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Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Es war sein Kopf, der pendelte. Er konzentrierte sich und brachte die Zahlen zum Stehen. 11.18. Um zehn hatte er sich hingelegt. Bis zum Abend. 11.19. Was war geschehen?
    Das Dunkel begann sich zu lichten, bis ein mildes Blaugrau ihn umhüllte. Töne tropften in die Stille, vereinten sich zu Klängen. Timothy sah, wie sich vor seinen Augen ein Umriß formte, Fläche, dann Gestalt annahm, und er wußte, daß es seine Füße, seine Beine waren, die dort schlingerten. Die Klänge flossen zu einer Melodie zusammen, die ihn freundlich stimmte. Er war glücklich. Er bemühte sich, gegen dieses Gefühl anzukämpfen. 11.24. Das Alarmprogramm! Wer hatte das Alarmprogramm eingeschaltet? So also sah aus, was er sonst nur im Unterbewußtsein wahrnahm, wenn er aus der Vainity zurückkehrte. Das Licht hatte sich in einem hellen Stahlgrau stabilisiert, das er kannte. Gleich würden die Farben an den Seiten wachsen. Blumen. Fische. Der kleine weiße Delphin würde sich über ihm tummeln.
    Die Farben flammten auf. Er schwamm zwischen Blumen und Fischen. Wo blieb der kleine weiße Delphin? Das Grau wurde heller, blendete.
    »Guten Morgen, Tiny«, sagte eine Stimme hinter ihm. »Entschuldigen Sie bitte, daß ich Sie auf die Erde zurückgeholt habe.«
    2.
    Er kannte die Stimme, aber er konnte sie nirgends einordnen. Eine Frau. Timothy versuchte sich umzudrehen, doch er hatte nicht genug Kraft. Eine Frau mit einem Baß. Aber jetzt wußte er wenigstens, wo er war. Er lag in seinem Bad, und gläserne Wände trennten ihn von den Fischen, Korallen und Blumen, und wenn der kleine weiße Delphin nicht gekommen war, dann, weil die Projektion sich nicht eingeschaltet hatte, die die Illusion vervollständigte, man schwebe inmitten eines weiten, friedlichen Ozeans.
    »Ich glaube, jetzt kann ich Sie ohne Gefahr herausholen«, sagte die Stimme. Ein Schatten tauchte neben seinem Kopf auf, den er als Deborrah Johnsons Gesicht identifizierte. Die Bachstelze! Sie griff unter Timothys Schulter, in die langsam wieder Gefühl einzog, löste mit der anderen Hand seinen Kopf aus der Halterung, griff unter seine Knie und hievte ihn aus dem Bassin. Sie legte ihn auf den Sessel, deckte ihn zu und ließ den Sessel in den Tagesraum hinüberfahren.
    »Einen Whisky?«
    Timothy blinzelte mit den Augen. Die Bachstelze flößte ihm Whisky mit einem Löffel ein, holte dann den Massator und ließ Timothy durchkneten.
    »Machen Sie so etwas um Himmels willen nie wieder, Debby«, sagte Timothy. »Es ist lebensgefährlich, wenn man jemanden unsachgemäß aus dem Unbewußtsein holt.«
    Die Bachstelze lachte. »Ich habe Napoleon gefragt, wie man Sie wieder auf die Erde zurückbringen kann.«
    »Und er hat es Ihnen verraten?«
    »Natürlich. Wie sollte er sich weigern. Ich habe ihm meine Frequenz unter den Identificator gehalten.«
    Timothy nahm sich vor, dieses Problem bald zu lösen. »Eine entsetzliche Welt«, sagte er, »in der eine Polizeifrequenz ausreicht, um aus einem Vertrauten einen Verräter zu machen!«
    »Seien Sie ihm nicht zu böse, Tiny. Ich hätte Ihren Computer in der Zwischenzeit gern ein wenig abgefragt, doch er blieb stumm wie einer Ihrer Goldfische. Ich weiß gar nicht, wie Sie das angestellt haben.« Sie sah Timothy lauernd an, aber er reagierte nicht. »Er hat mir nur verraten, wo Sie sind und wie ich das Alarmprogramm einstellen kann. Daß Sie diesen Unsinn mitmachen! Nicht genug, daß Sie sich diese krächzende Plastik angeschafft haben!«
    »Es ist kein Unsinn, Debby. Es ist phantastisch, wirklich. Sie sollten es einmal versuchen. Es regeneriert das Gehirn, macht aufnahmefähiger, gefühlsreicher –«
    »Ich habe so schon mehr Gefühle, als ich mir leisten kann«, erwiderte sie grob.
    Timothy mußte sich zusammennehmen, damit er nicht auflachte. Die Bachstelze und Gefühle!
    »Ich frage mich«, sagte sie, »wie Sie sich solch einen Luxus erlauben können. Raub oder Erpressung?«
    »Nehmen wir an, ich hätte jemandem geholfen, ein kleines Problem zu lösen, Mister Brooker zum Beispiel. Steht das noch nicht in Ihren Unterlagen?«
    »Ich denke, dem haben Sie den Weinkeller ausgeräumt.«
    »Das war die Prämie«, antwortete Timothy. »Nur vom Vergnügen kann ich nicht leben. Sie sind nicht gut informiert, Debby.« Er schüttelte den Kopf. »Die Polizei ist auch nicht mehr das, was sie einst war. Aber davon lebe ich schließlich. Und nicht schlecht, wie Sie sehen. Warum machen Sie sich eigentlich nicht selbständig?«
    »Warum sollte ich! Ich bin

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