Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
entlassen sei, und fragen, ob er Unterlagen aus dem Institut mitnehmen wollte; ich hätte das genehmigen müssen.«
»Wollte er?«
»Nein. Den Rest seines Lebens, so sagte John, wolle er nichts mehr mit Gehirnen zu tun haben. Er erzählte begeistert von seinen archäologischen Plänen, und er bedankte sich noch einmal, daß ich es ihm ermöglicht hatte, seine Anästhesie-Methode zu vervollkommnen. So habe er sein Lebenswerk krönen können.«
»Berichten Sie mir von seiner letzten Arbeit.«
»Das ist mit ein paar Worten geschehen. Sie wissen sicher, daß man durch die Stahlheimer-Methode eine ganze Reihe von Operationen durchführen kann, ohne die Patienten mit Drogen zu betäuben. Man schaltet die betreffenden Schmerzzentren durch Elektrohypnosie aus. Das Problem ist, auf das My genau zu wissen, wo die einzelnen Schmerzzentren lokalisiert sind. John hat die letzten Jahre nur noch daran gearbeitet, die weißen Flecke von den Karten des menschlichen Gehirns zu tilgen.«
»Ist es ihm gelungen?«
»Soweit es die Schmerzzentren betrifft, ja. Aber es bleiben noch genügend Ecken, in die wir nicht einmal hineinschauen können.«
»Gott sei Dank!« entfuhr es Timothy.
»Deshalb wurde sofort ein Untersuchungsstab gebildet«, fuhr Lexington fort. »Denn was John zustieß, war außergewöhnlich und für die Wissenschaft hochinteressant. Sehen Sie, Mister Truckle, es handelt sich nicht um einen lokalisierbaren Defekt. Es betrifft alle Teile des Gehirns, zugleich aber auch nicht, denn es gibt dabei keinen Bereich, der wirklich ausgefallen wäre. Es ist einerseits eine teilweise, andererseits eine totale Blockade – nach unserem bisherigen Wissen etwas Unmögliches. Deshalb der Aufwand. Leider vergeblich.« Lexington hob resignierend die Schultern.
»Das Institut hat John aufgegeben«, sagte Maggy bitter.
»Nur einstweilen«, erwiderte Lexington. »Vielleicht, daß später einmal – man kann nie wissen.« Lexington drehte sich wieder Timothy zu. »Ich wünschte wirklich, Sie hätten Erfolg, aber ich glaube nicht, daß Sie ihm helfen können. Wir haben alle Möglichkeiten ausgeschöpft.«
»Dann muß ich es eben mit dem Unmöglichen versuchen«, sagte Timothy.
4.
»Wir fanden ihn kurz nach Mitternacht«, berichtete Colonel Hanks. »Da kam eine Korona junger Leute, high wie der Mount Everest, wahrscheinlich hatten sie ’Speeddream‹ geschluckt; wir konnten sie kaum unter Kontrolle halten.«
»Hausbewohner?«
»Nein, sie gehörten ins ’Washington‹. Ich war froh, als wir sie endlich abgeschoben hatten.«
»Aber Sie haben die Namen?«
»Sinnlos, die zu befragen. Die würden sich nicht mal erinnern, wenn sie ihre eigenen Mütter erwürgt und am Spieß geröstet hätten.«
»Könnte Stahlheimer mit denen gekommen sein?«
»Nein, das wurde schon festgestellt. Der Pilot von dem Aerotaxi konnte sich genau erinnern. Es waren neunzehn, und sie wollten nicht warten, bis noch ein Taxi kam; schließlich hat er einem für ein Trinkgeld erlaubt, sich in den Gang zu setzen. Außerdem gibt’s Zeugen am ’Square, daß nur diese bedropte Bande dort eingestiegen ist.«
»Stahlheimer saß hier im Sessel?«
»Dort.« Hanks zeigte auf einen fledermausfarbenen Sitz neben den Lifts. »Als die Gesellschaft hier ’raus war, entdeckte ihn einer meiner Leute. In der fraglichen Zeit hatte kein anderes Aerotaxi das ’Texas‹ angeflogen. Er muß also mit dem planmäßigen Aerobus gekommen sein.« Hanks lächelte selbstzufrieden. »Bei uns werden die Straßenzugänge bei Einbruch der Dunkelheit geschlossen und die Metrozugänge auch. Wer im ’Texas‹ wohnt, ist wohlhabend genug, sich den Aerobus oder ein Taxi leisten zu können. Die Automaten haben einwandfrei funktioniert.«
Timothy ließ sich in der Kommandobox das Sicherheitssystem erläutern. Das »Texas« war mit den neuesten Apparaturen ausgerüstet und durch raffinierte Redundanzschaltung zusätzlich gesichert.
»Nun, habe ich zuviel versprochen?« fragte Hanks triumphierend.
»Sie sollen meinen alten Hut haben.«
»Ich werde ihn in unser Museum tun«, erklärte Hanks bierernst, »der Hut von Mister Truckle –«
»Ein Museum?« unterbrach ihn Timothy.
»Ich lasse alles sammeln, was irgendwie mit dem Sicherheitsdienst unseres Hauses zusammenhängt.«
Es war eine monströse Sammlung: Schuß- und Strahlenwaffen aller Art und Kaliber, Sprengsätze, von einer Glasaugenimitation bis zur transportablen Atombombe, chemische und biologische Waffen, hochkompliziertes
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