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Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Westentasche. Und schließlich habe er seinen Schatten, der könne ruhig mal zu tun bekommen.«
    »War er völlig okay, als er Sie verließ?«
    »Ich glaube, schon. Genau kann ich es natürlich nicht sagen, Sie verstehen?« Selbrik wies auf seinen Arm. »Der Wachmann unseres Viertels hat gesagt, Stahlheimer habe einen völlig normalen Eindruck gemacht, als ich ihn zum Tor brachte.«
    »Warum hat der Wachmann nicht protestiert, als Stahlheimer zu Fuß gehen wollte?«
    »Er hat, glaube ich, doch Stahlheimer hielt ihm seinen Dienstausweis unter die Nase. Schließlich ist er IQ.«
    »Woher kennen Sie Stahlheimer?«
    »Aus der ’Carnegie-Hall‹. Stahlheimer spielte dort jeden zweiten Mittwoch.«
    »Ja, ich weiß, Cello. Sie auch?«
    Selbrik lachte auf. »Ich könnte kaum Spaß daran finden, mit diesen alten Dingern Geräusche zu machen; ich interessiere mich für Kompositionsautomaten. Unsere Bekanntschaft begann mit einem Streit. Stahlheimer behauptete, Computer würden nie richtig Musik komponieren können; es fehle ihnen das Wichtigste, die Seele. Ich widersprach natürlich, schließlich bin ich Intellektroniker. Ich erzählte ihm von meinen Arbeiten, und er begann sich dafür zu interessieren. Wir haben uns dann ein paarmal getroffen. An jenem Mittwoch habe ich ihn an der ’Carnegie-Hall‹ abgeholt, wir sind zu mir gefahren. Ich habe ein kleines Labor in meinem Haus, nichts Bedeutendes, doch es erlaubt mir Versuche mit Communicationskreisen. Ich wollte Stahlheimers Meinung hören, aber er wirkte wie abwesend; als beschäftigte er sich mit einem Problem.«
    »Sagte er, mit welchem?«
    »Nein. Wir haben Musik gehört, er trank ein Tonic, ich nahm meine Dosis ’Hollylove. Dann ist er gegangen.« Selbrik kniff die Lippen zusammen. »Ich mache mir solche Vorwürfe. Werden Sie ihm helfen können?«
    »Die Chancen sind nicht sehr groß«, sagte Timothy.
    Sie standen noch weitaus schlechter, als Timothy befürchtet hatte.
    Der Dirigent des Oldtime-Orchesters in der ’Carnegie-Hall‹ beteuerte, daß Stahlheimer zur Zeit des Konzerts völlig in Ordnung gewesen sein mußte.
    »Gerade beim Cello«, sagte er, »würde man es sofort bemerken; die Stimmung des Musikers überträgt sich auf seine Art zu spielen.«
    Lexington bestätigte, daß Stahlheimer oft zu Fuß nach Hause gegangen war. »Natürlich nur bei Tageslicht und auf den gesicherten Straßen. Aber wer weiß, was ihn an diesem Tag beschäftigt hat, es war ja so gut wie der Abschiedstag nach fast vierzig Jahren Arbeit.«
    »Und Sie hatten ihm gesagt, daß er keinen Schatten mehr besaß?«
    »Vielleicht war er schon so in seine Navajo-Pläne vertieft, daß er nicht richtig zugehört hat.«
    Smiley brauchte eine Woche, bis er seine Recherchen abschloß. Ohne den Funken eines Ergebnisses.
    »Der Wachmann bei Selbrik bleibt dabei, daß Stahlheimer bei vollem Verstand und allein weggegangen ist, und ich glaube ihm.« Smiley grinste. »Er blieb auch bei hundert Dollar in die Hand und der Aussicht auf weitere tausend Dollar für einen Hinweis dabei. Ich habe die beiden Stewardessen des Aerobus aufgetrieben. Ein hilfloser alter Mann hätte ihnen auffallen müssen, sie können sich aber an nichts dergleichen erinnern. Außerdem hat Stahlheimer mit seiner Kreditkarte bezahlt. In dem Zustand, in dem er sich jetzt befindet, könnte er das nie und nimmer. Die Safemen, die in dieser Nacht Dienst auf dem Halteplatz des ’Texas‹ hatten, haben außer der bedropten Gesellschaft nichts Ungewöhnliches bemerkt. Die Automatik hat in der fraglichen Zeit nur drei Fahrten zur Halle registriert, in den Fahrstühlen zehn und elf die Rauschbrüder; in Lift vier fuhr kurz danach ein einzelner Passagier. Das muß Stahlheimer gewesen sein. Neben der Tür dieses Lifts wurde er gefunden. Auf einem Stuhl.«
    Timothy schüttelte verzweifelt den Kopf. »Heute könnte er sich nicht einmal allein hinsetzen. Er müßte also gesund aus dem Lift gekommen sein und sich –, warum sollte er sich in den Sessel setzen, wenn er sich wohl fühlte? Hast du den Lift untersucht, Smiley?«
    »Wir haben ihn buchstäblich auseinandergenommen. Colonel Hanks hat mir ein paar von seinen Riesenbabys zur Verfügung gestellt. Er scheint übrigens einen Narren an dir gefressen zu haben. Weiter: Ich habe mir die Untersuchungsakte genau angesehen und die Angaben noch mal überprüft: Man hat wirklich alle Institute und Betriebe recherchiert, die in einem möglichen Winkel zu Stahlheimers Weg liegen, es gab offensichtlich

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