Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
»Und ich hoffe, der Junior ist nicht so leichtsinnig, etwas zu unternehmen, solange ich an dem Fall arbeite.«
»Aber davon weiß er nichts.«
»Dann sollten Sie sich schleunigst mal versprechen.«
8.
Als Patton die bestellten Unterlagen brachte, fertigte Timothy ihn an der Tür ab. Er müsse allein sein. Für Montag früh ließ Timothy sich bei Brooker anmelden. Patton kam eine halbe Stunde zu früh, um ihn abzuholen. »Nun, haben Sie das Rätsel gelöst, Tiny?« fragte er, noch bevor sie sich begrüßt hatten.
Timothy verzog keine Miene. »Haben Sie etwa daran gezweifelt?« Er holte eine Flasche »Haighs«. »Ja«, sagte er dann und blickte versonnen in sein Glas, »heute nacht. Dabei war die Antwort so einfach. Man muß wirklich nur die richtigen Fragen stellen, Harold. Wir haben immer gefragt, wie jemand unbemerkt in das Innere Reich kommen konnte. Die Frage lautet: Wie konnte jemand unbemerkt herauskommen?«
Timothy lachte über Pattons verdutztes Gesicht.
»Ja, Harold, so einfach ist es. Passen Sie auf. Zu den Domizilen der Bigbosse gibt es ja auch noch die Landzugänge. Wer sie benutzt, muß die Außenschleuse betreten, sich vor dem Televisor anmelden und wird registriert, bevor er eingelassen wird beziehungsweise bevor er hinausgeht.«
Patton nickte.
»Wenn Sie sich erinnern wollen: Weaverly junior hat sich am Mordtag von Charles Benedict Brooker abholen lassen. Der Junior brauchte keine Genehmigung, um die Schleuse passieren zu können, und er kann durch den direkten Zugang zur Schleuse kommen, ohne gesehen zu werden. Er geht also in die Schleuse, läßt sich registrieren, geht aber nicht hinaus, sondern wieder zurück; sein Freund Brooker fährt alleine ab. Dann sucht der Junior seinen alten Herrn unter irgendeinem Vorwand auf und führt ihm sein Gerät vor. Wer weiß, was er angekündigt hat. Der Alte erstickt in seinem Vakuum, Sohnemann injiziert ihm noch die Krebsviren, bringt das Gerät wieder in seine Gemächer und wartet die vereinbarte Zeit ab, geht dann wieder in die Schleuse, wird registriert, läßt Brooker und die anderen herein. Dann gehen sie nicht durch den direkten Zugang ins Innere Reich, sondern erst in den allgemeinen Trakt und nehmen auch noch Dienstboten als Zeugen mit. Ein paar Wochen später dasselbe bei Lloyd. Und irgendeines Tages bei unserem gemeinsamen Freund Brooker. Eine fast perfekte Methode. Von dem transportablen Vakuum wissen erst ganz wenige. Niemand außer den Chefs könnte so ein Ding hineinschmuggeln, und selbst wenn jemand auf die richtige Idee käme, die Täter haben ein Alibi, und welcher Polizist würde es wagen, einem Weaverly oder Brooker vorzuwerfen, er habe gelogen. Für die Polizei ist es da schon besser, festzustellen, daß die Toten an Blutkrebs gestorben sind.«
Patton war bleich bis unter die Haut.
»Kommen Sie, Harold, es wird Zeit. Obwohl es für mich gleichgültig ist, welcher Brooker Seniorchef ist, das heißt, nicht ganz. Haben Sie die Aufstellung gemacht?«
Patton holte sie aus seiner Tasche und gab sie Timothy.
9.
Brooker wartete schon in seinem Arbeitszimmer, und auch der Whiskywagen stand bereit. Timothy entschied sich für einen »House of Lords«.
Brooker war sichtlich nervös. »Nun, können Sie mir helfen?«
»Ich kann Ihnen verraten, wer Ihre Partner umgebracht hat und wer Sie ermorden will, aber ob Sie mir glauben? Es ist nur eine Hypothese, die zwar alles logisch erklärt, doch ich kann Ihnen keine ausreichenden Beweise liefern, um den Mörder vor Gericht stellen zu können.«
»Das ist mir gleichgültig«, sagte Brooker. »Hauptsache, ich kann mich vor ihm schützen.«
»Für diesmal bestimmt, wenn man es bei Ihnen überhaupt mit der gleichen Methode versuchen würde, was ich bezweifle. Ich hoffe doch, Ihr Mörder nimmt mich ernst.«
»Schießen Sie los, wer ist es?«
»Wenn Sie gestatten, sprechen wir zuvor noch über das Honorar.«
»Machen Sie das mit Patton ab, er hat Vollmacht.«
»Es geht nicht um das übliche Honorar und die Spesen. Sie hatten mir eine Erfolgsprämie in Aussicht gestellt.«
Es war nicht zu übersehen, daß Brooker Mühe hatte, ruhig zu bleiben. »Sie sollten wissen, daß ich es auf den Tod nicht leiden kann, wenn man mich erpressen will«, sagte er.
»Ja«, stimmte Timothy zu, »da bin ich ganz Ihrer Meinung. Es gibt nichts Erbärmlicheres als einen Erpresser.«
»Also, wieviel? Drei, vier fünf...?«
»Was?« fragte Timothy mit der unschuldigsten Miene.
»Millionen, was sonst?«
»Kein
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