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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Einzelheiten nicht interessiert, nur an Resultaten, womit D.D. aber noch nicht dienen konnte – obwohl zurzeit fast jeder Cop in Boston an dem Fall arbeitete. Wehe, wenn ihr Team nicht bald erste Ergebnisse lieferte.
    Der Staatsanwalt machte große Augen, als er erfuhr, dass Tessa Leoni schon einmal auf Notwehr plädiert hatte, und ließ sich von D.D. überzeugen, dass es angeraten war, mit einer förmlichen Anklage noch eine Weile zu warten. Es machte natürlich einen erheblichen Unterschied aus, ob sie auf Totschlag oder Mord hinauslief, weshalb eingehende Recherchen in ihrer traurigen Vergangenheit unerlässlich waren.
    Die Medien sollten dahingehend bearbeitet werden, dass sie die Suche nach Sophie intensivierten und von den Umständen der Tötung Brian Darbys ablenkten.
    Eine halbe Stunde nach Mitternacht kehrte D.D. in ihr Büro zurück. Sie hatte ihren Chef zufriedengestellt, den Staatsanwalt überzeugt und ihre Taskforce auf Trab gebracht. Die Ermittlungen liefen auf Hochtouren.
    Bobby nahm vor ihrem Schreibtisch Platz. Wortlos hob er den ersten Bericht von dem darauf abgelegten Stapel und fing zu lesen an.
    Kurz darauf setzte sich D.D. dazu und begann ebenfalls zu lesen.

[zur Inhaltsübersicht]
    14. Kapitel
    Im Alter von drei Jahren schloss sich Sophie einmal selbst im Kofferraum meines Streifenwagens ein. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt Brian noch nicht kennengelernt, konnte also nur mir selbst die Schuld geben.
    Wir wohnten damals noch in der kleinen Wohnung gegenüber von Mrs. Ennis. Es war Spätherbst, die Sonne ging schon früh unter, und es wurde nachts sehr kalt. Sophie und ich waren im Park spazieren gegangen. Als wir wieder zu Hause waren, bereitete ich das Abendessen vor, während sie im Wohnzimmer spielte. Im Fernseher lief Curious George .
    Ich machte einen kleinen Salat, denn ich hatte mir vorgenommen, mein Kind zunehmend an vegetarische Kost zu gewöhnen. Um ihr die Sache schmackhafter zu machen, backte ich auch ein paar Pommes für sie auf.
    Das Ganze dauerte zwanzig, vielleicht fünfundzwanzig Minuten. Aber es waren konzentrierte fünfundzwanzig Minuten, und ich war so sehr mit meiner Arbeit beschäftigt, dass ich auf meine Kleine nicht geachtet hatte. Als ich das Essen auf den Tisch stellte, war sie fort.
    Anfangs hielten sich meine Sorgen noch in Grenzen. Ich kannte schließlich mein Kind. Sophie hatte schon mit dreizehn Monaten laufen gelernt und seitdem gewissermaßen ständig einen Zahn zugelegt. Es kam nicht selten vor, dass sie sich auf dem Spielplatz oder in Supermärkten selbständig machte und mir durch die Lappen ging, aber normalerweise fanden wir uns innerhalb weniger Minuten wieder.
    Ich suchte nun jeden Winkel unseres winzigen Einzimmerapartments nach ihr ab, rief ihren Namen, schaute, um auf Nummer sicher zu gehen, in allen Schränken nach und warf einen Blick unters Bett. Sie war nicht da.
    Ich eilte durchs Treppenhaus nach unten und musste feststellen, dass ich die Eingangstür nicht verriegelt hatte. Auf dem Weg zurück nach oben verfluchte ich mich im Stillen und spürte den ganzen Frust einer überforderten alleinstehenden Mutter in mir aufsteigen, die immer für alles verantwortlich ist.
    Ich klopfte an Mrs. Ennis’ Tür. Nein, Sophie sei nicht bei ihr, aber sie habe sie eben noch unten auf der Straße spielen sehen.
    Also rannte ich wieder nach draußen. Die Sonne war untergegangen. Die Straßenlaternen brannten, so auch die Außenbeleuchtung des Hauses. Wirklich dunkel ist es nie in einer Stadt wie Boston. Aus diesem Umstand schöpfte ich ein wenig Mut, als ich um den Block herumhastete und immer wieder den Namen meiner Tochter rief. Aber weil mir kein Kinderlachen hinter der nächsten Ecke oder schrilles Kichern aus den Hecken entgegenschallte, bekam ich es rasch mit der Angst zu tun.
    Ich fing an zu zittern. Es war kalt. Ich hatte mir keine Jacke übergeworfen und erinnerte mich, Sophies himbeerroten Fleecepullover an der Garderobe hängen gesehen zu haben. Auch sie war nicht warm genug angezogen.
    Mein Herz raste. Ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen. Schon während der Schwangerschaft hatte ich ständig in Furcht gelebt. Anstatt mich auf mein Kind zu freuen, hatte ich immer das Bild meines toten Bruders vor Augen, der kreideweiß und mit hellroten Lippen zur Welt gekommen war.
    Als die Wehen einsetzten, schnürte sich mir vor Angst der Hals zu. Ich war überzeugt davon, dass ich hoffnungslos scheitern und mein Kind sterben würde.
    Aber dann war Sophie

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