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Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Verbindung zum Zentralarchiv.«
    »Das schlagen Sie sich aus dem Kopf. Sie müssen mit dem auskommen, was Sie im Haus haben oder was ich Ihnen ohne Aufsehen verschaffen kann.«
    »Wie denken Sie sich das?«
    »Sie sind jetzt dran mit Denken.« Timothy löste Selbriks Arme, dirigierte ihn ins Bad, befahl ihm, sich auszuziehen und in die Wanne zu steigen, und schloß seine linke Hand mit einer Handschelle an ein armdickes Rohr, so daß Selbrik sich unmöglich befreien konnte.
    »Was soll ich hier«, jammerte Selbrik. »Hier kann ich nicht arbeiten.«
    »Denken kann man überall«, antwortete Timothy. »Und hier können Sie mich am wenigsten stören. Ich habe noch ein paar Vorbereitungen zu treffen.«
    Als erstes blockierte Timothy alle Außenverbindungen mit Ausnahme der automatischen Rufanlage, der er die Nachricht eingab, Selbrik sei in die Berge gefahren. Dann inspizierte er die Vorräte, notierte sich eine lange Liste des zu Besorgenden und bestellte ein Aerotaxi zum »Nebraska«.
    »Ich möchte nachher noch mal wiederkommen«, sagte Timothy zu dem Wachmann, »aber ohne registriert zu werden. Ich habe da gerade eine tolle Puppe kennengelernt.«
    Er lächelte versonnen.
    »Evelyn?« Der Wachmann blickte ihn verwundert an. »Mann, Sie müssen Kies haben! Evelyn ist ziemlich wählerisch.«
    »Es soll niemand wissen. Mögen Sie Adler?« Timothy drückte dem Wachmann eine Zoo-Dollar-Münze in die Hand. »Okay«, sagte der. »Aber kommen Sie vor achtzehn Uhr, danach kann ich die automatische Registrierung nicht mehr ausschalten.«
    Zu Hause studierte Timothy seinen Terminkalender und die eingegangenen Communics und sagte alle Verabredungen ab.
    Napoleon informierte er, daß er für ein paar Tage nicht zu Hause sei.
    Napoleon fragte sofort zurück.
    + + bitte um bestätigung + tatsächlich: ein paar tage? + n. + + +
    »Tatsächlich«, knurrte Timothy. »Hast du was dagegen?«
    + + ich finde es nur außergewöhnlich + und beunruhigend + n. + + +
    »Ich auch«, antwortete Timothy. »Ende.«
    + + darf ich erfahren, wie Sie zu erreichen sind? + n. +++
    »Das geht niemand etwas an. Wenn jemand nachfragt, sage, ich sei in Urlaub gefahren.«
    Dann rief er den Großen Bruder an und vereinbarte mit ihm eine Notruffrequenz, unter der er ihn erreichen könnte.
    »Was ist los?« fragte der Große Bruder besorgt.
    »Das erzähle ich dir später einmal. Es geht um eine Riesenschweinerei.«
    »Kann ich dir helfen?«
    »Leider nicht. Ich muß allein damit fertig werden.«
    Er rief Colonel Hanks an, er könne die Sonderbewachung des Stahlheimerschen Appartements wieder einstellen, der Vorfall in der Klinik habe sich als Nachlässigkeit herausgestellt. Als letztes sprach er mit Maggy Stahlheimer.
    »Die Gefahr ist vorüber«, sagte er. »Du solltest jeden Tag mit John spazierengehen.«
    »Gerne, nur zu gerne!« rief sie. »Aber...«
    »Besorg dir zwei ’Ohrwürmer‹, einen für dich und einen für Johnny, da könnt ihr euch unterhalten, ohne laut miteinander zu sprechen. Ich glaube, es wird auch gut sein, wenn du bei Gelegenheit einmal den Weg mit ihm gehst, den er in jener Nacht zurückgelegt hat, den ganzen Weg, verstehst du?«
    Sie nickte.
    »Ich gebe dir Bescheid, wann.«
    Timothy nahm sein Gepäck und ging zur Tür. Dann blickte er auf die Uhr und stellte die Taschen ab. Er fuhr hinauf in die Bar.
    »Sie sind heute spät dran, Massa Tiny«, sagte Tom. Timothy nickte nur.
    Dann hockte er stumm auf seinem Hocker und starrte in den Nachthimmel. Der Barkeeper sprach ihn erst an, als Timothy die Finger an die Platte preßte und wippen ließ.
    »Noch immer?« flüsterte er.
    »Wie gefällt Ihnen das, Melvin: Streck dich, Bäumchen; krümm dich, Wurm; wehr dich, Söhnchen, doch bedenke – das erste Mal geht’s, das zweite Mal schwer, das dritte Mal nimmermehr.«
    »Ich verstehe nicht –«
    »Das ist Ihr verlorener Spruch.« Timothy wiederholte ihn und ließ dabei die Finger wippen, den Zeigefinger, den Mittelfinger – und den Ringfinger! Der Barkeeper starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Sie können es, Tiny! Sie können es!«
    Timothy zeigte ihm, daß er den kleinen Finger nicht an der Wurzel, sondern am Mittelgelenk gegen die Platte gepreßt hatte.
    »Sie mogeln«, rief Melvin enttäuscht.
    Timothy schüttelte den Kopf. »Ich habe mir nur gestattet, eine Korrektur vorzunehmen.« Er schob sein Glas hinüber. »Geben Sie mir noch einen, Melvin.«
    »Sie sollten sich schlafen legen, Tiny«, antwortete der besorgt. »Sie sehen müde aus.

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