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Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Sie haben wohl wieder einen großen Fall?«
    »Ich versuche nur, einem Freund einen Dienst zu erweisen.« Er blickte dem Keeper in die Augen. »Sind Sie religiös? Glauben Sie an die unsterbliche Seele?«
    Der Barkeeper nickte.
    »Dann beten Sie heute nacht für mich und meinen Freund.«
    10.
    Am Morgen des dritten Tages rief Selbrik nach Timothy. Sein Gesicht war grau und eingefallen. »Ich glaube, ich habe es«, sagte er, seine Stimme klang müde, aber erleichtert.
    »Hoffentlich«, murmelte Timothy. »Was brauchen Sie?«
    »Nichts. Ich muß nur die Apparatur anders schalten.«
    Timothy ließ ihn keinen Augenblick aus den Augen; als er die Handschellen lösen mußte, mit denen er Selbriks Füße an den Sessel gefesselt hatte, behielt er den Rayvolver schußbereit in der Hand.
    »Bei dem geringsten Versuch, mich zu übertölpeln, sind Sie ein toter Mann.«
    »Sie vielleicht auch.«
    »Das ist mein Risiko. Aber ich schätze, Sie hängen mehr am Leben als ich.«
    Als Selbrik fertig war, schloß Timothy ihn wieder in das Bad ein. Er rief Maggy Stahlheimer an und sagte, er habe gerade Lust und Zeit zu einem Spaziergang, ob sie sich nicht treffen wollten. Maggy versprach, sich sofort auf den Weg zu machen, sie betonte »Weg«.
    Der Wachmann grinste, als Timothy ihn aufsuchte. »Donnerwetter«, sagte er anerkennend, »drei Tage? Das hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.«
    Timothy lächelte bescheiden. »Ich habe einen alten Herrn, der möchte Evelyn auch gerne kennenlernen. Er ist ziemlich wohlhabend.«
    »Geht in Ordnung, Mister. Geben Sie mir rechtzeitig Bescheid.«
    »Sie sind ein feiner Kerl«, sagte Timothy. »Ich möchte Ihnen so gerne etwas zum Geburtstag schenken, aber was? Ich muß irgendwo noch ein paar Vögel haben, wäre das was für Sie?«
    »Ich liebe Adler«, antwortete der Wachmann. »Wann kommt Ihr Bekannter?«
    »In ein paar Minuten.«
    »Dann verschwinde ich mal. Können Sie mich einen Augenblick vertreten?«
    Es war nicht auszumachen, wer aufgeregter war, Timothy, Maggy oder Selbrik. Stahlheimer blieb unberührt von dem Treiben. Timothy sprach mit ihm, während Selbrik ihn an das Gerät anschloß.
    »Weißt du, wo du bist, Johnny?« – »Ja.« – »Hast du schon einmal in diesem Stuhl gesessen?« – »Ja.« – »Hast du dich freiwillig auf ihn gesetzt?« – »Ja.« – »Weißt du, was für ein Apparat dies ist?« – »Ja.« – »Wußtest du das auch, als du dich das erste Mal in diesen Stuhl setztest?« – »Nein.« – »Warst du angeschnallt, Johnny?« – »Ja.«
    Timothy sah Selbrik mit verkniffenem Gesicht an.
    »Wir sollten jetzt anfangen«, sagte der. »Wer weiß, wie lange ich die nötige Spannung halten kann. Ich möchte nichts riskieren.
    »Ich auch nicht«, erwiderte Timothy. »Gut, fangen wir an. Vergessen Sie nicht, daß Ihr Leben davon abhängt, ob es gelingt.«
    Selbrik überprüfte noch einmal die Leitungen des Cephalographenhelms. Timothy setzte sich zu Maggy.
    »Ich verstehe das Ganze nicht«, flüsterte sie, »was geht hier vor?«
    »An diesem Gerät hat Johnny den Verstand verloren. Selbrik versucht nun, den Versuch umzukehren.«
    Die Felder des Armaturenpults begannen aufzuleuchten. Summen füllte den Raum, es roch nach Hallogenazon. Stahlheimer saß still in seinem Sitz. Selbrik hatte darauf bestanden, daß er trotz seiner Unbeweglichkeit angeschnallt wurde. Plötzlich änderte sich die Frequenz des Summens. Selbrik sprang auf. Timothy stellte sich sofort hinter ihn und drückte ihm den Rayvolver in die Seite.
    »Sehen Sie«, flüsterte Selbrik, »sehen Sie doch, es geht!«
    Stahlheimer schloß die Augen, preßte die Lider zusammen, riß sie wieder auf, unnatürlich weit, wie jemand, der gerade aus tiefem Schlaf gerissen wird.
    »John!« rief Maggy. Sie schob Timothy und Selbrik beiseite und beugte sich über den Sessel. Stahlheimer lächelte. Mühselig langsam bewegte er die Lippen. Er lallte etwas Unverständliches. Dann zuckte er zusammen, begann zu schreien, an den Halterungen zu zerren, bäumte sich auf, soweit die Stahlklammern es erlaubten. Maggy nahm seinen Kopf in die Hände. Stahlheimer bäumte sich noch einmal auf, dann fiel er in sich zusammen, ein dünner Blutfaden sickerte aus dem Mundwinkel.
    »Er stirbt«, schrie Maggy. »Wir brauchen einen Arzt. Wo ist der Communicator?«
    Timothy hielt sie zurück. Er deutete auf das Welfarometer über Stahlheimers Kopf. Alle Zeiger standen auf Null. Timothy nahm ihm den Helm ah und drückte ihm die Augen zu. »Er ist

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