glover mir seine Leute an die Fersen heften wird, um im entscheidenden Augenblick doch noch die Nase vorn zu haben. Ich hoffe, wir können sie abschütteln, aber sicher ist sicher.« Timothy lächelte versonnen. »Ich will Puissant erst mal für mich haben.«
    »Wollen wir eine Leibgarde mieten?«
    »Habe ich schon getan. Auf deinen Namen. Die Leute bekommen Sprechfunkgeräte, damit wir sie dirigieren und im Notfall rufen können. Ich möchte nicht, daß sie uns wie ein Schwarm Hunde hinterherlaufen.« Timothy zog ein weiteres Gerät hervor. »Das hier ist ein Defreezer, mit dem wir über den ’Ohrwurm‹ die Animiermusik stören können. Und das hier ein Spray gegen euphorisierende Aerosole; ich möchte weder in den Kasinos noch in den Parks plötzlich vom Spielfieber ergriffen werden.«
    »Du alter Geizkragen willst wohl überhaupt nicht spielen?«
    »Wenn es nötig ist, bin ich bereit, ein kleines Vermögen zu riskieren.« Timothy zeigte, daß die dicken Sohlen und die hohen Absätze seiner Schuhe voller Geld steckten.
    »Warum bekomme ich nicht so schöne Schuhe?«
    »Bei dir würde es auffallen, bei mir hält es jedermann für Eitelkeit. Nun der Stock.« Timothy drückte Smiley einen Spazierstock aus Bambusrohr in die Hand. »Zum Glück hat die Mode dieses schöne Accessoire der Upperclass sofort aufgegriffen, so fallen wir damit weder in den Kasinos noch in den Parks auf. Ich habe mir allerdings gestattet, unsere Stöcke ein wenig zu

Weitere Kostenlose Bücher