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Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Welt. Sie und ich. Ich bin bereit, Sie zu beteiligen.«
    »Sie Narr«, entgegnete Timothy verächtlich. »Ich bin ebensowenig bereit, da mitzumachen, wie Johnny es gewesen ist. Unsterblichkeit? Ja, vielleicht eines Tages, aber nicht hier und heute. Ich weiß nicht, wie Sie an sein Geheimnis gekommen sind, aber es war bestimmt nicht Johnnys Idee, Seelen in solche Konservendosen zu sperren und in Computern arbeiten zu lassen. Er hätte sofort an die Hunderttausende von entseelten Körpern gedacht und an die Möglichkeit, ein Heer menschlicher Roboter heranzubilden, die jedem aufs Wort gehorchen, der das Befehlsgerät besitzt. Ich bin sicher, daß Sie Ihre Apparatur gebaut haben, ohne ihn zu informieren. Warum haben Sie sie ihm gezeigt? Sind Sie nicht weitergekommen, brauchten Sie seine Hilfe? Wollten Sie seine Zustimmung? Hatten Sie Angst, man würde doch dahinterkommen, daß es nicht Ihre Entdeckung war?«
    Selbrik war kreidebleich. Schweißtropfen sammelten sich auf seiner Stirn.
    »Geben Sie mir eine von den Pillen«, stöhnte er. »Bitte! Ich flehe Sie an.«
    Timothy holte die Dose aus Selbriks Tasche und steckte ihm eine Pille in den Mund, dann wischte er sich die Finger ab. »Aber Sie mußten erkennen, daß Stahlheimer alles andere wollte, als daß seine Entdeckung publik würde, und deshalb mußten Sie ihn zum Schweigen bringen. Also probierten Sie Ihre Apparatur an ihm aus, so konnten Sie drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Sie konnten das Gerät erproben, Sie hatten ein ideales Versuchskaninchen, eine Seele, wie Sie sie sich nicht besser wünschen konnten, gebildet, schöpferisch, musisch, mit einer reichen Lebenserfahrung, und zugleich schafften Sie sich Stahlheimer vom Hals und konnten die Entdeckung für sich allein beanspruchen. War es so?«
    Selbrik saß mit versteinertem Gesicht da.
    Timothy richtete den Rayvolver auf Selbriks Oberschenkel. »Wo ist seine Seele? Reden Sie, oder ich zerstrahle Sie stückweise.«
    »Das werden Sie nicht.« Selbrik versuchte, seiner Stimme einen überlegenen, ja höhnischen Klang zu geben, aber sein Gesicht verriet Angst. »Sie können nicht brutal sein, Mister Truckle, Sie nicht. Sie haben sich selbst verraten. Mit Ihrem Plädoyer für Menschenwürde.«
    »Zum letztenmal, wo ist seine Seele?«
    »Darüber können wir sprechen, wenn Sie Ihre Kanone wegstecken.«
    »Eins, zwei, drei –«
    Selbrik lachte auf. »Ich wußte doch, Sie würden es nicht fertigbringen. Hören Sie auf mit dem Unsinn, und lassen Sie mich los.«
    Timothy drückte ab. Der Hosenstoff verdampfte auf einem fingerbreiten Streifen. »Das nächste Mal geht es tiefer.« Selbrik schüttelte lächelnd den Kopf.
    Timothy preßte die Lippen zusammen. Er zielte ein Stück höher und drückte zum zweitenmal ab. Diesmal roch es nicht nur nach geschmolzenem Terlon, sondern auch nach versengten Haaren. Selbrik heulte auf.
    »Wo?« brüllte Timothy.
    »Im Safe«, schrie Selbrik. »Der Zylinder mit der roten Markierung.«
    Timothy holte ihn. Er trug ihn wie etwas unendlich Kostbares und setzte ihn behutsam auf den Tisch.
    »Ich biete Ihnen ein Geschäft an«, sagte er dann, »obwohl es mir in der – obwohl es mir zuwider ist. Ich biete Ihr Leben gegen Johnnys Seele.«
    »Nehmen Sie sie doch«, brüllte Selbrik, »ich kann Sie nicht daran hindern, Sie Ignorant.«
    »Wenn es Ihnen gelingt, den Versuch umzukehren und die Seele wieder in Stahlheimers Kopf zu bringen, werden Sie am Leben bleiben. Unter der Bedingung natürlich, daß Sie sich verpflichten, niemals wieder diese Forschung aufzunehmen und gegen jedermann zu schweigen.«
    »Damit Sie es für sich nehmen!«
    »Sie sind ein widerliches Schwein«, sagte Timothy. »Aber seien Sie beruhigt, weder Stahlheimer noch ich sind daran interessiert, auf solche Weise zu Ruhm und Reichtum zu gelangen. Also, was ist?«
    »Ich weiß nicht, ob es geht. Vielleicht ist es ein irreversibler Vorgang. Ich müßte es durchrechnen, ausprobieren, Apparaturen entwickeln –«
    »Lassen Sie sich schnell etwas einfallen. Sie werden dieses Haus nicht mehr lebend verlassen, es sei denn, Stahlheimer ist wieder okay. Wie ist Ihr Arbeitsrhythmus, haben Sie Selbstprogramm, oder arbeiten Sie Schicht, jeden zweiten oder jeden dritten Tag?«
    »Rollende Schicht«, erklärte Selbrik. »Vier Tage Arbeit, vier Tage frei. Heute war mein erster Frei-Tag.«
    »Dann bleiben Ihnen also drei Tage. Nutzen Sie sie gut, es könnten Ihre letzten sein. Was brauchen Sie?«
    »Vorerst nur mein Labor und eine

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