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Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Geld.«
    »Was dann?«
    »Flaschen«, sagte Timothy sanft und reichte Brooker seine Liste. »Tausend Flaschen.«
    Brooker überflog sie nur. »Okay. Obwohl ich mich von dem dreiundzwanziger Tokajer äußerst ungern trenne. Sie wissen, er ist für kein Geld mehr zu bekommen.«
    Timothy unterdrückte sein Lachen. Er wußte es. Aber auch, daß Brooker noch zweiundzwanzig Flaschen davon im Keller hatte, und er dachte, daß es großzügig von ihm wäre, nur zehn zu verlangen. »Vielleicht lassen Sie Patton kommen und sagen ihm, daß er inzwischen schon mein Honorar in den Helicopter bringen läßt?«
    Brooker verzog den Mund, aber er drückte auf den Knopf, der Patton herbeizitierte, und gab ihm die Liste. Patton mußte vor dem Eingang gewartet haben, so schnell war er da.
    »Halten Sie sich bitte bereit«, sagte Timothy. »Ich werde bald zurückfliegen.« Brooker nickte, und Patton verschwand.
    »Nun, wer ist es?« fragte Brooker.
    »Ich würde es vorziehen, die Geschichte auf meine Weise zu erzählen. Schließlich ist die lückenlose Logik diesmal mein einziger Beweis.«
    Brooker ließ sich resigniert in seinen Sessel fallen.
    »Natürlich gibt es genügend Leute«, begann Timothy, »denen man ein Motiv unterstellen könnte, nicht nur Sie und Lloyd und Weaverly, sondern noch ein paar Dutzend Großer mehr ins Jenseits zu befördern, aber die Art der Verbrechen läßt nur einen winzigen Kreis von Verdächtigen zu. Nachdem ich wußte, womit die Morde verübt wurden –«
    »Sie haben es herausbekommen?« unterbrach Brooker. »Man hat also nicht übertrieben. Sie stecken das ganze FBI in die Tasche.«
    Timothy machte eine Handbewegung, die man mit einigem Wohlwollen als Bescheidenheit hätte deuten können. »Weaverly und Lloyd sind erstickt.«
    »Ja«, sagte Brooker, schon wieder an der Grenze zur Wut, »so schlau war ich auch ohne Sie. Aber woran?«
    »Buchstäblich an nichts.« Timothy erklärte ihm den Trick mit dem transportablen Vakuum in allen Einzelheiten. »Ich mußte also nur noch herausfinden, wer in der Lage war, eine solche Apparatur unkontrolliert zu Weaverly und Lloyd hineinzubringen und sie in umittelbarer Nähe seines Opfers in Betrieb zu setzen.«
    Brooker war ganz entspannt. Er lächelte sogar. »Ich glaube Ihnen, Mister Truckle. Und ich weiß jetzt auch, daß man mich nicht ermorden kann. Ich lasse niemanden so nahe an mich herankommen, und ich werde die Sicherheitsbestimmungen noch verschärfen lassen.«
    »Sie würden nicht so gelassen sein, wenn Sie wüßten, wer Ihre Partner umgebracht hat.«
    »Wer ist es? Wer?«
    Timothy goß sich einen »White Horse« ein und schlürfte ihn in aller Ruhe, bevor er weitersprach.
    »Ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß Sie meine Liste vorhin etwas flüchtig gelesen haben, sonst wäre Ihnen gewiß aufgefallen, daß sie nur neunhundertneunundneunzig Flaschen enthält. Ich denke, jetzt ist es an der Zeit, über die tausendste zu sprechen.«
    Brooker sah ihn mit großen Augen an, und als Timothy ihm seinen Wunsch erläuterte, wurde er krebsrot, die Adern auf seiner Stirn schwollen an, daß Timothy schon befürchtete, der Unsterbliche würde einem Schlaganfall erliegen, bevor er erfuhr, wer sein Mörder war.
    »Bitte seien Sie so freundlich«, sagte Timothy lächelnd. »Ich denke, Sie können die Flasche entbehren. Notfalls würde ich Ihnen fünf Flaschen von dem Tokajer erlassen.«
    Brooker holte die Flasche und stellte sie in Reichweite vor sich auf den Tisch.
    »Was würden Sie tun«, fuhr Timothy fort, »wenn Ihr Sohn zu Ihnen käme, er habe eine sensationelle Erfindung aufgetrieben und wolle sie Ihnen zeigen, unter vier Augen, kein Mensch dürfe einstweilen davon erfahren? Wären Sie mißtrauisch, oder würden Sie ihm interessiert zuschauen, wenn er das Gerät –. Ist Ihnen nicht gut, Mister Brooker?«
    Brooker war kreidebleich.
    »Ach so«, sagte Timothy, »was hat er Ihnen denn angekündigt?«
    »Ein Gerät, mit dem man Gedankenfrequenzen entziffern kann«, hauchte Brooker. Timothy konnte ihn kaum verstehen. »Und wann wollte Ihr Sprößling dem lieben Papa seinen Gedankenleser vorführen?«
    »Heute abend«, stöhnte Brooker und starrte mit aufgerissenen Augen ins Leere.
    »Dann würde ich an Ihrer Stelle doch mal nachsehen. Sicher hat er das hübsche Ding schon irgendwo in seinen Zimmern.« Brooker rührte sich nicht. Timothy stand leise auf, nahm die Flasche vom Tisch, hüllte sie in ein Bernhardinerfell, das er ungeniert von der Wand nahm, und drückte

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