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Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Telefonhörer hin. »Für Sie, Mister Tiny. Napoleon.«
    »Maggy Stahlheimer hat angerufen«, tönte Napoleons Stimme so laut, daß Timothy den Hörer ein Stück vom Ohr abhalten mußte und der Barkeeper bequem mithören konnte. »Um achtzehn Uhr fünf. Sie bittet dringend um Hilfe. Ich soll bestellen: John hat den Verstand verloren.«
    »Warum hast du nicht weiterverbunden?« fragte Timothy ärgerlich.
    »Ich wollte nicht den Sonnenuntergang stören. Ich fragte sie, ob es noch eine halbe Stunde Zeit hätte, da sagte sie ja.«
    »Ruf an und sage, ich komme.«
    »Ich habe mir gestattet, schon ein Aerotaxi zu bestellen und sie im ’Texas‹ zu avisieren. Ich nahm an, Sie würden bei John F. Stahlheimer eine Ausnahme machen.«
    »Okay, Ende«, brummte Timothy und reichte den Telefonhörer zurück.
    »Es steht mir sicher nicht zu«, meinte der Barkeeper, »aber manchmal denke ich, daß Sie Ihrem Napoleon zuviel Freiheit einräumen.«
    Timothy legte eine Münze auf den Tisch. »Ja, manchmal denke ich das auch.«
    2.
    Ein Riese in der Uniform der Safemen baute sich vor Timothy auf, als er aus dem Lift stieg, der ihn von der Haltestelle des »Texas« in die Empfangshalle im 800. Stock heruntergebracht hatte. Er legte die linke Hand grüßend an den Helm, die rechte lag auf dem Kolben seines Rayvolvers.
    »Mister Truckle? Colonel Hanks erwartet Sie. Dort, bitte.« Er zeigte auf eine erhöht stehende gläserne Box.
    Der Chef-Safeman des »Texas« wirkte neben seinem Untergebenen wie ein Halbwüchsiger. »Freue mich, Sie kennenzulernen«, schnarrte er. »Habe schon viel von Ihnen gehört, Mister Truckle. Nun ja, Sie sind schließlich einer der Größten in unserem Metier, wenn ich mal so sagen darf.«
    »Sie dürfen.« Timothy sah sich um. Trotz der späten Stunde standen vor allen Schaltern Leute, um sich anzumelden; hinter den schuß- und strahlensicheren Scheiben des Innenraumes warteten zwei Dutzend Besucher darauf, daß man sie abholte. Neben jede der Türen waren zwei baumlange Safemen postiert, andere patrouillierten durch die Halle, obwohl der Raum elektronisch überwacht wurde.
    »Sie treiben entschieden mehr Aufwand als bei uns im ’Nebraska‹, sagte Timothy.
    »Wir sind hier ja auch in Texas.« Hanks lachte polternd. »Im Ernst, Mister Truckle, hier wohnen nur VIPs 6 , Wissenschaftler und Staatsbeamte, da sind außerordentliche Maßnahmen schon angebracht. Ich würde mich glücklich schätzen, wenn ich Ihnen unser Sicherheitssystem vorführen dürfte; es ist das beste von allen Skyscrapern. Ich wette tausend Dollar gegen einen alten Hut, daß auch Sie keine Lücke finden werden.«
    »Einverstanden«, sagte Timothy. »Aber lassen Sie mich zuerst zu den Stahlheimers bringen. Vielleicht von dem da?« Er zeigte mit dem Daumen über die Schulter. »Er scheint mit der größte zu sein.«
    »Der zweitgrößte, wir haben noch einen von zwei Meter vierzig.« Hanks winkte zu seiner Box, vor der ein Safeman wartete, offensichtlich der kleinste von allen. »Ich hatte eher an Riston gedacht.«
    »Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit«, sagte Timothy, »aber wennschon, dennschon.«
    Timothy registrierte schmunzelnd, wie der Goliath ein paar Schritte zurückblieb, wieder aufholte, erneut zurückfiel, während sie durch die Halle und einen langen Flur gingen; plötzlich blieb er stehen. »Es tut mir leid, daß ich Ihnen so viel Mühe mache, Safeman.«
    »Das ist mein Job«, antwortete der.
    »Ja, aber ich bringe Sie in Schwierigkeiten, nicht wahr? Wenn Sie den vorgeschriebenen Abstand einhalten, können Sie entweder zu mir herunterblicken oder die Umgebung im Auge behalten, wenn Sie aber beides zugleich sehen wollen, müssen Sie so weit hinter mir bleiben, daß es gegen die Dienstvorschrift verstößt.«
    »So ist es.«
    »Zuweilen hat es auch Nachteile, so groß zu sein, was?«
    »Vor allem in den Fahrstühlen. Und in den Aerobussen natürlich.«
    »Und bei den Frauen?«
    »Nee, da nicht. Frauen gibt’s genug, die was Imposantes mögen.« Er entblößte ein lückenloses Valladiumgebiß. »Für Sie auch, Mister?«
    Timothy hob die Hände.
    Der Goliath schüttelte mitleidig den Kopf. »Sie haben’s bestimmt schwerer als unsereins. Hätt’ gar nicht gedacht, daß es noch so kleine Leute gibt.« Er dirigierte Timothy zu einer Nische und hielt seine Hand vor das Relaisauge; die Tür glitt zur Seite und gab einen kleinen, kahlen Raum frei. Timothy trat unaufgefordert ein.
    »Dies ist eine vorsorgliche Untersuchung«, sagte

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