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Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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tot, Maggy.«
    »Aber es hat funktioniert«, keuchte Selbrik. Es hat funktioniert! Ich habe meinen Teil erfüllt, Mister Truckle. Er hat seine Seele wieder. Sie müssen mich freilassen. Nicht wahr, Sie lassen mich frei?«
    Timothy drängte ihn zur Wand und schloß ihn an die Türverankerung.
    »Sie dürfen mich nicht töten!« schrie Selbrik. »Das können Sie nicht tun!«
    Timothy antwortete nicht. Er half Maggy, den Toten aus dem Laborstuhl zu befreien, ihn auf einen Sessel zu legen und nach nebenan zu fahren. Dann verwüstete er das Labor. Er riß alle Kabel heraus, schob die Geräte durcheinander und schloß sie willkürlich zusammen, zerschlug die Bildschirme, löschte die Informationsspeicher und füllte sie mit Programmen aus dem Video, öffnete alle Schränke und Behälter, ließ Kristalle, Folien und Bänder vom Eliminator löschen, durchsuchte das ganze Haus und kam mit zwei Säcken voller Kristalle und Folien wieder, die er ebenfalls eliminieren ließ.
    Selbrik hatte anfangs geschrien und geflucht, dann gebettelt und geweint, schließlich war er still geworden. Als Timothy jetzt die Reste aus dem Eliminator in die Stube kippte, lachte er hysterisch. »Glauben Sie wirklich, daß Sie so eine Erfindung vernichten können? Selbst wenn Sie alle Kristalle der Welt löschten, Sie könnten den Fortschritt nicht aufhalten; da müßten Sie schon alle Gehirne –« Er brach mitten im Satz ab und starrte Timothy an. Seine Augen weiteten sich vor Angst. Timothy legte eine Injektionsspritze bereit und holte eine Viererampulle »Hollylove« aus der Tasche.
    »Das können Sie nicht tun«, jammerte Selbrik, als Timothy die Ampulle köpfte und Selbrik den Arm frei machte. »Ich hab’ doch die Pillen geschluckt. Ich würde nie wieder aufwachen!«
    »Hören Sie auf zu jammern«, fuhr Timothy ihn an. »Sie genießen den Vorzug, in einem farbenprächtigen Traum sterben zu dürfen. Sie müssen nur noch bestimmen, ob er ein paar Stunden oder ein paar Jahre dauern soll. Wie groß soll ich die Dosis machen?«
    »Sie Schwein«, brüllte Selbrik, »Sie fieser, dreckiger, hinterhältiger Zwerg!«
    »Dann muß ich eben kalifornisch Roulett mit Ihnen spielen.« Timothy drückte den Kolben herunter, schloß die Augen und ließ die goldgelbe Flüssigkeit in die Spritze klettern. Selbrik schrie auf, als Timothy ihm die Nadel in den Arm stach. Kurz darauf verklärte sich sein Gesicht. Er begann zu lachen, zu singen. Timothy reinigte die Spritze mit einem Tuch und drückte sie Selbrik in die Finger. Der besah sie wie etwas seltsam Fremdes, kicherte und warf sie zu Boden. Timothy löste die Handschellen. Selbrik beachtete ihn nicht. Er begann zu tanzen. Er breitete die Arme aus und drehte sich durch den Raum, unter seinen Schuhsohlen knirschten die zersplitterten Kristalle.
    11.
    »Was hast du da?« Maggy zeigte auf die Titanzylinder, die Timothy in den Armen hielt.
    »Leere Konservendosen. Hoffentlich leere.« Er steckte sie in einen Plastiksack. Dann trug er seine Sachen zusammen und verstaute alles in seinen Taschen, zum Schluß zog er die Handschuhfolien von seinen Fingern. Er sah unendlich müde aus, das Kinn stach spitz hervor, tiefe Falten hatten sich neben den Nasenflügeln eingegraben.
    »Jetzt müssen wir Johnny nach Hause bringen.« Er legte die Hand auf Maggys Arm. »Ich glaube, es ist besser so für ihn. Was war das noch für ein Leben.«
    »Aber solange er lebte, gab es eine Chance, daß er eines Tages wieder gesund werden könnte.«
    »Glaubst du, der Teufel gibt eine Seele wieder heraus, die er schon in den Klauen hat?«
    Maggy sah ihn verständnislos an. Sie bekam keine Erklärung.
    »Hier rauszukommen ist kein Problem«, murmelte Timothy. »Am besten, wir bringen ihn bis zum Park und rufen von dort die Ambulanz. Wir sagen, der Tod habe ihn während des Spazierganges überrascht, das ist letztlich die Wahrheit.«
    »Und was wird mit dem da?« Maggy nickte zur Tür.
    »Irgendwann wird man ihn finden und feststellen, daß er sich eine Überdosis ’Hollylove injiziert und in seinem Rausch das Labor verwüstet hat, dann wird man ihn in ein Irrenhaus bringen. Oder in die Anatomie.«
    Maggy blickte entsetzt.
    »Starr mich nicht so an!« brach es aus Timothy heraus. Er hielt ihr die Hände vor die Augen, sie zuckte zurück.
    »Ich weiß, was du jetzt denkst!« brüllte Timothy. »Meinst du, es ist mir leichtgefallen, einen Menschen zu vernichten?«
    Er rannte durch den Raum, blieb schließlich vor ihr stehen. »Du solltest nicht

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